LORD BELIAL: Ich hasse Politik!

Der schwarze Fluch, Surströmming und andere Einzelheiten aus Trollhättan….

LORD BELIAL gehören zur alten Garde der schwedischen Black Metal Bands. Seit der Gründung 1992 hat das Quartett aus dem trve-benannten Trollhättan neben zahlreichen kleineren Werken sieben Full Length-Alben veröffentlicht. Mit The Black Curse ist nun Nummer acht an der Reihe. Höchste Zeit also, die Schwedischkenntnisse virtuell an Thomas auszuprobieren und neben Fragen zum aktuellen Album auch Antworten zu finden darauf, warum bei der Band drei Leute den gleichen Nachnamen haben, was es eigentlich mit der Purify Sweden-Kontroverse auf sich hat und ob eigentlich jeder Schwede schon mal Surströmming gegessen hat.

 

Wie bei GRAVE mit Dominion VIII ist The Black Curse euer achtes Full Length-Album. Sind Reviews noch wichtig für euch? Oder sind euch die Meinungen der Journalisten egal, weil ihr schon so viel Erfahrung und so viele Veröffentlichungen vorzuweisen habt?

Rezensionen waren noch nie wichtig für uns. Warum sollte es wichtig sein, was ein einzelner Mensch über unsere Musik denkt? Noch dazu jemand, der sich unsere Scheibe vermutlich höchstens einige Male angehört hat. Wir scheren uns also nur darum, was unsere Fans denken, nicht die Rezensenten. Natürlich ist es cool, wenn Renzensenten unsere Musik mögen – aber wir liegen auch nicht schlaflos im Bett, nur weil wir ein negatives Review bekommen haben.

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 Generell gegen Religion – Thomas

Die Texte zeigen ja wieder eine starke satanische Überzeugung. Wie soll man den Titel The Black Curse interpretieren? Hast du gar mal schlechte Erfahrungen mit schwarzer Magie gemacht?

Wir haben schon immer einen starken antireligiösen Unterton in unseren Texten gehabt und das ist etwas, was wir auch fortsetzen werden. In unseren Songs geht es aber auch um Krieg und Zerstörung. Dazu gesellen sich Elemente aus der babylonischen, römischen und griechischen Mythologie, da ich mich sehr dafür interessiere. Einige Lyrics beschäftigen sich auch mit düsteren Aspekten aus Mythologie und Geschichte. Mit schwarzer Magie habe ich indes nie negative Erfahrungen gemacht.

Spielt denn Satanismus eine Rolle in deinem Leben? Oder ist es einfach etwas, was du für LORD BELIAL anwendest, aber dein Privatleben nicht tangiert?

Keiner von uns hat Satanismus als Lebensstil übernommen. Wir sind allesamt gegen Religion generell. Für mich ist Satanismus auch eine Religion, selbst wenn der gemeine Mann von der Straße das nicht so akzeptiert. Trotzdem finde ich viele Aspekte des Satanismus sehr faszinierend und lebe nach meinem eigenen Ideal und nach meinen eigenen Ansichten.

Und in diesem Leben spielt LORD BELIAL ja eine große Rolle. Es hat gerade mal ein Jahr gedauert, bis ihr mit The Black Curse wieder ein neues Album am Start hattet. Eure Diskographie ist ebenfalls beachtlich. Wieviel Zeit nimmt die Band denn eigentlich in Anspruch? Und wie sieht der Songwriting-Prozess aus?

Ich kümmere mich ums Beantworten von Interviews, mache die Werbung, knüpfe neue Kontakte, übe Gitarre, schreibe Songs und Texte für LORD BELIAL – und das alles so gut wie täglich. Sobald ich von der Arbeit nach Hause komme, gibt es immer etwas für die Band zu tun. Und wenn wir mit dem Songwriting für eine neue Scheibe beschäftigt sind, dann ist das für mich eine 100%-Angelegenheit. Ich schreibe täglich neues Material, um so viel wie möglich zu haben.

Das Songwriting sieht so aus, dass ich meistens Riffs für einen bis zwei Songs schreibe. Dann arrangiere ich die Riffs, bis ich zufrieden bin. Später mache ich das Gleiche nochmals, bis ich etwa acht bis zwölf Songs mit Grundideen zusammen habe. Wenn alle Riffs und Arrangements stehen, gebe ich den anderen Bandmitgliedern eine CD damit. Und danach fangen wir mit dem Üben in unserem Proberaum (bzw. Studio) an.

Das hört sich sehr effektiv an. Wurde für The Black Curse derselbe Modus Operandi beibehalten oder habt ihr etwas anders gemacht?

Nein, wir haben es genau so gemacht wie immer, als wir die Musik für The Black Curse geschrieben und aufgenommen haben.

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 Rauer – The Black Curse

Ich habe das Gefühl, dass der Sound von The Black Curse etwas rauer ausgefallen ist, als derjenige vom Vorgänger Revelation – The 7th Seal. Ihr behaltet eure Keyboards und die schönen cleanen Gitarren jedoch bei, also seid ihr nicht zu einer Raw Black Metal-Band geworden. Ist der Grund für die andere Produktion der, dass ihr dieses Mal nicht mit Andy LaRocque, sondern mit Produzent Valle Adzic zusammengearbeitet habt? Und warum eigentlich der Produzentenwechsel?

Der Sound von The Black Curse ist ein bisschen rauer als derjenige vom Vorgängeralbum. Das war das Ziel – dass wir ein bisschen rauer klingen sollten und etwas primitiver als früher. Aber die Tonqualität ist noch immer gut und ich denke, dass wir soundtechnisch richtig gute Arbeit abgeliefert haben.

Der Grund für den Produzentenwechsel war, dass wir uns selber weiterentwickeln wollten. Mal ein anderes Studio ausprobieren, mal mit einem anderen Produzenten arbeiten, mal neue Wege beschreiten.

Was ja auch gut ist und Mut erfordert. Wie war denn die Zusammenarbeit mit Valle? Und wie lange wart ihr bei ihm im Studio?

Wir kennen Valle schon seit Jahren, also war es leicht, mit ihm im Studio zusammenzuarbeiten. Wir wussten, wie wir funktionieren. Er wusste sofort, was wir für einen Sound wollten, und es lief alles wie geschmiert. Alles in allem waren wir etwa 15 bis 17 Tage im Studio.

Und ein Resultat davon ist, dass ihr wieder einige coole Melodien auf The Black Curse drauf gepackt habt. Natürlich wird schwedischer Metal immer mit Melodien assoziiert und der Gedanke an das Konkurrenzieren zwischen Göteborg und Stockholm kommt ebenfalls auf. Ihr wohnt ja in Trollhättan, welches eher in der Nähe von Göteborg liegt. Seht ihr euch deswegen als Teil der Göteborger Metalszene?

Wir sehen uns nicht als Teil einer Szene an, weil wir nie versucht haben, wie eine andere Band zu klingen oder den Stil einer anderen Band zu imitieren. Wir merken nichts von einer Konkurrenzsituation zwischen Stockholm und Göteborg, weil wir auf keiner der beiden Seiten stehen. Wir kümmern uns auch einfach nicht darum.

In dem Fall muss es noch andere Bands in Trollhättan geben…

Ja, es gibt einen ganzen Haufen Bands in Trollhättan. Ausser LORD BELIAL dürften IMPIOUS, SKIN INFECTION und SNAKESTATE die bekanntesten sein. Kleinere Bands gibt es natürlich auch.

Eine große Band scheint euch dennoch beeinflusst zu haben. Nicht nur in Sworn erinnern die Gitarrenmelodien zum Teil an DISSECTION. Welches ist dein Lieblingsalbum von DISSECTION? Und wie sind deine Erinnerungen an deine Bassisten-Zeiten bei SATANIZED, wo Jon Nödtveidt Gitarre spielte?

Meine Lieblingsscheibe von DISSECTION ist Storm Of The Lights Bane. Mit meiner Zeit bei SATANIZED – also von 1991 bis 1992 – verbinde ich schöne Erinnerungen. Jon Nödtveidt war ein Mensch mit einem starken Charisma und ein extrem guter Songschreiber.

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Schwedisch eignet sich nicht für Black Metal – Thomas (LORD BELIAL)

Wie er seid ihr ja als ziemlich patriotische Zeitgenossen bekannt. Warum singt ihr eigentlich nicht auf Schwedisch? Oder eignet sich die schwedische Sprache nicht für Black Metal-Texte?

Meiner Meinung nach eignet sich Schwedisch nicht für Black Metal. Wir hatten mal einen Song mit schwedischen Texten – I skuggornas Rike. Den haben wir einmal live gespielt und dann für immer von der Live-Setliste gestrichen.

Meistens hört der Patriotismus von Schweden bei Surströmming auf. Ihr wohnt ja im Süden des Landes – hast du diese nordschwedische Spezialität schon mal gegessen? Und was ist dein schwedisches Lieblingsessen?

Ich habe Surströmming noch nicht probiert. Aber ich werde Surströming probieren, sobald ich die Chance dazu habe. In Sachen schwedische Hausmannskost ist Kartoffelgratin mit Schweinefilet mein Favorit.

Quer im Magen lag eurem Label anno 2003 der Song Purify Sweden, für den ihr stark kritisiert wurdet, da er als allzu patriotisch, ja gar rechts eingestuft wurde, beziehungsweise wird. War Purify Sweden eine Jugendsünde von euch oder identifiziert ihr euch noch immer mit dem Text?

Purify Sweden war überhaupt keine Sünde. Es war ein Standpunkt gegen das religiöse Potpurri, welches in Schweden existiert. Ich stehe 100% hinter diesem Text.

Der Text bleibt aber heikel. Warum hast du Politik und Metal in Purify Sweden vermischt? Ich konnte zum Song keine Stellungnahme auf eurer Homepage finden, obwohl sich viele seit Jahren fragen, was hinter dem Song steckt. Schließlich hat die Black Metal-Szene seit einigen Jahren ein Problem mit dem Nazi-Scum, der sich breit macht.

Ich habe NICHT Politik mit Metal vermischt in meinem Text. Der Text handelt von einem starken Hass gegen RELIGIONEN. Also nicht Hass gegen ein bestimmtes Volk, gegen Menschen einer bestimmten Hautfarbe oder gegen Leute, die eine bestimmte politischen Überzeugung haben. Der Song handelt von RELIGION, nicht Politik. Ich HASSE Politik.

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Darf trotz fehlender Verwandtschaft gleichviel mitbestimmen: Vassago

Gut, dass du das klargestellt hast. Kommen wir also wieder auf unpolitische Dinge zu sprechen. Drei Bandmitglieder in LORD BELIAL haben den gleichen Nachnamen, Backelin. Seid ihr alles Brüder? Und bedeutet das, dass euer vierter Mann, Vassago, nicht soviel zu sagen hat in der Band?

Ich und Micke sind Brüder, Anders ist unser Vetter. Wir bestimmen alle gleichviel in der Band, aber ich agiere sozusagen als Stimme der Band.

Und das schon ziemlich lange, eure Gründung fand 1992 statt. Was ist deine schönste Erinnerung an diese alten Zeiten?

Meine schönste Erinnerung an die alten Zeiten ist das Neue daran, in einer Band zu spielen. Die Spielfreude, die am Anfang viel größer ist als jetzt, da man schon bald 17 Jahre zusammenspielt als LORD BELIAL. Ich und Micke spielen sogar schon 21 Jahre zusammen, da wir 1987 angefangen haben. Natürlich ist es immer noch verdammt cool, zusammenzuspielen, aber am Anfang ist das Ganze eben noch so neu und unerforscht.

Welche Band hat dich denn damals dazu angestiftet, dich dem Metal zu verschreiben? Und wie bist du zur dunklen Seite gekommen?

Ich wuchs mit einem sechs Jahre älteren Bruder auf, der mir die Scheiben von BATHORY, VENOM, W.A.S.P., ACCEPT, AC/DC und BLACK SABBATH gab. Für mich waren es dann Bands wie BATHORY, CELTIC FROST und VENOM, die mich für den Black Metal gewannen.

Und was fällt dir zur aktuellen Metallszene ein?

Ich höre mir nicht soviel aktuelle Musik an, das meiste ist langweilig.

Viele spannende Bands gibts allerdings auf REGAIN RECORDS. Ihr habt 2004 mit der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Label begonnen. Seid ihr zufrieden?

Ja, REGAIN RECORDS behandeln uns gut.

…und haben mit Mark of the Beast auch eure erste DVD rausgebracht. Gibt es Pläne für eine weitere DVD-Veröffentlichung?

Wir haben Pläne für eine Live-DVD. Diese soll auch noch eine kleine Dokumentation und ein Behind the Scenes-Feature beinhalten – inklusive Einblicke in die Studioaufnahmen und Backstage-Eindrücke.

Soweit ich weiß, wart ihr soeben auf Tour mit APOSTASY und THE COLD EXISTENCE. Welches ist die beste 2008er-Tourerinnerung? THE COLD EXISTENCE kamen nicht auf die Tour mit. Dafür war es ganz phantastisch, mit APOSTASY zu touren. Sie waren genau wie wir drauf und wir hatten es einfach super zusammen! Es gibt viele kranke, bizarre Erinnerungen, aber das ist etwas, was ich für mich behalten möchte.

Alles klar – what happens on tour, stays on tour. Wie sieht denn die Zukunft von LORD BELIAL aus?

Als zusammengeschweißte Einheit weitermachen! Auf Tour gehen, Platten aufnehmen und die Sau rauslassen!

Fotos: Sure Shot Worx
Layout: Arlette H.D.

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