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JOACHIM WITT : Missverstanden, Superversaut und andere Befindlichkeiten!

Einer meiner absoluten, nicht nur deutschsprachigen Lieblingskünstler ist Joachim Witt. Schon seit den guten und alten Tagen der Neuen Deutschen Welle schätze ich Musik und Texte des mittlerweile fast 55-jährigen Hamburgers (der seinen Lebensmittelpunkt bereits vor einigen Jahren nach Schleswig Holstein verlegt hat). Doch kaum ein Künstler polarisiert so wie Joachim Witt, der nun mit “Pop” sein elftes Studioalbum vorlegt.

Einer meiner absoluten, nicht nur deutschsprachigen, Lieblingskünstler ist JOACHIM WITT. Schon seit den guten und alten Tagen der “Neuen Deutschen Welle” schätze ich Musik und Texte des mittlerweile fast 55-jährigen Hamburgers (der seinen Lebensmittelpunkt bereits vor einigen Jahren nach Schleswig Holstein verlegt hat). Doch kaum ein Künstler polarisiert so wie JOACHIM WITT, der nun mit “Pop” sein elftes Studioalbum vorlegt.


Das Interessante an WITT und seiner Musik ist auch, dass man sie entweder total ablehnt oder voll und ganz vergöttert. Ich kenne kaum jemanden, der WITT´s Musik mit Floskeln wie “Ganz okay” oder “Hmm, geht so” betitelt. Auch weit auseinandergehenden Kritiken der Vergangenheit belegen diese These. Zum einen war von “pathosgeschwängertem Gesang”, “schleimigen Kitschphrasen”, “dumpf-stumpfen Techno-Beats” oder “Hintergrundsound für Heizdeckenverkaufsfahrten” die Rede. Andererseits gab es aber auch lobende Worte, die WITT “zu den wenigen deutschen Künstlern, die ihre Wurzeln zelebrieren, ohne in provinzielle Attitüden zu verfallen” zählten und von einem musikalischen “Wetterleuchten und viel Gefühl” sprachen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie immer – irgendwo dazwischen. Ich sprach mit Joachim, der bereits 1973 seinen ersten Plattenvertrag erhielt, der allerdings platzte, bevor überhaupt eine Platte von ihm veröffentlicht wurde (im selben Jahr schrieb er übrigens auch die Musik zu “Goldener Reiter”, inspiriert hatte ihn dabei das Stück “A Horse with no Name” von der Gruppe AMERICA), eine Woche vor dem Release des neuen Albums, das – erstmalig seit 1997 und der “Das Geht Tief”-Maxi – wieder unter dem Namen JOACHIM WITT anstatt simpel und plakativ unter dem Namen WITT veröffentlicht wurde. So war meine Eröffnungsfrage auch gleich die nach dem Grund für diese Maßnahme…

Ich wollte einfach mal wieder einen Schnitt machen…

… der nach der “Eisenherz”-Veröffentlichung notwendig war? Außerdem hast Du Dich ja auch optisch verändert!

Ja, es gibt ja immer wieder neue Befindlichkeiten. Und bei mir ist es halt so, dass ich oft morgens vor dem Spiegel stehe und mich so nicht mehr sehen möchte. Da sagt man sich denn “Ich schneide oder färbe mir die Haare!” (lacht). Genauso fühle ich mich, denn ich brauche immer neue Veränderungen und das ist der Grund für die optische Veränderung, die ich mir speziell für das neue Album ausgedacht habe. Mittlerweile sehe ich auch schon wieder anders aus. Es ging halt nur um das Konzept der Scheibe, für das man sich einige Dinge ausdenkt und die halt stimmig sein müssen. Diesen Anspruch hab ich halt – aber was drei Monate später ist, kann ich natürlich noch nicht sagen…

Ist denn das Album für Dich mit der Veröffentlichung schon abgehakt?

Nein, ich hab zwar über ein Jahr an dem Album gearbeitet, aber fertig wurde es erst Anfang Dezember. Momentan befinde ich mich mitten in der Promotion, die auch deshalb eine ganz andere Aufmerksamkeit verlangt, weil ich eben jetzt auch ein eigenes Label habe…

… das “Ventil” heißt und ein reines JOACHIM WITT-Label ist?

Im Moment ist es ein reines JOACHIM WITT-Label, aber es ist offen nach wirklich allen Seiten, und wenn die ökonomische Konstitution des Labels eines Tages so sein sollte, dann bin ich durchaus offen für die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Aber das ist eine Zukunftsperspektive, mit der ich mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht auseinandersetzen möchte.

Im Gegensatz zu “Eisenherz” bist Du wieder für deutlich mehr Texte verantwortlich?

Ja, denn zum damaligen Zeitpunkt hatte ich einen echten Durchhänger. Ich hatte wahnsinnige Angst, mich zu wiederholen. Ich hatte echte Wahnvorstellungen, dass ich alles bereits gesagt hätte. Auch die Motivation war einfach nicht so stark, aber ich habe mich davon wieder erholt. Die Texte sind – abgesehen von zwei, drei Beziehungsgeschichten – dieses Mal persönlicher geworden und handeln von den verschiedenen Lebenssituationen, in denen wir uns alle befinden. Und es hat mir auch großen Spaß gemacht, diesen Themenbereich aufzugreifen.

Enthält “Pop” denn mehr WITT als “Eisenherz”?

Was die Texte angeht mit Sicherheit. Die Texte haben dieses Mal ein deutlich größeres Gewicht und sind viel persönlicher. Nimm’ nur den “Eisenherz”-Text zu “Supergestört Und Superversaut”, der eine gewisse Gesellschaftsproblematik angerissen hat. Dieses Thema findet sich bei einigen neuen Stücken wieder, was ich im Moment auch wichtiger finde, als irgendwelche lyrischen Eitelkeiten. Mir geht es im Moment mehr um Inhalte, womit ich jedoch nicht sagen möchte, dass die Musik nebensächlich oder zweitrangig ist. Im Gegenteil, die Musik steht bei mir immer an erster Stelle…

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Würdest Du soweit gehen, dass “Pop” das Album ist, wo am meisten JOACHIM WITT drin ist?

Ja, so kann man das sagen. Für mich liegt “Pop” von der persönlichen Eingabe her auf einer Linie mit “Silberblick” (das Debüt aus dem Jahre 1981 – der Verf.) und “Bayreuth I” (das Comebackalbum aus dem Jahre 1998), die ich zusammen mit “Pop” quasi als Achse mit der größten Kraft bezeichnen möchte.

Sind das auch deine persönlichen Lieblingsalben? Und welches sind die Alben mit der geringsten Kraft?

Ja, zusammen mit der “Mit Rucksack & Harpune” (aus dem Jahre 1985 – der Verf.). Die geringste Kraft haben sicherlich “Moonlight Nights” (die komplett englischsprachige Scheibe aus dem Jahre 1985 – der Verf.) und “10 Millionen Partys”, was auch so eine Zwitterscheibe war (… und 1988 veröffentlicht wurde – der Verf.).

Du erwähntest gerade das “Bayreuth I”-Album, auf dem “Die Flut” zu hören war/ist. Im Rahmen der Veröffentlichung des “Die Flut”-Clips bekamst Du ja gewaltig Ärger mit diversen Gruppierungen, die Dich aufgrund des Videos in die “rechte” Ecke stellen wollten und Dir “Deutschtümelei” vorwarfen. Fühlt man sich da nicht missverstanden, vor allen Dingen, weil Du Dich “bei allen patriotischen Gefühlen, die man sehr gut haben darf, weil man sein eigenes Kulturgut durchaus pflegen sollte, weil daraus auch die Werte entstehen” eher als “linker Kosmopolit” siehst?

Die Idee war ja eine ganz andere. Insofern fühlte ich mich schon missverstanden. Diese Geschichte hat mir deutlich gemacht, dass die Leute zu wenig in der Bibel lesen, denn sonst hätten sie das “Arche Noah”-Prinzip erkannt. Es ging da ja mehr um das Eisenstein-Kunstwerk “Panzerkreuzer Potemkin”… (ein Film, der am 24.12.1925 in Moskau uraufgeführt wurde. Buch und Regie: Sergej M. Eisenstein. Die Geschichte spielt in Russland im Jahr 1905. Der russisch-japanische Krieg wirft seine Schatten auch auf die Hafenstadt Odessa am ‚Schwarzen Meer’. Die Disziplin in Armee und Marine wird mit härtesten Maßnahmen aufrechterhalten. Doch unter den Matrosen des Panzerkreuzers “Fürst Potemkin” herrscht dumpfe Meutereistimmung wegen verdorbener Verpflegung. Von ihrem knappen Sold kaufen die Leute das Notwendigste in der Kantine. Zu den grausamsten Konsequenzen entschlossen, befiehlt der Kommandant ein Kommando zusammenzustellen und eine Gruppe von Matrosen auf dem Achterdeck zu erschießen. Unter einer Persenning wartet die willkürlich ausgesuchte Gruppe auf den Tod, da erhebt sich der Matrose Wakulintschuk und verhindert mit dem Ruf “Die Waffen nieder !”, dass die Kameraden getötet werden. Es kommt zum Aufstand – vergeblich versuchen die Offiziere, die Disziplin wiederherzustellen. Während des Kampfes der verzweifelten Mannschaft wird Wakulintschuk vom Kommandanten erschossen. Alle Offiziere werden getötet. Am nächsten Tag steuert eine Dampfbarkasse den Hafen von Odessa an. Matrosen legen die Leiche Wakulintschuks in einem Zelt am Kai nieder. Auf seiner Brust liegt ein Zettel mit der Aufschrift “für einen Löffel Suppe!”. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde von den Ereignissen an Bord der “Potemkin”. Viele Einwohner Odessas erweisen dem toten Matrosen die letzte Ehre. Zu Hunderten fahren Segelboote zur “Potemkin” hinaus. Ihre Besatzung jubelt den aufständischen Matrosen zu und versorgt sie mit frischem Proviant. Mitten in den allgemeinen Jubel hinein fällt die Nachricht, dass die Regierung Kosakentruppen zur Niederschlagung des Aufstands in Marsch gesetzt hat. Im Gleichschritt naht nun das Unheil. Unter den Hufen der Reiterschwadronen dröhnt die Erde, Schüsse fallen, Säbel hauen auf wehrlose Zivilisten ein. Auf der breiten Freitreppe hinunter ins Hafengebiet richten die Truppen ein Massaker unter der Bevölkerung an. Der Aufstand wird niedergeschlagen. Die Besatzung der “Potemkin”, die vor dem Hafen liegt, erreicht die Nachricht, dass das Admiralitätsgeschwader gegen ihr Schiff in Fahrt gesetzt wurde. Am Morgen taucht die Schlachtflotte am Horizont auf. Die “Potemkin” richtet ihre Geschütze auf sie. Die Signalmaaten signalisieren “Schießt nicht, Kameraden !” hinüber zu dem feindlichen Geschwader. Die Gegner fahren aufeinander zu. Wird das Geschwader angreifen? Doch die Kanonen senken sich, die Admiralitätsflotte dreht ab, die Mannschaften jubeln – die Kameradschaft hat gesiegt. Die rote Fahne der Revolution flattert im Wind.” – der Verf.)

Deine Texte sind immer so gehalten, dass man sie auf verschiedene Art und Weise deuten und interpretieren kann und sicherlich mit ein Grund, warum Du so stark polarisierst. Stört es Dich, wenn Dich einige Kritiker vom “Metal Hammer” und “Rock Hard” nicht mit Samthandschuhen anfassen?

Ich finde es eher nervig, denn obwohl es einerseits eine interessante Angelegenheit sein kann, wenn man polarisiert und man dadurch auf extreme Meinungen stößt, ist es andererseits schmerzlich, wenn es eine Fraktion gibt, die gar nicht schnallt und gar nicht begreift, was man eigentlich meint und die diese Emotionalität gar nicht aufnehmen kann. Das finde ich schon seltsam, zumal es bei mir um grundsätzliche menschliche Regungen geht. Vielleicht haben die Redakteure vom “Metal Hammer” und “Rock Hard” auch einfach nur ein kaputtes Verhältnis zur deutschen Sprache bzw. ein gestörtes Verhältnis zur Emotionalität. Wenn ich jetzt englisch singen würde, hätten die sicherlich ein ganz anderes Bild von mir und meiner Musik. Es kann auch sein, dass die Redakteure schon von Beginn an mit einer negativen Einstellung an meine Musik herangehen. Es zeigt sich halt, dass sich ein Graben auftut, was ich etwas schade finde.

Deine Texte sind zwar oft deutlich und klar, oft aber auch von Metaphern durchsetzt, die es dem Hörer schwer machen. Er weiß nicht, was Du aussagen willst…

Da sollte auch jeder Hörer für sich ganz persönlich entscheiden. Du kannst ja auch einen Maler nicht nach dem Inhalt seines Bildes fragen. Das Texten ist für mich eigentlich ein sehr lästiger, wahnsinnig anstrengender Faktor. Es ist ein Kraftakt, zu dem ich mich zwingen muß. Es ist für mich immer schwer, die Metaphern zu erklären, da es sich dabei um momentane Gefühlsregungen handelt. Ich finde es eine schöne Sache, wenn der Hörer seine ganz eigene Interpretation der Texte hat…

Aber die positiven Kritiken überwiegen doch offensichtlich deutlich…

Ja, das auf jeden Fall. Aber mir fällt halt auf, dass viele Kritiker sehr schnell sehr persönlich werden und dass die Kritik mit der Musik gar nichts mehr bzw. wenig zu tun. Ich weiß eben nicht, was die Menschen dazu bewegt. Aber das war ja schon in den 80ern so. An mir scheiden sich halt viele Geister, weil ich erstens ein markanteres Design habe und weil viele Leute eben nicht auf diese emotionale oder die Geschmacksebene kommen. Andere wiederum trifft es genau auf den Punkt. Das kann aber sicherlich auch daran liegen, dass meine Sachen nicht mit dem normalen, pflegeleichten Mainstream, über den man sich keine Gedanken machen muss, vergleichbar sind. Es ist das alte Phänomen, dass es hier einzig und allein um die Geschmacksnerven des Hörers geht. Doch diese Kriterien hast Du doch in wirklich jedem Lebensbereich. Jemand, der z.B. nur Pfennigabsätze trägt, wird niemals breite Stiefel tragen. Und das ist halt in der Musik nicht anders. Aber natürlich ist es auch immer eine unterschwellige politische Positionierung, d.h. eine gewisse Portion Anarchismus. Das spüren natürlich viele und es gibt hier momentan eine politische Landschaft und viele Menschen, die – ausgehend von diesem Kack um den Neo-Liberalismus – merken, dass mit mir diesbezüglich nicht gut Kirschen essen ist, auch wenn ich mich in meinen Texten nie so direkt dazu äußere.

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Ich verstehe das auch nicht, zumal Du nicht – wie Herr Bohlen, Herr Drews oder Herr Küblböck – jemand bist, der beinahe täglich auf dem Bildschirm oder in den Tageszeiten und Klatschspalten stattfindet. Wärst Du lieber “Everybody’s Darling”?

Nein, denn es geht hier ja um Geschmacksfragen und dass die Musik nicht jedem gefällt, ist mir völlig klar. Ich finde es nur schade, dass ich persönlich angegriffen werde oder dass jemand unreflektiert behauptet, dass meine Musik kein Mensch braucht. Denn abgesehen davon, dass viele Leute sie offensichtlich doch mögen, verstehe ich diese Missgunst nicht.

Bevor wir auf meine Lieblingsstücke auf “Pop” zu sprechen kommen, muß ich Dir natürlich die Frage stellen, warum das Album “Pop” heißt, obwohl es wenig mit dem zu tun, was man im Allgemeinen unter “Popmusik” oder “populärer Musik” versteht?

Man kann sicherlich nicht sagen, dass meine Musik KEINE Popmusik ist, aber natürlich bin ich mir bewusst, dass der Begriff “Pop” in Verbindung mit meiner Musik eine gewisse Provokation darstellt, weshalb ich diesen Begriff aber auch gewählt habe.

Du hast ja die letzten dreißig Jahre im Musikbusiness als mehr oder weniger aktiver Part erlebt. Bist Du einer von den Leuten, die die “Früher-war-alles-besser”-Arie anstimmen oder kommst Du mit der heutigen Musikszene, mit den ganzen Coverversionen und gecasteten Plastik-Popbands gut klar? Wo siehst Du gravierende Unterschiede zu früher, abgesehen von Sendern wie MTV und VIVA oder den Möglichkeiten, die das Internet einem bietet?

Ein Unterschied ist der, dass die kultigeren Sachen in den Charts doch eher früher stattgefunden haben. Heute ist alles doch nur noch businessorientiert, was zur Folge hat, dass eher eine gute Vermarktungsstrategie als musikalische Qualität eine wichtige Rolle spielt. Es wird in dieser Casting-Kultur nur noch darauf geachtet, dass jemand gut aussieht, eine gute Stimme hat und in einem bestimmten Umfeld stattfindet. Die Kompositionen für diese Leute – ich nenne das maßgeschneiderte Konformisten-Musik – müssen sofort ins Ohr gehen und dürfen niemanden stören. Für mich ist das kreative Armut, wenn diese Leute versuchen in möglichst kurzer Zeit, mit möglichst wenig Aufwand den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen. Ich nenne das Produzenten-Musik, bei der es einzig und allein darauf ankommt, in den Top Ten zu landen und damit Geld zu verdienen. Verstehe mich nicht falsch, man muss und soll – auch wenn mir persönlich der Tauschhandel lieber wäre – Geld verdienen, aber wenn das künstlerische Element zu kurz kommt und alles so einseitig verläuft, dann halte ich das für sehr bedenklich.

Eher ungewöhnlich ist das Stück “Mein Freund der Baum”, das im Original von der 1969 tödlich verunglückten Chanson- und Schlagersängerin ALEXANDRA stammt…

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Ich finde den Text nicht nur sehr schön geschrieben, sondern auch immer noch aktuell. Der Songs ist für mich quasi der Umweltsong der ersten Stunde. Und da ALEXANDRA eine entsprechende, mir sehr entgegenkommende Stimmlage, hatte, hab ich gedacht, es wäre mal eine echte Herausforderung und es war auch gut, dass dieses Mal die Möglichkeit einer eigenen Interpretation möglich war.

Das ist Dir – glaube ich – auch recht gut gelungen, denn ich könnte mir vorstellen, dass viele jüngere WITT-Fans nicht gleich darauf kommen, dass es sich bei dem Song um ein Remake handelt, sondern es eher für ein eigenes Stück halten. Aber kommen wir nun zu meinen Lieblingssongs: Sehr gut finde ich “Krieger Des Lichts”, einer der gitarrenlastigsteren Songs des Albums. Wer oder was ist ein solcher “Krieger Des Lichts”?

Ein “Krieger Des Lichts” ist jemand, der zielstrebig seinen Weg nicht nur sucht, sondern auch geht – ohne andere Menschen dabei ungerecht zu behandeln. Also quasi ein Song über das Thema “Selbstfindung” und den gerechten Umgang mit seinen Mitmenschen. Inspiriert wurde ich zu diesem Song durch das empfehlenswerte “Handbuch Des Krieges Des Lichts” von Paulo Coelho, einem südamerikanischen Schriftsteller, der einige wirklich wunderschöne Parabeln geschrieben hat, die mich zu diesem Song angeregt haben. Es geht halt darum, den Menschen Gutes zu tun und das ist eben etwas, nach dem ich versuche zu leben.

Und was hälst Du von den ganzen Coverversionen, die die Charts bestimmen? Haben die heutigen Musiker und Produzenten einfach keine eigenen Ideen mehr oder waren die Originalversionen der gecoverten Stücke wirklich so gut?

Heute fehlt den Leuten einfach der Mut was Eigenes zu machen, weil sie dann eben Gefahr laufen, keinen Hit zu landen. Man kann natürlich bei einer Coverversion, deren Original früher mal ein Hit war, nicht viel verkehrt machen, wenn man sie gut auf den Punkt arrangiert, die Merkmale des Originals erhält und das Ganze dann aktuell gestaltet. Das wird dann ein Hit, weil es sich eben früher schon mal bewährt hat…

Sehr gut gefällt mir auch “You Make Me Wonder”. Wieso ein englischsprachiger Titel für einen Song mit deutschem Text?

Das kann ich Dir ehrlich gesagt nicht sagen. Der Titel soll – obwohl ich ihn nicht als solches bezeichnet habe – eigentlich eine Hommage an die Gruppe CAN sein, denn während des Songwritings bekam ich den Eindruck, dass es etwas wie die frühen CAN-Sachen klingt. Ich fand nur, dass “You Make Me Wonder” als Songtitel einen besonderen Reiz hatte, ohne dass ich Dir begründen kann, warum…

Etwas anders klingt natürlich “Fluch Der Liebe”. Ein weiteres Albumhighlight, aus dem tiefe Verzweiflung klingt, wenn ich Textzeilen wie “Ich Schlaf Im Tränenmeer, Die Liebe Saugt Mich Leer, Seit Du Gegangen Bist Und Alles Anders Ist” zitieren darf.

Es ist eine weitere Geschichte aus meinem persönlichen Umfeld. Ich habe halt erlebt, dass jemand jemanden liebt, diese Liebe aber in keinster Weise erwidert wird – und wohl nie erwidert werden wird. Und dieses sich nicht damit abfinden können, ist das Thema dieses Liedes….

Das waren jetzt meine Lieblingssongs der neuen Scheibe! Hast Du andere Stücke, die Dir, aus welchen Gründen auch immer, sehr und besonders am Herzen liegen?

Nein, interessanterweise waren das genau die Stücke, die Du angesprochen hast. Ich würde vielleicht noch “Später” nennen, aber das sind die Titel, die für mich die stärkste Kraft haben. Das ist zwar immer eine Geschmacksfrage, aber es kristallisiert sich heraus, dass diese Titel die meistgenannten sind.

Die erste Single heißt “Für Den Moment”. Gibt’s dort wieder Remixe bekannter Künstler zu hören, wie das in der Vergangenheit der Fall war, als Deine Songs von z.B. OOMPH!, WARP ACHT, APOCALYPTICA oder KRAFTWERK-Musiker Wolfgang Flür durch den Remix-Fleischwolf gedreht wurden?

Nein, auf der Single wird sich mit “Zeit Zu Gehen” ein Song befinden, der nicht auf dem Album zu hören ist. Des weiteren gibt es das entsprechende Video und einige Fotos. Im Grunde genommen kann ich nämlich dieser Remix-Arie nicht viel abgewinnen, denn ein Remix ist nur dann gut, wenn der Song auch artverwandt gemischt wird. Ich finde es schlimm, wenn ein Song nur deshalb als Remix erscheint, damit er ein Spartenpublikum erreicht. Ich finde diese Sparten-Remixe ganz furchtbar und möchte eigentlich nur die Sparte bedienen, in der ich mich zu Hause fühle. Alles andere sind Verrenkungen, die ich für nicht notwendig halte.

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