…AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD: Typen auf Tour

Es ist Montag Abend, es ist der Wonnemonat Mai, es ist ausnahmsweise auch mal schönes Wetter in der bayerischen Landeshauptstadt und es ist mein erstes Interview in einem Biergarten. Mein Opfer ist Jason Reece, Gitarrist, Sänger und Schlagzeuger der Bombast Rock-Genies …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD. Reece ist entspannt, auch nach fünf Wochen ausgiebiger Tour zum neuen Hammeralbum "The Century of Self" und nimmt sich zwanzig Minuten Zeit für ein fröhliches Gespräch über die neue Selbstständigkeit, englische Einflüsse und geheime Botschaften in Plattencovers.

Es ist Montag Abend, es ist der Wonnemonat Mai, es ist ausnahmsweise auch mal schönes Wetter in der bayerischen Landeshauptstadt und es ist mein erstes Interview in einem Biergarten. Mein Opfer ist Jason Reece, Gitarrist, Sänger und Schlagzeuger der Bombast Rock-Genies …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD. Reece ist entspannt, auch nach fünf Wochen ausgiebiger Tour zum neuen Hammeralbum The Century of Self und nimmt sich zwanzig Minuten Zeit für ein fröhliches Gespräch über die neue Selbstständigkeit, englische Einflüsse und geheime Botschaften in Plattencovers.

 

Hallo Jason, mich interessiert seit einigen Jahren brennend, ob ihr euren Sampler wieder gekriegt habt, den ihr 2006 auf der Festival Tour in Berlin verloren habt.

Ich glaube nicht. Äh, haben wir eigentlich einen verloren?

Zumindest konntet ihr auf dem Genies DOUR FESTIVAL in Belgien am nächsten Tag kein Intro ablaufen lassen, was Conrad ein wenig genervt hat.

(lacht) Oh ja, wir haben einen verloren. Aber das passiert eben auf Tour. Du verlierst Kleidung, Uhren, Instrumente, Gitarren, sofern du sie nicht kaputt schlägst.

Dann muss ich leider sagen, dass mich The Century of Self ziemlich umgeblasen hat. Dies ist eure erste Scheibe die in Europa auf dem jungen Label SUPERBALL RECORDS und in den USA über eure eigene Plattenfirma erscheint. Warum haben sich die Wege von euch und INTERSCOPE getrennt?

Wir wurden müde, von der bürokratischen Natur dieses Labels, wir erhielten keine Antworten auf unsere Fragen, es wurden seltsame Entscheidungen getroffen und sie haben auch nicht wirklich verstanden woher wir kamen und uns nicht wirklich unterstützt. Aber immerhin haben uns INTERSCOPE tun lassen, was wir wollten, wir konnten unsere Alben realisieren, ohne, dass sie sich eingemischt haben. Aber das Verhältnis mit ihnen ging nirgendwo hin. In den Staaten heißt unser Label nun SUPERBALL RECORDS, benannt nach unserem Song. Wir hoffen darüber auch die Musik von anderen Bands, die wir mögen veröffentlichen zu können.

Wie kam der Kontakt mit SUPERBALL zustande?

Deren Labelgründer Thomas lernten wir vor ungefähr anderthalb Jahren auf einem unserer Konzerte in New York City kennen, das direkt nach Thanksgiving stattfand. Er war sehr interessiert an uns und hatte auch schon genügend Erfahrung, arbeitete bereits mit Bands wie MOTÖRHEAD, hauptsächlich im Metalbereich. Die erste Scheibe, die auf seinem neuen Label herauskam war Frames von OCEANSIZE und danach wurden wir direkt unter Vertrag genommen. Wir mögen ihn wirklich, es tut gut, wenn sich jemand für unsere Musik interessiert.

Die Zeit nach So Divided war schwierig.

Ja, das war sie. Wir waren müde davon Alben zu machen, die keiner verstand. Wir haben Material geschrieben, dass sich nicht wirklich zu einem Ganzen verbinden ließ. Aber auf The Century of Self konnten wir das ganze Material verbinden. Es ist mehr ein Ganzes, jeder Song führt in den Nächsten, es klingt einfach natürlicher. Für So Divided haben wir einfach ein paar gute Songs auf ein Album gepackt. Einige Leute mögen das Album, andere haben es gehasst. The Century of Self wird deutlich positiver aufgenommen.

Für mich ist euer neues Album ein typisches Rockalbum, einerseits etwas simpler, aber andererseits aber doch wieder ultraepisch. War es eine Herausforderung mit einem klassischen Rock-Line Up ein solches Album zu erschaffen?

Wir wollten einfach ein Album schreiben, dass live für uns einfacher funktioniert. Als wir The Century of Self aufgenommen haben, war es wie in einem Proberaum, es war laut und direkt. Es war eben auch so wie live zu spielen. Dennoch ist es kein einfaches Album, es gibt viele übereinander gelegte Gitarren, abgefahrene Effekte und Details darauf. So Divided war einfach ein produzierteres Album, im Stil des Classic Rock der Siebziger, Orchestral wie QUEEN zum Beispiel. The Century of Self hat eher die Ecken und Kanten des Punkrock.

Punkig ist vor allem der Song Ascension mit seinem großartigen zweistimmigen Gesang. Das klingt nach

...AND
Klein Conrad Keely im okkulten Labor und die Suche nach den Geheimnissen des Rock. Die wahre Botschaft hinter dem Cover von The Century of Self?

einem ziemlich spontanen Studioeinfall.

Nein, das kam dadurch, dass wir zuerst die Musik schrieben und ich hatte die Idee, dass eine Person die Geschichte erzählt und eine andere Person den melodischen Gesang dazu beisteuert. Ich hatte diese Idee in meinem Kopf und Conrad kam mit dem zweiten Teil des Songs, dem epischen Gesang. Das wurde inspiriert durch Homers Odyssee, Männer im Krieg, auf einem Boot in der stürmischen See und sie versuchen nach Hause zu kommen. Im ersten Teil des Songs geht es darum in jungen Jahren nach der eigenen Identität zu suchen und den Grund im Leben zu suchen. Beide Themen verschmelzen, das Konzept des Songs ist es, verloren zu sein und nach Erlösung zu suchen.

Ich kann in den Texten übrigens viele Metaphern erkennen, über euren neuen Status der Unabhängigkeit.

(lacht) Das ist cool. Das war zwar nicht beabsichtig, aber im Unterbewussten haben wir wohl angefangen darüber zu schreiben. Wir verfassen keine Statements, wir malen eher ein Bild und sagen auch etwas damit, aber es ist keine direkte Aussage, wie Fuck Major Labels. Das ist eher künstlerisch zu sehen. An welche Texte hast du da eigentlich gedacht?

Das sind meiner Meinung nach The Far Pavillions und Bells of Creation.

Ja, das stimmt.

Ein wenig auch Inland Sea, das für mich aussagt, ihr entspannt euch und genießt eure frisch gewonnene Unabhängigkeit.

Ein wenig sicherlich. Es handelt davon, über den positiven Dingen im Leben zu meditieren und das Negative links liegen zu lassen. Eigentlich ein ziemlich einfaches Konzept.

Mir erscheint es so, als hätte Conrad (Keely, Sänger und Gitarrist – Anm. d. Verf.) mit seinen Illustrationen die Texte verbildlicht.

Ja, das ist alles typisch Conrad Keely, er versucht den Titel bildlich darzustellen. Heutzutage gehen Artworks in der Musik ziemlich verloren. Nachdem alles heutzutage über das Internet abläuft, brauchen viele Menschen keine Covers mehr und deshalb stellen wir auch in Kürze alles auf unsere Homepage.

Die optische Komponente schreit auch geradezu nach einer Vinyl-Version.

Ja, die wird hoffentlich kommen.

Ich finde das Artwork übrigens ziemlich lustig. Das sieht aus, wie ein Selbstportrait des jungen Conrad Keely.

(lacht) Ja, das vermuten einige Leute. Aber das ist ein Portrait des Schauspielers Lukas Haas aus dem Film Der einzige Zeuge mit Harrison Ford.

Mist, meine Interpretation war, dass dies Conrad, stellvertretend für die ganze Band war und in einem superokkultem Laboratorium die Geheimnisse des Rock kennen lernt.

(lacht) Das ist wirklich gut, ich mag diese Erklärung. Lass es mich so ausdrücken: Dies ist die einzig richtige Interpretation, auf dem Cover ist Conrad Keely und sucht nach den Geheimnissen des Rock.

Für das Bild mit dem persischen Jungen, der gegen das vierarmige Monster kämpft, habe ich auch noch eine Idee. Das Monster sind die Major-Labels.

Genau, und wir kämpfen dagegen, damit wir aus unserem Vertrag rauskommen. Das ist cool!

 ...AND
Das passiert eben auf Tour. Du verlierst Kleidung, Uhren, Instrumente, Gitarren, sofern du sie nicht kaputt schlägst. Jason Reece (rechts oben) über das harte Leben on the road.

Zurück zur Musik, das Punkrock-Feeling der einen Hälfte der Musik ergänzt sich gut mit der epischen Ausrichtung der anderen Hälfte. Klingt, als hättet das Album in zwei Sessions geschrieben.

Da liegst du gar nicht so falsch. Wir haben an einigen Songs geschrieben und diese auch fertig gestellt. Dann erlebten wir eine Art logistischen Albtraum, wir konnten ungefähr zwei Monate lang nicht aufnehmen und mussten eine Pause machen. Danach schrieben wir die restlichen Stücke. The Far Pavillions, Halcyon Days und Giants Causeway kamen erst später zum vorab geschriebenen Material dazu.

Selbst wenn ihr eine breite Menge an Einflüssen habt, ich höre vor allem QUEEN heraus…

…und DAVID BOWIE, PINK FLOYD

OASIS auch ein wenig.

Natürlich.

Das sind alles britische Bands.

Aber wir sind auch beeinflusst von MINOR THREAT und FUGAZI.

Das finde ich aber nicht so offensichtlich.

Ich kann mir nicht helfen, diese englischen Bands sind eben alle so verdammt gut. Classic Rock aus Amerika, wie LYNARD SKYNARD, AEROSMITH oder ZZ TOP, das ist alles eher Cock Rock. Aber die Briten haben da eine etwas weiblichere Seite reingebracht, vor allem DAVID BOWIE und QUEEN. US-Rock ist eher wie… Typen auf Tour.

Und das sagt ihr, obwohl ihr aus Texas seid.

Wie ZZ TOP. Ich liebe diese Band, aber das würde niemand bei …AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD raushören. Kevin und ich hören viel solche Musik. Wir haben sogar schon im selben Studio wie ZZ TOP aufgenommen. Aber ich finde auch nicht, dass wir britisch klingen. Es gibt solche Einflüsse, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass uns jemand für eine englische Band hält, wenn er uns zum ersten Mal hört. Ich weiß ja nicht, was du denkst… (lacht)

Ehrlich gesagt war das schon mein erster Eindruck. Letzte Frage: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr viel Zeit im Studio verplempert habt. The Century of Self klingt sehr spontan und dreckig.

Es dauerte wirklich nicht allzu lange, wir haben alles schnell und ohne Verzögerungen abgeschlossen. Mit unserem alten Produzenten haben wir uns zerstritten, also haben wir zwei neue Produzenten verpflichtet, die auch dazu beigetragen haben. Das waren Chris Cody und Chris Frenchie Smith. Cody hat die YEAH YEAHS und TV ON THE RADIO zuletzt produziert und Frenchie Smith hat zuletzt das neue JET-Album aufgenommen. (lacht)

Jason, vielen Dank für das Interview und viel Spaß heute auf der Bühne.

Bilder (c) Superball Records

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