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WHITE DARKNESS: ToKage

Ein kalter Heroinentzug, eine elektronsiche Drone-Doom Dystopie, in der man sich zu verlieren droht. Weiße Fliesen, weiße Dunkelheit.

WHITE DARKNESS, ein gleißend helles Licht, mit einem so perfekten Fehlen aller Farbpigmente, dass es von einem undurchdringlichen Schwarz nicht mehr zu unterscheiden ist. Jason Könen von THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE hat sich auf seinem zweiten Album unter dem Banner WHITE DARKNESS wieder einiges vorgenommen. Natürlich ist ToKage dabei kein typisches, düsteres Album, hier werden Drone und Doom mit Elektronik vermengt, hier entsteht etwas zwischen KHANATE und SCORN, zwischen GNAW und KTL. Könen erzeugt etwas, das zu einer Dystopie dieser Musikrichtung werden kann. Statt tonnenschwere Gitarrenriffs auf den Hörer einstürzen zu lassen, überlässt Könen das Spielfeld dem Kontrabass, Cello und Piano und vielen elektronischen Spielzeugen. Dennoch klingt ToKage durch das Songwriting überraschend klassisch und hat richtige Songs parat, auch wenn die Schichten der Musik zunächst auseinander gepflügt werden müssen und sich der Hörer durch das Dickicht an Spuren und Instrumenten kämpfen muss.

WHITE DARKNESS ist natürlich kein Easy Listening, es ist so bedrückend, entrückt, negativ und surreal, dass man es stellenweise nur schwer ertragen kann. Die seltsamen Songtitel und ihre Botschaften geben schon ein wenig Aufschluss über das, was ToKage dem Hörer antut. In der richtigen Stimmung gehört gräbt es sich ins Unterbewusste, sticht ins Herz, sorgt für kalten Schweiß, wirkt wie ein Heroinentzug in einem kalten Klinikraum. Weiße Fliesen, weiße Dunkelheit. Um diesen Horrortrip der Seele etwas direkter zu gestalten schickt Jason Könen eine Sängerin namens Rachael Kozak, die vielleicht BELPHEGOR-Freunden bekannt ist und unter dem Namen HECATE bei Breakcore-Hörern Aufsehen erregt. Insofern passt sie sehr gut zur Stimmung und Attitüde des Albums, verwurzelt im Metal, aber in der Elektronik agierend. Kozak jedenfalls klingt ein wenig wie Alan Dubin von KHANATE und GNAW, natürlich nicht so brillant krank und boshaft und hat auch nicht ebenso schmerzhafte Texte parat, aber sie passt sich der Musik gut an und erreicht durch eine Verfremdung ihrer Stimme das maximale Unwohlsein und nackte Angst.

Das zweite Album von WHITE DARKNESS ist gleichermaßen kurzweilig, wie eine Marter. Die Stücke sind recht kompakt gehalten, diese Welt hüllt den Hörer aber derart ein, als gäbe es nichts anderes mehr. Da können die vier Minuten von The Volume of the Enclosure schon mal doppelt so lange klingen, wie das von einem eingängigen Piano unterlegte, zehnminütige You are the interactive data mutant. sHIVER/sHIVER//sHIVER///. hHi|d4Ee und messe][noir sind ebenfalls spannende Stücke, die Physik und Mathematik außer Kraft zu setzen scheinen. Mit dem überraschend hellen, fast mit positiven Untertönen ausgestatteten RMNNTs kehren WHITE DARKNESS das Prinzip von ToKage nahezu um und sorgen für sechs trügerisch hoffnungsvolle, an JESU erinnernde Minuten, bevor der Schluss all das wieder revidiert.

Doom-Freunde sollten sehr vorsichtig sein, nur weil hier von der Essenz des Doom Metals die Rede ist, die in ein futuristisch-nihilistisches Gewand gepackt wird, ist das für Freunde der klassischen Bands des Genres schlicht nicht erträglich. Wem This Face von GNAW noch nicht konsequent modern genug war oder wem Dub Step nicht genug Seele und Abwechslungsreichtum hat, der darf sich diesen fleischgewordenen Albtraum aus Selbstzermürbung gerne zu Gemüte führen und hoffen, wieder einen Weg heraus zu finden. Wer dreimal am Stück ToKage hört, wird bezeugen können, dass dies alles andere als leicht ist. WHITE DARKNESS sind beeindruckend und nicht von dieser Welt. Viel Glück denen, die hier unbedarft rangehen. Das ist echt harter Scheiß.

Veröffentlichungstermin: 28. Oktober 2011

Spielzeit: 47:45 Min.

Line-Up:
Jason Könen – Musik, Instrumente
Rachael Kozak – Vocals

Label: Denovali Records

Homepage: http://www.denovali.com/whitedarkness

Tracklist:

1. {echo internal_type=LUST|name=GASH()|source=null}
2. hHi|d4Ee
3. messe][noir
4. FF0000 Rituals
5. You are the interactive data mutant. sHIVER/sHIVER//sHIVER///
6. RMNNTs
7. The Volume Of The Enclosure

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