Wir sind uns nicht ganz sicher, ob VOLA uns in ihrer Trackliste eine versteckte Botschaft mit auf den Weg geben wollen. „I Don’t Know How We Got Here“ ließe jedenfalls entweder auf falsche Bescheidenheit oder aber echte Ratlosigkeit schließen. Dass Letzteres eigentlich nur schwer vorstellbar ist, unterstreicht „Friend Of A Phantom“ schon nach unserem ersten Aufeinandertreffen.
Das vierte Album der dänisch-schwedischen Formation ist kein bloßer Versuch ins Blaue, sondern tatsächlich von Anfang bis Ende schlüssig und dabei auch noch kompakt arrangiert. VOLA verschmelzen ihren zuletzt etablierten Mix aus modernem Prog Metal und gefühlvollem Alternative Rock in eleganter Weise, indem technische Spitzen und härtere Ausbrüche mit wundervollen, teils großen Refrains Hand in Hand gehen.
Die Klangwelten VOLAs bleiben stets greifbar und vor allem menschlich
Dass die omnipräsenten Synthesizer hier und da auch mal recht zuckrig werden können, stört daher weniger: Sie komplettieren den sanften wie berührenden Klargesang Asger Myginds, indem sie sich zart und fluffig an dessen Worte anschmiegen oder reißen uns im rastlosen „Break My Lying Tongue“ unweigerlich aus dem Sessel. Ob tanzbar oder verträumt, die Klangwelten VOLAs bleiben stets greifbar und vor allem menschlich: Verkopfte Gehirnakrobatik tauscht „Friend Of A Phantom“ gegen eine spürbar emotionale Ebene.
Während etwa in „We Will Not Disband“ Keyboarder Nicolai Mogensen im Hintergrund zwischen verspielten sowie flächigen Teppichen wechselt und die Rhythmus-Sektion etwas Djent-Groove einstreuen lässt, verleitet uns Sänger Asgar Mygind dazu, einfach für viereinhalb Minuten die Augen zu schließen und uns treiben zu lassen.
VOLA nutzen Gegensätzliches, um “Friend Of A Phantom” spannend zu halten
Obwohl VOLA mittels dieser Stilmittel ein relativ homogenes Klangbild erschaffen, bleibt „Friend Of A Phantom“ über seine volle Laufzeit spannend. Das erreicht das Quartett durch verschiedenartige Ansätze, wenn etwa das zurückgenommene „Glass Mannequin“ auf reduzierte Instrumentierung setzt, „Bleed Out“ Electronica und Gesang in ähnlicher Weise verschmelzen lässt, wie es LEPROUS gerne tun oder im fantastischen “Cannibal” ein wirklich großer Refrain durch Anders Fridéns (IN FLAMES) Screams noch mehr Biss entwickeln darf.
Harsche Vocals wie hier sind ansonsten ein enorm rares, doch dafür passend gesetztes Stilmittel, das etwa den Breakdown des erwähnten „Bleed Out“ noch ein wenig härter treffen lässt. Zumeist aber sorgen VOLA penibel dafür, die härteren Riffs von „Paper Wolf“ oder „Hollow Kid“ durch einen entsprechenden Gegenpol auszubalancieren, sei es in Form eingängiger Refrains bzw. Gesangslinien oder versöhnlich stimmender Synthesizer.
Modern Prog trifft Alternative: VOLA vermengen auf “Friend Of A Phantom” das Beste aus beiden Welten
Indem „Friend Of A Phantom” diese Kontraste so geschmackvoll vermählt, etabliert sich auch die Band endgültig in einer hochspannenden Schnittmenge: Mit einem Bein im Modern Prog und dem anderen im Alternative-Universum vereinen VOLA das Beste aus beiden Welten. Ein Glück, dass uns die Gruppe schon mit dem dritten Track versichert, dass sie noch lange nicht ans Aufhören denkt. So jedenfalls deuten wir die vermeintlich versteckte Botschaft im Titel.
Veröffentlichungstermin: 01.11.2024
Spielzeit: 40:53
Line-Up
Asger Mygind – Gesang, Gitarre
Martin Werner – Keyboard
Nicolai Mogensen – Bass
Adam Janzi – Schlagzeug
Produziert von Asger Mygind und Jacob Hansen (Mix und Mastering)
Label: Mascot Label Group
Homepage: https://www.volaband.com/
Facebook: https://www.facebook.com/volaband
Instagram: https://www.instagram.com/volaband
Bandcamp: https://volaband.bandcamp.com/
VOLA “Friend Of A Phantom” Tracklist
01. Cannibal (Video bei YouTube)
02. Break My Lying Tongue (Video bei YouTube)
03. We Will Not Disband
04. Glass Mannequin
05. Bleed Out
06. Paper Wolf (Video bei YouTube)
07. I Don’t Know How We Got Here (Visualizer bei YouTube)
08. Hollow Kid
09. Tray