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V.A.: Blood Ceremonies [CD/DVD]

Man sollte meinen, dass bei all der inhaltlichen Fülle die Qualität zwangsweise auf der Strecke bleibt, doch "Blood Ceremonies" mangelt es beileibe nicht an ordentlichen Songs aus der Black, Death und Pagan-Ecke.

Die ungebändigte Kreativität der dunklen Seite des Metals verspricht die Blood Ceremonies betitelte Compilation und unterstützt diesen Anspruch mit einem edel entworfenen Digipack, dass durchaus Erinnerungen an das Artwork der letzten beiden BLUT AUS NORD-Alben aufkommen lässt. Doch auch inhaltlich wird bei AFM Records nicht gekleckert, sondern wohl oder übel geglotzt, denn dieses Package umfasst eine CD aus 15 mehr oder weniger bekannten Tracks der Black, Death und Pagan-Ecke.

So hat man direkt an den Anfang das vermeidlich größte Zugpferd MORBID ANGEL gespannt um die Reise durch die Klanglandschaften so angenehm wie möglich zu beginnen. Doch den Gaul plagen Startschwierigkeiten, denn das neue Futter von der Marke Illud Divinum Insanus enthält schwer verdauliche Inhaltsstoffe, die die Fahrt beinahe voreilig enden lassen. Glücklicherweise entpuppt sich die verabreichte Portion Existo Vulgore als eins der besseren Produkte des Herstellers, das zwar nicht an die alte Klasse der Death-Urgesteine heranreicht, zumindest aber keine Traumas hinterlässt wie bei einem Großteil der LP-Konsumenten.

Nach dem etwas holprigen Beginn wissen jedoch WATAIN mit ihrem Übersong Reaping Death die Regenerationsphase einzuleiten und hieven den Hörer auf den Weg der Besserung. Doch nicht nur Szenegrößen dürfen ihren Anteil zum Silberling beisteuern. Unter anderem haben ein paar unbekanntere Bands wie die Schwarzheimer REV 16:8 oder die Israelis SONNE ADAM den Sprung in die Riege illustrer Bands geschafft, um einer breiteren Masse zugänglich gemacht zu werden. Leider kann das Material der Newcomer nicht hundertprozentig an die Qualität von hier ebenfalls beteiligten Bands wie DEICIDE heran reichen und wirken im Vergleich zu dem Klassiker Mercenary von BOLT THROWER bestenfalls ambitioniert.

Ein weiterer Aspekt, der nicht ganz durchdacht scheint, stellen die teilweise mehrere Jahre auseinander liegenden Release-Zeitpunkte der vertretenen Songs dar. Auf der einen Seite versucht man, dem Käufer einen aktuellen Überblick über die metallische Musikkultur zu verschaffen und greift auf die neuesten Werke der anfangs erwähnten MORBID ANGEL oder von den Black-Avantgardisten BLUT AUS NORD zurück, versteckt im gleichen Atemzug jedoch auch angestaubtes Material wie das 2005 erschienene (aber dadurch nicht minder genialere) Älter als das Kreuz von HELRUNAR. Und auch die Finnen von MOONSORROW steuern, genauso wie die  Hype Retro-Rocker THE DEVILS BLOOD nur Altbackenes bei, obwohl neues Liedgut bereits vorhanden wäre. An sich stellt sich erneut die Frage, warum die Niederländer überhaupt einbezogen wurden, denn so okkult die Lyrics und das polarisierende Auftreten auch sein mögen, die CD bekommt durch die 70s-Rock-Verbeugung Christ Or Cocaine einen atmosphärische Durchhänger verpasst. Ebenso fehl am Platze wirken die Mannen um Blake Judd von NACHTMYSTIUM, die auf Addicts nur am Rande den Black Metal streifen und einerseits das raue Gefüge auflockern, aber sich nicht besonders in den sonst düsteren Sound einfügen. Man könnte mir nun Engstirnigkeit vorwerfen, doch alles andere ist der Fall. Denn wäre die CD von Anfang an breitflächiger ausgelegt und weniger auf recht schnörkellosen Black/Death ausgerichtet, würden diese beiden Songs besser ins Gesamtbild passen. Etwas heraus gelöst wirkt auch Epitome II von BLUT AUS NORD, welches den atmosphärischen Höhepunkt der Zusammenstellung markiert, jedoch um ein vielfaches besser in Konstellation mit den anderen, ebenfalls Epitome betitelten Tracks aus dem Album 777 Sect(s) funktioniert.

Als Bonus wird zum Hauptmenü noch eine DVD gereicht, die dem  Gourmet einen visuellen Überblick aus Musikclips von Bands wie PRIMORDIAL oder HELHEIM bereitet und dem Sehreiz schmeicheln soll. Das optische Highlight stellt jedoch eindeutig die unzensierte Fassung von BEHEMOTHs Ov Fire And The Void dar, das neue Maßstäbe in Sachen Videoproduktion im Genre setzt. Doch auch TRIPTYKON und MY DYING BRIDE müssen sich nicht verstecken. Die restlichen Beiträge setzen sich größtenteils aus Live-Material zusammen, die trotz schwankender Qualität bereits jetzt Lust auf die kommende Festivalsaison bereiten.
 
Man sollte meinen, dass bei all der inhaltlichen Fülle die Qualität zwangsweise auf der Strecke bleibt, doch Blood Ceremonies mangelt es beileibe nicht an ordentlichen Songs, vielmehr hinkt die Zusammenstellung an kleineren Problemchen, wie zum Beispiel an der nicht ganz zu Ende gedachten Anordnung der Tracks oder an der verbesserungswürdigen Abstimmung des Material. Letztendlich erschließt sich mir nicht ganz, welche Zielgruppe das Package damit anzusprechen vermag, denn der eigenwillige Mix aus Newcomern, neuem Material von alten Hasen und modernen Klassikern wird nicht jeden vollends zufrieden stellen.

Veröffentlichungstermin: 28.10.2011

Spielzeit: CD 78:50 min / DVD 85 min Min.

Label: AFM Records

Tracklist:
CD:
1. MORBID ANGEL – Existo Vulgore
2. WATAIN – Reaping Death
3. REV 16:8 – Agenda
4. BYFROST – Of Death
5. OFERMOD – Death Cantata
6. THE DEVILS BLOOD – Christ Or Cocaine
7. FACEBREAKER – Epidemic
8. NACHTMYSTIUM – Addicts
9. NECROS CHRITOS – Succumbed To Sarkum Phagum
10. DEICIDE – To Hell With God
11. SONNE ADAM – We Who Worship The Black
12. HELRUNAR – Älter als das Kreuz
13. BLUT AUS NORD – Epitome II
14. BOLT THROWER – Mercenary
15. MOONSORROW – Unohduksen Lapsi

DVD-Video:
1. BEHEMOTH – Ov Fire And The Void
2. TRIPTYKON – Shatter
3. MY DYING BRIDE – Bring Me Victory
4. PRIMORDIAL – Gods To The Godless
5. DISMEMBER – Override Of The Overture
6. REV 16:8 – Flame Salvation
7. CARPATHIAN FOREST – Black Shining Leather
8. TAAKE – Umenneske
9. DARKTHRONE – Too Old Too Cold
10. NEGURA BUNGET – Tesarul De Lumini
11. HELHEIM – Dualitet Og Ulver

DVD-Audio:
12. TODTGELICHTER – Café Of Lost Dreams
13. URFAUST – Das Kind mit dem Spiegel
14. HELL – Blasphemy And The Master 

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