Nanu, ist da Carl McCoy aus seiner Gruft gestiegen? Mit dem Song „Poison Pages“ erinnern TRIBULATION daran, dass FIELDS OF THE NEPHILIM eine der großartigsten Bands der 80er -Jahre waren. Die ätherischen Keyboards, der unvergleichlich warme Gitarrensound und dann diese betörende Stimme: „Poison Pages“, der letzte Song des aktuellen Albums „Sub Rosa in Æternum“ könnte fast gar ein Stück der Gothicrock-Ikonen aus dem britischen Hertfordshire sein.
Mehr Gothic als Metal. Mehr Post als Punk.
Überhaupt, das komplette Album „Sub Rosa In Æternum“ ist viel mehr Gothic als Metal, viel mehr Post als Punk, viel mehr Dark als Extreme. Was sollen die Schweden auch anderes machen, schließlich hat Jonathan Hultén, der die Vorgängeralben „Where Gloom Becomes Sound“ und „Down Below“ prägte, die Band inzwischen verlassen. Irgendwas Neues musste auf jeden Fall her. Nach der mittelmäßigen EP „Hamartia“ überraschen TRIBULATION nun damit, dass sie den Weg ins Dunkle suchen – und sich dort auch ganz gut zurechtfinden. Der größte Coup der Band ist dabei ist der Klargesang von Johannes Andersson, der immer wieder an Fernando Ribeiro von MOONSPELL oder Carl McCoy erinnert.
Nur noch einzelne Songs schlagen den Bogen zum Vorgängeralbum
„Reaping Song“ passt in eine dezent beleuchtete, rausch- und rauchgeschwängerte Bar aus einem Film Noir, düster, verrucht, geheimnisvoll und gleichzeitig sehr, sehr eingängig perlt der Song äußerst gediegen vor sich hin. Dazu passt kein Bier, sondern eher ein Glas Champagner oder noch besser „Death In The Afternoon“, also Champagner plus Absinth. „Drink To Love of God“ und „Tainted Skies“ sind noch am dichtesten dran an den letzten Veröffentlichungen und schlagen den Bogen zur neuen Ausrichtung. Auch „Time And The Vivid Ore“ erinnert an die etwas harschen Momente der Vergangenheit. Doch TRIBULATION trauen sich auch was: „Murder In Red“ ist strenggenommen ein 80er-Jahre-Pop-Song, jedenfalls so lange, bis die Gitarren ein Loch in den Synthie-Nebel reißen. Und einmal mehr kann man sich über den Gesang von Johannes Andersson wundern, der entweder ein Naturtalent ist oder für dieses Album sehr hart an seiner Stimme gearbeitet hat.
Manchmal riecht es aber zu stark nach Patchouli
„Hungry Waters“ ist vielleicht ein bisschen zu verästelt, die Backingvocals im Refrain zu süßlich, auch die Vorabsingle „Saturn Coming Down“ ist einen Tick zu cheesy. Gekappt haben TRIBULATION auch die klassische doppelstimmige Gitarrenleads, die früher hier und da auf die Wurzeln der Band im klassischen Metal deuteten. Den Weggang von Jonathan Hultén haben TRIBULATION auf ihre Art gemeistert und eine neue, durchaus überraschende Richtung eingeschlagen. Spannend wäre dieser neue Weg aber auch mit Hultén gewesen – denn der hätte der Musik auch eine außergewöhnliche Optik mitgegeben. „Sub Rosa in Æternum“ kommt leider nur mit einem recht durchschnittlichen Cover und Booklet daher, kein Vergleich zu „Where Gloom Becomes Sound“. Vielleicht sollte man sich zum neuen Album einfach das wunderschöne Cover des dritten TRIBULATION-Albums „Children Of The Night“ ansehen – denn dann schließt sich der Kreis.
VÖ: 1. November 2024
Label: Century Media Records
TRIBULATION “Sub Rosa In Aeternum” Tracklist
- The Unrelenting Choir
- Tainted Skies (Video bei YouTube)
- Saturn Coming Down (Video bei YouTube)
- Hungry Waters (Video bei YouTube)
- Drink the Love of God
- Murder in Red (Video bei YouTube)
- Time & the Vivid Ore
- Reaping Song
- Poison Pages (Video bei YouTube)
- Bonus Track: I takt med otiden (CD Mediabook | Deluxe LPs)
Tribulation Line-up 2024:
- Johannes Andersson (Vocals/Bass)
- Adam Zaars (Guitar)
- Joseph Tholl (Guitar)
- Oscar Leander (Drums)