TODD: Purity Pledge

Cola und Salzsäure: Ein ätzender und zugleich zuckersüßer Noise Rock-Cocktail.

Die heutige Aufgabe lautet: Verstehe TODD. Mögliche Wege um zu ergründen, wie eine Band derart krank und psychotisch klingen kann: Suhle dich im Schlamm mit zwei humorlosen Amazonen, stelle drei Trampoline übereinander und versuche einen Salto oder mach dir einen leckeren Cocktail aus Zyankali, Ecstasy und Frostschutzmittel. Aber da ich nicht lebensmüde bin, habe ich von diesen Vorschlägen noch nichts ausprobiert. Vielleicht verstehen wir TODD aber so besser: Wir kramen die alten Amphetamine-Scheiben aus dem Schrank und hören sie, während wir Staubsaugen.

TODD heben Noise Rock auf die nächste Ebene und beweisen in den 40 Minuten ihres Debüts, dass im Noise Rock mehr Platz ist als Geschrei, hypnotische Rhythmen und lärmende Gitarren. Kranke Samples, viele Spielereien, undefinierbare Klänge und unkontrollierte Wutausbrüche erweitern das Gesamtbild des Albums ungemein und lassen Purity Pledge zu einer Mischung avancieren, die so ätzend und gleichzeitig zuckersüß ist wie ein Cocktail aus Salzsäure und Cola. Daher ist es nicht leicht zu sagen, ob man TODD nun lieben oder hassen soll, mit einer gewissen Neigung zur Selbstzerstörung jedoch wird man von diesem Album nicht mehr loskommen.

Songs wie Mr. Harry, You Wouldn´t Believe Me oder Purity Pledge machen klar, warum dieses Album so mörderisch gut ist: Hypnotisierende Grooves treffen auf krasse, disharmonische Lärmergüsse, die so sehr schmerzen wie ein rostiger Nagel im Fuß. Aber das ist gut so. Hinter dieser schier undurchdringlichen Wall of Sound verbergen sich allerhand wilde Töne, undefinierbar, es sei dann man schmeißt sich die selben Drogen ein wie diese fünf Maniacs. Dadurch gibt es leider auch ein paar Längen, wie in Sedan oder Eagle and Child, die aber durch die Schmissigkeit der kurzen Songs weggeblasen werden.

TODD begeistern einfach, sei es durch die ungewöhnliche Art des Songwritings, das psychotische Gebrüll von Sänger Craig Clouse, der schon mit Bands wie HAMMERHEAD oder NEGATIVE STEP genügend Noise-Rock Erfahrung sammeln konnte. Apropos ungewöhnlich: Das Organ von Sängerin Emmylou Sunshine kann gehörig auf den Geist gehen, aber erst sie zeigt, dass TODD Nägel mit Köpfen machen: Noise Rock muss eben hässlich sein.

Für Noise Rock-Jünger stellt Purity Pledge absolute Pflicht dar, doch ausschließlich alte Stärken sollte man von diesem Quintett nicht erwarten: Sie heben diese Musikrichtung auf das nächste Level und stauben diese Schublade gründlich ab.

Veröffentlichungstermin: 24. Januar 2005

Spielzeit: 39:51 Min.

Line-Up:
Craig Clouse – Vocals, Guitars, Bass

John Webb – Guitars

Fifi Cernosek – Vocals, Keyboards

Emmylou Sunshine – Vocals, Keyboards, Percussion

Francis Axe Handel – Drums

Label: Southern Records

Tracklist:
1. Sharon After Prom

2. Little Dipper to Squirrel

3. Butlers Portion

4. Mr. Harry

5. Sedan

6. Hog Blood River

7. Purity Pledge

8. Eagle and Child

9. Miss Longhorn Speedway

10. Jenny

11. You Wouldn´t Believe Me

12. Cracker Jack Asshole

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