TIME REQUIEM: Optical Illusion

Neue alte Besetzung, alter Stil, dezente Weiterentwicklung hin zum Progressive Metal.

Für das dritte TIME REQUIEM-Album hat der schwedische Keyboarder Richard Andersson die selben Musiker ins Studio gelockt, die bereits seinen im letzten Herbst erschienen Karriererückblick eingespielt hatten. Das erste Kaufargument ist dementsprechend der Gesang von Göran Edman, dessen Stimme besser denn je klingt. Egal ob hoch und kräftig oder tiefer und beschwörend, der Mensch kann es einfach! Der crispe Gitarrensound von Flitzefinger Magnus Nilsson ist eine angenehme Abwechslung zu den totproduzierten Einheitsgitarren der restlichen Symphonic Metal-Gemeinschaft und Anderssons Tastenspiel ist ebenfalls absolute Weltklasse. Hin und wieder übertreiben es die beiden zwar in Sachen Hochgeschwindigkeitsläufe, insgesamt wird das Tempo jedoch variiert, was Abnutzungserscheinungen vorbeugt.

Stilistische Parallelen zu Edmans ehemaligen Arbeitgeber MALMSTEEN gibt es auch auf Optical Illusions reichlich. Allerdings lässt sich eine dezente Weiterentwicklung hin zum Progressive Metal erkennen. Die traditionellen Songstrukturen werden nach Lust und Laune aufgebrochen. Folglich wirkt die Musik anfangs etwas verwirrend. Nur auf Umwegen erhält man Zugang zu den Schätzen, die das Album in sich birgt. Das bedeutet aber auch, dass die CD beim wiederholten Hören interessant bleibt.

Eigentlich erwartet man, dass besonders der Opener und der Titeltrack Höhepunkte darstellen. Bei Optical Illusion ist jedoch das Gegenteil der Fall. Sin To Sin eröffnet den Reigen mit unerwartet munteren Harmonien (nicht Melodien!), während Optical Illusions einfach nur zerrissen wirkt. Ziellos winden sich die Musiker durch krumme und gerade Takte, die sich persönlich ungefähr so nahe stehen, wie S-Bahnfahrgäste im Berufsverkehr.

Dafür besticht das restliche Songmaterial durch sinfonisch angehauchten und extrem abwechslungsreichen Melodic Metal. Zu keinem Zeitpunkt merkt man dem Album an, dass es innerhalb weniger Monate geschrieben, aufgenommen und abgemischt wurde. Am besten wissen TIME REQUIEM zu gefallen, wenn sie wie bei The Talisman dramatisch werden. Auch das schleppende Creator In Time sticht heraus, wenngleich es nicht ganz die Klasse von Lord Of The Winds (auf Anderssons bisherigem Meisterwerk The Astral Episode) erreicht. Speed Metal-Freunde werden mit The Ashen Soul und Sphere Of Fantasy bedient, wobei auch hier die Dynamik eine wichtigere Rolle als die Geschwindigkeit spielt. Hier gibt es auch die eingängigsten Melodien, ohne die die spieltechnischen Raffinessen höchstens halb so unterhaltsam wären.

Alles in allem ist Optical Illusions also ein gutes Album, das nur selten so kopflos wirkt wie die Person auf dem Titelbild.

Veröffentlichungstermin: 24.04.2006

Spielzeit: 49:57 Min.

Line-Up:
Göran Edman: Gesang

Richard Andersson: Keyboard

Magnus Nilsson: Gitarre

Andy Rose: Bass

Jörg Andrews: Schlagzeug

Produziert von Richard Andersson
Label: Regain Records

Homepage: http://www.anderssonmusic.com

Tracklist:
1. Sin To Sin

2. The Talisman

3. Optical Illusion

4. The Ashen Soul

5. Ocean Wings

6. Creator In Time

7. Miracle Man

8. Spheres Of Fantasy

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