THUNDERSTORM: Nero Enigma

Ein Jahrhundertalbum ist "Nero Enigma" nicht geworden, aber ein sehr gutes, dass sich gut in der THUNDERSTORM-Sammlung macht.

Drei Jahre hat sich das Doom-Trio aus Bergamo Zeit gelassen, um den Nachfolger zu As We Die Alone zu präsentieren. Aber in der Doom-Gemeinde ist das keine dramatisch lange Zeit, sie hat geduldig auf Nachschub aus Italien gewartet. Und so bekommt man wie gewohnt typische THUNDERSTORM-Kost, kleine Neuerungen sind wieder deutlich herauszuhören, obwohl man vom Grundmenü her dem mittlerweile ganz eigenen Sound natürlich weiter treu bleibt.

Schon das Cover entfernt sich von den bisherigen klassischen Gemälden oder dem mystischen Bild des letzten Albums. Statt mit der Ästhetik eines tiefsinnigen Bildes zum Anschauen zu verleiten, lässt das aktuelle Cover wenig Spielraum für Fantasie. Es symbolisiert deutlich, wohin diesmal die Reise geht: Mörder, Opfer, Gewalt, Angst. Nero Enigma ist ein Konzeptalbum, das sich in jedem Song um einen anderen Mord dreht. Da ließ sich die Band hauptsächlich von alten heimischen Krimi- und Horrorklassikern beeinflussen, in Bella Italia gibt es ja nicht nur Terence Hill und Bud Spencer. Musikalisch weicht die Band wieder etwas mehr vom klassischen Doom der ersten Alben, das ließ ja auch schon das letzte Album erkennen. Fanden dort oft noch 70er-Klänge ihre deutlichen Momente, so kommt auf Nero Enigma weitaus mehr der traditionelle 80er Metal durch. Das steht den Italienern gut, der Bandeigene Sound kriegt noch mehr Energie verpasst, nur die wirklich trägen Momente alter Tage sind hier rar gesät.

Morde und Opfer sind nun mal vielschichtig, entsprechend abwechslungsreich sind da auch die Songs. Der Opener und Titeltrack hätte direkt auf As We Die Alone stehen können, aber schon When April Dies klingt fremd, geht voll ab mit packendem Groove, Basser Omar kann hier live seinen ganz eigenen Doomdance ausgiebig zelebrieren. Ein Highlight ist sicher Ophrys, beim doomigsten Song des Albums verbeugt man sich stark vor BLACK SABBATH zu DIO-Zeiten. Shallow beginnt unbequem wie ein rostiges Messer im Rücken, geht dann auf in einen typischen Melodic-Song inklusive verspielten Bassmelodien. Davon gibt es diesmal reichlich, manchmal wirken diese Elemente bei eigenen alten Songs geklaut, schön sind sie trotzdem oder gerade deshalb. Passend zur morbiden Thematik werden die balladesken Klänge natürlich immer wieder von Heavy-Parts aufgebrochen oder lautstark zum Showdown getragen. Der Bass von Omar Roncalli ist wie immer hörenswert und nicht nur brummelnder Begleiter der Gitarre, Attilio Coldani geniest es hörbar, dass er nun etwas energischer in die Trommeln hauen kann. Fabio Bellan gelingt es durch abwechslungsreiche Stimmfarben und unterschiedliche Gesangsmelodien, den Charakteren seiner Mörderstories Persönlichkeit zu geben, transportiert recht gut Wut, Kälte und Selbstzweifel des Mörders sowie Angst und Schmerz der Opfer. Sein Gitarrenspiel, das wie gewohnt irgendwo zwischen mittleren BLACK SABBATH, TROUBLE und CANDLEMASS pendelt, aufgemotzt mit 80er Power-Metal, einer kleinen Portion 70er Rock und etwas NWOBHM, hat mich anfangs etwas irritiert. Dass ein Gitarrist seine Leads so verändert, ist nun doch ungewöhnlich. Seine typischen Soli erkennt man schnell, dann hat man aber auch das Gefühl, einem Gastsolisten zuzuhören. Aber das sollte man in einem Gespräch sicher klären können. Ha ha, beim abschließenden Modus Operandi erhebt als Mörder der sympathische Sandro Buti seine Stimme, ciao Sandro!!!  

Nero Enigma ist definitiv gelungen, die Story ist gut umgesetzt. Etwas mehr Intensität beim Gesang und mehr Mut, noch ein paar neue Elemente einzubauen, hätte sicher nicht geschadet, ein Jahrhundertalbum ist Nero Enigma nicht geworden. Aber ein sehr gutes, dass sich gut in der THUNDERSTORM-Sammlung macht. Und wer Probleme damit hat, dass sich die Italiener noch etwas weiter vom klassischen Doom entfernt haben, der sollte unbedingt das Debüt von TEMPLE OF PAIN ordern. Das Soloprojekt von Fabio Thunder Bellan geht deutlich zurück zu alten Tugenden.

Veröffentlichungstermin: 26.03.2010

Spielzeit: 50:59 Min.

Line-Up:
Fabio Bellan – Gesang, Gitarre
Omar Roncalli – Bass
Attilio Coldani – Schlagzeug

Produziert von Thunderstorm
Label: Dragonheart Records

Homepage: http://www.thunderstorm-doom.com

MySpace: http://www.myspace.com/thunderstormlair

Tracklist:
1. Nero Enigma
2. When April Dies
3. Ophrys
4. 5o25
5. Shallow
6. The Trail Of Life
7. Mechanical Delights
8. Monologue
9. Modus Operandi

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