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THRÄNENKIND: The Elk

Eine mitreißende Studie der Gefühlswelt zwischen Trauer und Überwindung in der Schnittmenge von Post Rock und Post Black Metal.

Man sagt gerne, das Leben sei eine Achterbahn mit vielen unerwarteten Höhen und Tiefen. “The Elk” wiederum ist eine Momentaufnahme, eine Aufarbeitung von Trauer, die uns zeigt, dass es in unserem Alltag nicht immer im erwarteten Tempo vorangeht. Manchmal steht die Zeit still und zwingt uns in einen langwierigen Prozess, der mit Verlust beginnt und an dessen Ende die Akzeptanz nebst Erfülltheit steht.

Schwach und zerbrechlich finden wir uns anfangs vor. “Monument” öffnet alte Wunden, gräbt sich mit fragilen Cleangitarren unter unsere Haut und schreit sich anschließend den Schmerz aus der Seele. Die Post-Black-Metal-Herkunft THRÄNENKINDs blitzt in den ausgeprägten Momenten der Verzweiflung immer wieder vage auf – “My Transparent Heart”, “Silence Is Everything” und “Eternal Youth” schneiden mit lauten Gitarren ein Loch in den Morgennebel.

“The Elk” wirkt in manchen Momenten wie traumatisiert

Die rohen Ausbrüche scheinen aber nur extremer Ausdruck der Ohnmacht zu sein, die uns in “The Elk” stetig heimsucht. Die Zerbrechlichkeit drückt sich in mal sanftem, mal heftigem Post Rock aus, welcher natürlich in beide Extreme hineinreicht: die rumpfhaften schwarzmetallischen Anleihen, denen auch die monotonen Screams verschrieben sind, und die Avantgarde-Ausflüge im Stil ruhiger ISIS, PG.LOST oder trauernder RED SPAROWES. Mit unverzerrten Gitarren kann das Instrumental “Just Another Way Of Expressing Defeat” somit problemlos neben dem aufgewühlten “The Kind Is Dead” stehen.

Warum auch nicht, Emotionen sind selten gänzlich rein und unverfälscht. Allein deshalb wiegt das anfangs so minimalistische “Today”, “The Sea (Anja’s Song)” schon mit den ersten Klängen tonnenschwer auf den Schultern. Es zieht uns unweigerlich hinab, vielleicht in die Tiefen des Ozeans, vielleicht in die dunklen Ecken unserer Psyche. “The Elk” wirkt in diesen Momenten wie traumatisiert, die Aufarbeitung des Erlebten derweil in unsere Hände gelegt.

Noch können THRÄNENKIND nicht ganz zur Speerspitze aufschließen

Die Spannung zwischen wehmütigem Post Rock und brennenden Ausbrüchen gelingt nicht immer ohne Blessuren. Ab und an fehlt dem Songwriting noch die Finesse, wenn etwa “Deleting Those Three Words” einen holprigen Versuch unternimmt, vom Lauten ins Konsternierte überzugehen. Zusammen mit den noch ausbaufähigen Vocals ist das der größte Kritikpunkt, der THRÄNENKIND noch hinter die Speerspitze zurückwirft.

Mit der Studie der intimsten Gefühlswelt gelingt aber die Ausformulierung des übergreifenden Themas, auch dank des starken Schlussaktes: Im Doppeltrack “Forest” zeigen sich erste Züge von Verständnis, das instrumental an DEVIL SOLD HIS SOUL erinnernde “The Story Of Permanence” begegnet mit würdevoller Anerkennung, bevor das instrumentale “The Elk” nach einem heftigen Durchschnaufen mit Zuversicht und einem Lächeln auf den Lippen ein altes Kapitel schließt und ein Neues beginnt. Der titelgebende Elch als abschließendes Symbol für Unabhängigkeit und spirituelle Stärke? Ich weiß es nicht, doch wäre es ein schöner Gegenentwurf zur Metapher der Achterbahn, in der wir alle sitzen.

Veröffentlichungstermin: 26.08.2013

Spielzeit: 58:01 Min.

Line-Up:
Nils – Vocals
Flo – Guitars
Max – Guitars
Nathanael – Live-Bass, Vocals
Emanuel – Drums

Label: Lifeforce

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Thraenenkind

THRÄNENKIND “The Elk” Tracklist

01. Monument (Video bei YouTube)
02. Just Another Way Of Expressing Defeat
03. The Kind Is Dead
04. My Transparent Heart
05. Today, The Sea (Anja´s Song)
06. Deleting Those Three Words
07. Eternal Youth
08. Seven Dead Horses
09. Silence Is Everything
10. Forest pt. I (The Veil)
11. Forest pt. II (The Grove)
12. This Story Of Permanence
13. The Elk

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