Interessant, welchen Weg das Gothic Metal-Genre im Laufe der Zeit durchgemacht hat. Entstanden aus Death Metal hat sich die Musik immer mehr in eine rockigere Richtung bewegt, hat ihre eigene Metal-Nische geschaffen, wurde immer atmosphärischer und momentan läuft alles in Richtung Synthie-unterlegte Rockmusik.
Ein Name war und ist innerhalb dieses Genres ganz wichtig und der ist PARADISE LOST. Sicher war diese Band ganz wichtig für die Etablierung dieser Musik im Metal und gehört immer noch zu denjenigen, die den Weg vortrampeln, dem viele folgen.
Und auch THEATRE OF TRAGEDY gehen mit ihrem dritten Werk ‘Aégis’ diesen Weg und lösen sich mehr und mehr von den Metal-Wurzeln, um Elektro-Instrumenten den Vortritt zu erleichtern…
Das Material auf “Aégis” ist vornehmlich ruhig
Was sich nun sicher so anhört, als wären THEATRE OF TRAGEDY reine Kopierer, sollte man aber so nicht stehenlassen, da THEATRE OF TRAGEDY doch immer eine eigene Größe im Gothic-Metal darstellten, auch wenn die Musik schon bei den ersten beiden Scheiben an mir irgendwie vorbeilief.
Ziemlich ruhig hört sich also das gesamte Material auf ‘Aégis’ an und die Gitarren wurden erheblich zurückgefahren. Ganz wichtig scheint der Band die warme, relaxte Atmosphäre in den Songs gewesen zu sein, die sich durch das gesamte Album durchzieht. Der Kontrast zwischen Sänger Raymond und Sängerin Liv Kristine kommt auf ‘Aégis’ nicht mehr ganz so deutlich zur Geltung, da Raymond nur noch ganz selten grunzt und sich eher in tiefem Gesang übt, was er nicht schlecht macht, aber auch nicht unbedingt damit glänzt.
Was mich selbst gewundert hat, ist die Tatsache, daß ich auf ‘Aégis’ immer wieder von Livs Gesang angeödet werde, da sie für mich eigentlich schon einer der wichtigsten Faktoren bei THEATRE OF TRAGEDY war. Ich frag mich immer wieder, warum sie sich mit dieser Gesangesleistung zufrieden gibt, da sie eigentlich die meiste Zeit recht kraftlos ins Mikro flüstert. Dabei hab ich doch schon live erlebt, dass Liv Kristine wirklich Stimme hat…
THEATRE OF TRAGEDY können die Songs gut zusammenhalten
Wie bereits erwähnt, liegen fast alle Songs auf einer Ebene und echte Abwechslung musste zugunsten der Atmosphäre weichen. Echte Höhepunkte konnte ich bisher nicht ausmachen und wie auch auf den ersten beiden Scheiben läuft die Musik zum Größten Teil an mir vorbei.
Zugute halten muss man THEATRE OF TRAGEDY auf jeden Fall, dass sie trotz der Keyboard-Lastigkeit die Songs gut zusammenhalten konnten und die Kompostitionen nicht durch erzwungen moderne Drum-Bass oder Sequenzer – Sounds zerstörten, wie ich bei anderen Werken oft den Eindruck hatte (z.B. MOONSPELL).
Ich sag mal, THEATRE OF TRAGEDY bleibt eine Fansache, trotz all der Sympathien, die ich für diese Band hege, kann ich ihre Musik letztendlich nur als ‘nett’ bewerten.
Veröffentlichungstermin: 11.05.98
Spielzeit: 49:59 min.
Line-Up
Raymond I. Rohonyi – Vocals
Liv Kristine Epenaes – Vocals
Tommy Olsson – Guitars & Programming
Frank Claussen – Guitars
Eirik T. Saltroe – Bass
Hein Frode Hansen – Drums
Lorentz Aspen – Synthesizer
Produziert von Pete Coleman
Erschienen bei Massacre Records
Homepage: http://www.darkwood.com/tragedy
THEATRE OF TRAGEDY “Aégis” Tracklist
1. Cassandra
2. Lorelei
3. Angélique
4. CEede
5. Siren
6. Venus
7. Poppaea
8. Bacchante