STAIND: 14 Shades of Grey

Grundsätzlich hat sich bei STAIND nicht wirklich viel geändert, auch wenn der Aggro-Anteil nochmal zurückgeschraubt wurde. Man könnte die Band immer noch in die „Melodischer Rock mit Melancholie und härteren Gitarren“-Schublade stecken!

Bin kein Die Hard-Fan der Band aus Springfield/Massachusetts, mag ihre bisherigen Alben (auch wenn ich die im Oktober 1996 in Eigenregie veröffentlichte erste CD Tormented – von der beachtliche 4000 Exemplare abgesetzt werden konnten – nicht kenne) aber durchaus. Es ist wirklich bemerkenswert, wie steil die Erfolgskurve seit dem ersten Gig im Februar 1995 nach oben ging. Und ich meine wirklich oben, denn zwei Millionen verkaufte Alben in nur zwei Wochen kann man durchaus als erfolgreich bezeichnen, oder? Dieses Kunststück (zum Vergleich: METALLICA verkauften von St. Anger in den ersten fünf Tagen nach Release „nur“ 416.762 Einheiten) gelang dem Vierer mit „Break the Cycle“ (das inzwischen satte sieben Millionen Mal über die Ladentische ging), dessen Nachfolger „14 Shades of Grey“ (14 Songs, 62:32 Min.) jetzt vorliegt. Getreu dem Motto „Never change a winning team“ arbeitete die Band um Mastermind Aaron Lewis (der erneut alle Texte schrieb) erneut mit Andy Wallace (Mix, u.a. Linkin Park, Korn, Slayer, System of a Down) und Produzent Josh Abraham (u.a. Linkin Park, Limp Bizkit, Soulfly, Orgy oder Crazy Town), die auch beide schon am Gelingen vom Vorgänger “Break the Cycle” beteiligt waren, zusammen. Grundsätzlich hat sich auch musikalisch nicht wirklich viel geändert, auch wenn der Aggro-Anteil nochmal zurückgeschraubt wurde. Man könnte STAIND also problemlos und immer noch in die „Melodischer Rock mit Melancholie und härteren Gitarren“-Schublade stecken. Klar, durch den recht harten Rocker (und Opener) „Price to Play“ wird man vielleicht auf eine falsche Fährte gelockt, aber spätestens wenn das mit einem ALICE IN CHAINS-Touch versehene How About You und die Ballade „So Far Away“ ertönen, dürfte jeder Fan zufrieden sein. Auch „Yesterday“ kommt etwas rumpeliger aus den Speakern, während “Zoe Jane“ ein sehr schönes Liebeslied geworden ist, daß man wohl nur schreiben kann, wenn man (wie Aaron Lewis) gerade Vater geworden ist. Neben diesen beiden Songs überzeugen auch „Fill me up“ und „Tonight“ mit ihren Laut-Leise-Wechseln und ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte auch Layne, eine rührige Hommage an den verstorbenen ALICE IN CHAINS-Sänger Layne Staley – und daß dieser Song nicht nach MOTÖRHEAD klingt, dürfte klar sein, oder? Doch leider hat sich mit „Falling Down“, „Reality“ (auch hier zeigt man sich von ALICE IN CHAINS beeinflusst), „Could it be“ oder „Blow away“ auch sowas wie Durchschnittsware eingeschlichen (interessanterweise befinden sich alle diese Songs in der zweiten Albumhälfte), während es ganz am Ende nochmal interessant wird, denn das Stück „Intro“ (welch ein passender Songtitel für einen letzten Song) ist für STAIND-Verhältnisse fast schon als böse und düster zu bezeichnen. Fazit: Die Songs sind allesamt nicht schlecht, aber weil man sich überwiegend im Midtempo-Bereich bewegt, lässt die Aufmerksamkeit, mit der man sich einer Scheibe wie dieser vielleicht widmen sollte, im Laufe des Albums merklich nach. Zumindest bei mir war das der Fall. Auch klingt mir das Ganze manchmal dann doch zu mitleidig und anklagend, wobei man aber sagen muß, daß die gefühlsbetonten und persönlichen Texte von Aaron Lewis wirklich sehr gut sind. Doch bitte versteht mich, trotz dieser leichten Meckerei, nicht falsch. Das Album ist wirklich gut und für jemanden, der ein richtiger und ganz doller Fan der Band ist, gibt es wahrscheinlich sowieso nichts zu meckern.

Spielzeit: 62:32 Min.

Line-Up:
Aaron Lewis

Johnny April

Jon Wysocki

Mike Mushok

Produziert von Josh Abraham
Label: East West Records

Homepage: http://www.staind.com

Tracklist:
1. Price To Play

2. How About You

3. So Far Away

4. Yesterday

5. Fray

6. Zoe Jane

7. Fill Me Up

8. Layne

9. Falling Down

10. Reality

11. Tonight

12. Could It Be

13. Blow Away

14. Intro

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