SLOW: IV – Mythologiae

Es war kein Wunder, dass Déhà (u.a. CULT OF ERINYES, MALADIE) für sein Projekt SLOW und das starke aktuelle Album “V – Oceans” endlich einen Labeldeal einheimsen konnte. Eine wunderschöne düster-kalte Reise in die Tiefen der Meere, getragen von Bilder malendem Doom-Death. Im Rahmen des Deals mit dem italienischen Label code666 bekommt nun aber auch “IV – Mythologiae” seine verdiente Aufmerksamkeit. Das 2015 in Eigenregie veröffentlichte Album hat dies verdient. Es entstand noch, als Déhà in Bulgarien lebte und ging nicht über einen Insidertipp hinaus. Allerdings hat man gleich richtig nachgelegt und Gesang und Drums neu aufgenommen, da nicht mehr alle Daten der Aufnahmen vorhanden waren. Remixed und remastered wurde natürlich vom Bandkopf selbst. Auch das Artwork wurde überarbeitet für das schicke Digi-Pack.

SLOW´s “IV – Mythologiae” in neuem Gewand

Musikalisch gibt es keine Überraschungen, wenn man mit SLOW vertraut ist. Atmosphärischer Doom-Death und ein finsterer Hauch Funeral Doom breiten sich aus. Sphärisch wird man in den Opener gezogen. Wenn sich “The Standing Giant” erhebt, wird es laut, schwer, mächtig – natürlich mit stets angezogener Bremse. Immer schon ist es Déhà gelungen, Bilder zu zeichnen mit seinen Klängen, den kellertiefen Vocals, und das gelingt auch hier. Es passiert nicht viel, der Song wird nur größer und gewaltiger, wie halt der besungene Gigant. Wie schön im düsteren Sinne kommt dagegen “The Drowning Angel”, Gänsehaut, Bilder vor Augen, die sind natürlich nicht schön. “The Suffering Rebel” spielt das Spiel schöne Klänge und dunkelste Melancholie aus, “The Dying God” füllt den Raum komplett mit Kälte. “Sorrow´s Shadow” beendet das ursprüngliche Album mit einer mächtigen schwarz-grauen Soundwand.

SLOW gelingt es, Bilder zu zeichnen mit seinen düsteren Klängen

“IV – Mythologiae” war ein großer Schritt nach vorne für SLOW, alles kam genauso, wie man es sich nach den vorherigen Release gewünscht hatte. Der Sound war ok, aber kein Vergleich zu dieser Neuauflage. Hier kriegen die Soundgebilde weitaus mehr Ausdruck und stehen “V – Oceans” kaum mehr nach. Dass gebastelt wurde hört man. Hier und da sitzen die neuen Drums nicht ganz punktgenau, die tiefen Vocals hingegen kommen fetter, die klaren Gesänge stimmiger. Dass die alten Gitarrenspuren gern bis zum Endlevel hochgezogen wurden, um im neuen Klangbild mithalten zu können, das hört man auch. Die klingen gern mal zu kratzig, aber das geht im druckvollen Gesamtsound meistens unter. Die Athosphäre schaffenden Keyboards hingegen bleiben im Mix sehr im Hintergrund.

Der neue Sound wertet “IV – Mythologiae” auf

Als Bonus gibt es den neuen Song “At The Break Of Dawn”, ein gemeinsames Werk von Déhà und Lore Boeykens (TER ZIELE), sie ist seit 2017 Teil von SLOW. Hier schließt sich hörbar der Kreis. Für diesen Re-Release komponiert und aufgenommen, hätte er sich auch gut auf “V – Oceans” gemacht. Hier bündelt sich alles, wofür SLOW heute stehen. Ok, die Songs funktionieren nicht wirklich hier jetzt, wo sich gerade draußen die Sonne etwas durch die Regenwolken drückt. Das sind Klänge für die Nacht, ein Glas Rotwein oder Scotch, und dann abtauchen in die dunklen Klangbilder. Reinziehen lassen, am besten unter dem Kopfhörer, unbedingt LAUT!

Super, dass “IV – Mythologiae” nun hoffentlich seine verdiente Aufmerksamkeit bekommt

Unschwer zu erkennen: ich mag SLOW! Es ist super, dass “IV – Mythologiae” nun hoffentlich seine verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Normale Metal-Fans werden bereits nach wenigen Takten aussteigen, heulend wahrscheinlich. Genre-Freaks hingegen bekommen sechs starke, schöne Brocken Doom-Death/Funeral Doom je plus/minus 12 Minuten. Wer sich mit SLOW bisher nicht beschäftigt hat, der sollte auch gleich “V – Oceans” mitnehmen.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Spielzeit: 72:24 min.

Lineup:
Déhà – all instruments, composition, voices, lyrics
Lore – lyrics (5,6), composition, bass, voices (6)

Label: code666

Mehr im Web: http://www.facebook.com/slowdooom

Die Tracklist von SLOW: IV – Mythologiae:

1. The Standing Giant
2. The Drowning Angel
3. The Suffering Rebel
4. The Dying God
5. Sorrow´s Shadow
6. At The Break Of Dawn

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