SHINING: Blackjazz

Grandioser Wahnsinn zwischen Impro-Jazz, Progressive Rock und hochtechnischem Metal – das musst du haben!

Jesus Christus, was SHINING auf ihrem fünften Album Blackjazz veranstalten ist ein schwerverdaulicher Crossover, wie es ihn viel zu selten zu hören gibt. Die fünf Norweger mit dem deutlichen Jazz-Background werfen nach Grindstone ihre Hörer in das kalte Wasser und verschmelzen ihren Jazz-Fusion mit Progressive Rock und Metal und erzeugen ein ebenso gnadenlos rockendes und überraschend heftiges Album.

Das ist Musik, die den Kopf vom Hals schraubt. Anfangs mag es so wirken, dass SHINING sich eher in Richtung Eingängigkeit entwickeln und dass sie härter werden, aber nach ein paar Durchläufen bietet Blackjazz eine grandiose Mischung aus YAKUZA, MESHUGGAH, CYNIC und THE DILLINGER ESCAPE PLAN, völlig jenseits irgendwelcher Vorgaben und Schubladen. Blackjazz wirkt aber zu keiner Zeit so, als würde hier irgendjemand irgendetwas klauen, sondern ist eine Spirale in Richtung des Unhörbaren.

SHINING schwanken zwischen Jazz und rhythmisch unglaublichem Metal

SHINING lassen ihren Hören aber gar keine Zeit etwas zu analysieren, weil mit The Madness And The Damage Done und Fisheye gleich so Gas gegeben wird, dass es einem ganz schwindlig wird. Mit einer gehörigen Portion Wahnsinn, unwiderstehlichen Grooves und Bleifuß schwanken SHINING zwischen Jazz und rhythmisch unglaublich technischem Metal. Hier wird mit kranken Gitarrenläufen und wildem bis leisem Geschrei eine bequeme Nische zwischen den Extremen gefunden, das Drumming und der Bass agieren ganz nach dem, was das Material fordert, zwischen hektischem polyrhythmischem Knüppeln und dezentem Swing ist alles dabei, auch wenn ersteres klar überwiegt. Richtig grandios sind die Synthesizer-Einsätze, die tief verzerrt klingen und eine Ergänzung zum vertrackten Bassspiel bringen. Natürlich ist Meister Jørgen Munkeby an Gitarre, Saxophon und Gesang der Bandchef und diktiert SHINING in die Richtung, die ihm am ehesten in den Sinn kommt.

“Blackjazz” ist eines der ästhetischsten, kreativsten und wildesten Alben der letzten Zeit

Und das SHINING trügt. Nachdem Blackjazz mit ein paar mitreißenden Stücken beginnt, wird das Album immer wirrer, freier und anstrengender. Der Rockgehalt wird vergiftet mit Improvisation und übereinander gelegten Schichten, jede Minute wird extremer. Aber immer wieder fangen sich SHINING und liefern unwiderstehlichen Wahnsinn ab, der von Sean Beavan in einer extrem guten Produktion eingefangen wurde. In HEALTER SKELTER wird fast ausschließlich improvisiert, während in Omen und im Titelstück Blackjazz Deathtrance der Albumtitel Programm wird. Und wenn SHINING am Ende zusammen mit Grutle Kjellson den KING CRIMSON-Evergreen 21st Century Schizoid Man anstimmen, wird es nicht wirklich nachvollziehbarer – hier zeigt sich der kalkulierte Wahnsinn in seiner schönsten Form. Schade, zwar, dass Munkeby sein Saxophon nicht öfter erklingen lässt, schade, dass der Gesang permanent übersteuert und geschrien ist, aber davon abgesehen haben SHINING eines der herausforderndsten, ästhetischsten, kreativsten und wildesten Alben der letzten Zeit parat. Klare Sache, das musst du haben.

Veröffentlichungstermin: 29. Januar 2010

Spielzeit: 57:15 Min.

Line-Up:
Jørgen Munkeby – Vocals, Guitars, Saxophone
Tor Egil Kreken – Bass
Torstein Lofthus – Drums
Bernt Moen – Synths, Keyboards

Produziert von Jørgen Munkeby
Label: Indie Recordings

Homepage: http://www.shining.no

MySpace: http://www.myspace.com/shiningofficial

SHINING Blackjazz Tracklist

1. The Madness And The Damage Done
2. Fisheye
3. Exit Sun
4. Exit Sun
5. HEALTER SKELTER
6. The Madness And The Damage Done
7. Blackjazz Deathrance
8. Omen
9. 21st Century Schizoid Man

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