Man kann die Rauchschwaden fast riechen, die durch die dämmrige Nachtbar schweben. Das Piano tänzelt leichtfüßig um das volle Saxofon, während wir das Whiskeyglas an die Lippen setzen. Zwischen Noir und Burlesque heißen uns SEEYOUSPACECOWBOY im Intro „Allow Us To Set The Scene” Willkommen – ein Thema, das sich mittels Samples und anderweitigen Einschüben wie ein roter Faden durch „Coup De Grâce“ zieht. Das dritte Studioalbum der US-Amerikaner geht auch sonst neue Wege: Der chaotische Mathcore mag zwar nicht ganz verschwunden sein, wie der plötzliche Ausbruch im erwähnten Opener zeigt, federführend ist nun aber die melodische Seite des Bandsounds.
Den hysterischen Screams stellt Sängerin Connie schon in „Subtle Whispers To Take Your Breath Away” versöhnlichen Klargesang zur Seite, während die Gitarren in diesen Anfangsminuten mit vorwiegend lockerer Führung überraschen. Unerwartete Breaks finden sich dennoch genauso wie eine gesunde Portion Anarchie: Ob die Leadgitarre kurzzeitig aufheult, unbequeme Dissonanzen unsere Aufmerksamkeit einfordern oder wilde Mathcore-Einschübe die gut geölte Maschinerie mit voller Absicht zum Stottern bringen, SEEYOUSPACECOWBOY verstehen es hervorragend, die Essenz der Vorgängeralben in zugänglichere Bahnen zu lenken.
SEEYOUSPACECOWBOY legen sich trotz melodischer Herangehensweise nicht an die Leine
Spannend und packend bleiben Stücke à la „Red Wine And Discontent“ oder das abgebrüht groovende „Lubricant Liek Kerosene“ dennoch, selbst wenn die Einstiegshürde nun deutlich erklimmbarer scheint. Vielmehr spricht es für die Kreativität und Kompetenz des Quintetts, dass „Coup De Grâce“ aller Melodie zum Trotz kein einfacher Fall von Easy Listening ist. Die einprägsamen Gesangslinien von „Silhouettes In Motion“ spielt die Band gegen zerfahren wirkende, doch kontrollierte umgesetzte Eruptionen aus, bevor „To The Dance Floor For Shelter“ zeitweilen mit punkrockigem Elan nach vorne geht und „Rhythm And Rapture“ schließlich sogar ein wenig Indie-Flair einstreuen darf.
Gespickt sind aber auch diese Stücke mit chaotisch anmutenden Elementen, die sich mal in wilden Drum-Fills, dann wiederum in provozierend quietschenden Gitarren äußern. Dass das eigentlich im kompletten Gegensatz zur umspannenden Burlesque-Atmosphäre steht, ist angesichts der ungezügelten Herangehensweise letztendlich nur konsequent. Selbst mit melodischer Grundausrichtung legen sich SEEYOUSPACECOWBOY nicht an die Leine, um sich krampfhaft anzubiedern. Grenzen setzt sich die Formation keine, solange das Resultat der eigenen Vision dient. „Adieu“, heißt es im Outro von „Curtain Call“ unter sanfter Pianobegleitung, so dass wir uns plötzlich wieder dort finden, wo es angefangen hat: in einer dämmrigen Nachtbar, wo nach einer skurrilen und mitreißenden Darbietung gerade der bordeauxfarbene Vorhang fällt.
Veröffentlichungstermin: 19.04.2024
Spielzeit: 39:08
Line-Up
Connie Sgarbossa – Vocals
Ethan Sgarbosse – Gitarre, Vocals
Timmy Moreno – Gitarre
Taylor Allen – Bass, Clean Vocals
AJ Tartol – Drums, Backing Vocals
Produziert von Matt Squire
Label: Pure Noise Records
Homepage: https://syscband.com/
Facebook: hhttps://www.facebook.com/seeyouspacecowboyca
Instagram: https://www.instagram.com/syscband
Bandcamp: https://seeyouspacecowboy.bandcamp.com
SEEYOUSPACECOWBOY “Coup De Grâce” Tracklist
- Allow Us To Set The Scene (ft. iRis.EXE)
- Subtle Whispers To Take Your Breath Away
- And the Two Slipped Into The Shadows
- Red Wine and Discontent (Visualizer bei YouTube)
- Lubricant Like Kerosene (ft. Kim Dracula) (Video bei YouTube)
- Respite For A Tragic Tale (ft. iRis.EXE) (Video bei YouTube)
- Silhouettes In Motion (Video bei YouTube)
- To The Dance Floor Shelter (ft. Courtney LaPlante) (Video bei YouTube)
- Rhythm and Rapture
- Sister With A Gun
- Chewing The Scenery (Audio bei YouTube)
- Curtain Call