SCOTT HULL: Requiem

Ein bezaubernder, gruseliger Kurzfilm mit deutlich zu langen Credits.

Zwei Herzen schlummern, ach, in seiner Brust. SCOTT HULL ist nicht nur der musikalische Chef hinter AGORAPHOBIC NOSEBLEED und PIG DESTROYER, sondern scheinbar auch großer Fan von Filmklassikern und deren Scores. Oder wollte er einfach nur Musik machen, die er auch seinen Kindern vorspielen kann? Was auch immer die Wahrheit sein mag, der Soundtrack zum nur im Kopf des Hörers existierenden Films Requiem ist wie ein bezaubernder, gruseliger Kurzfilm mit deutlich zu langen Credits.

Das Album beginnt mit sphärischen, flächigen Keyboards, nicht so opulent wie bei einem wirklichen Score, da es deutlich hörbar ist, dass die Streicher durch Synthies erzeugt wurden. Dennoch schleicht sich ein gewisser – kein Witz – Touch von SIGUR ROS in ihren leichter zugänglichen Momenten ein. Das dürfte jedoch nicht die Hauptinspiration von SCOTT HULL gewesen sein, denn im Laufe des Albums wird deutlich, wer wirklich seine Spuren bei dem Musiker hinterlassen hat: Ennio Morricone. Die meisten Songtitel sind italienisch gehalten, was gut zur Musik passt und die Verneigung vor dem großen Morricone noch deutlicher werden lässt. Oftmals elegisch und bittersüß präsentiert HULL seine elf Stücke, von rein sphärisch, ähnlich wie ULVER auf Lycantropen Themes, bis hin zu leicht songorientiert wie dem Neo-Western-Stück Shootout zeigt er eine große Bandbreite.

Auch in die Fußstapfen von GOBLIN und ZOMBI tritt SCOTT HULL kurzzeitig in Vista All`ospedale, was aber glücklicherweise nur ein einmaliges Unterfangen bleibt. Er hat schlicht und ergreifend mehr Talent für sphärische, klassische Klänge. Von düster und bedrohlich über wunderschön und gleißend hell ist dies ein surreales Erlebnis, dass einen wirklich in seinen Bann ziehen kann, zumindest knapp 23 Minuten lang. Denn das abschließende In Paradisum Deducant Te Angeli ist eine einzige Soundkulisse, ohne große Höhepunkte, Steigerungen oder Ähnliches. Ob das wirklich 14 Minuten lang sein muss? Kommt auf euren Geschmack an, aber seien wir ehrlich, eigentlich nicht.

Somit hinterlässt das Album einen leicht schalen Nachgeschmack, man wünscht sich mehr von den tollen, ersten zehn Songs und lässt das Album lieber nochmals von neuem Laufen, statt das abschließende In Paradisum Deducant Te Angeli laufen zu lassen. Besser wäre es gewesen Requiem als EP ohne den letzten Song zu veröffentlichen, statt als Full Length-Album. Nichtsdestotrotz, SCOTT HULL zeigt sich erfolgreich von einer unbekannten Seite und beweist, dass er mit viel Kreativität gesegnet ist. Eine Hommage an Ennio Morricone und die vielen anderen großen Künstler, die gute Filme erst zu richtigen Meisterwerken werden ließen, ohne auf einer Stufe mit ihnen stehen zu wollen. Das macht ihn sympathisch. Für Soundtrack-Fans allemal empfehlenswert.

Veröffentlichungstermin: 13. Juni 2008

Spielzeit: 36:30 Min.

Line-Up:
Scott Hull – Keyboards, Synths, Guitars

Produziert von Scott Hull
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.myspace.com/scotthullmusic

Tracklist:
1. La Bocca Del CIelo
2. Conseguenze
3. Vista All`ospedale
4. Il Funerale Di Bonnie
5. Morte Sul Treno
6. E` La Colpa Nei Suoi Sogni
7. Conseguenze (alternate)
8. Shootout
9. Incubi E Sogni
10. Santificato (en titles)
11. In Paradisum Deducant Te Angeli

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner