SAGA: Network

Diese Band ist einfach nicht tot zu kriegen: SAGA melden sich mit "Network" nicht nur eindrucksvoll zurück, sie liefern das beste Album seit über zehn Jahren!

Ich kann eigentlich gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf den Release des neuen SAGA-Albums gefreut habe. Zugegeben, die letzten beiden Veröffentlichungen Marathon (2003) und House Of Cards (2001) liegen wahrlich noch nicht allzu lange zurück, dennoch waren gerade jene beiden Alben wieder derartig stark, dass (nicht nur) meine eingeschlafene Begeisterung für die Kanadier plötzlich wieder entflammte. Wieder etwas stärker an Genreklassiker wie Worlds Apart angelehnt, konnten sich SAGA erfolgreich zu ihren Wurzeln zurückbesinnen und sogar nach und nach wieder die legendäre Orignalbesetzung aus den 80er-Jahren mit Michael Sadler (Gesang), den Zwillingen Ian (Gitarre) und Jim (Keyboard) Crichton, dem Bassisten Jim Gilmour und dem Drummer Christian Simpson zusammentrommeln – ein absoluter Glücksgriff, denn nach fast 25 Jahren im Musikgeschäft haben die Musiker nichts von ihrer Frische und ihrem Ideenreichtum verloren.

Es erscheint also fast schon als logische Konsequenz, dass der aktuelle Release Network nicht nur an die Qualitäten der Vorgänger anknüpfen, sondern diese sogar noch einmal in jeglicher Hinsicht überbieten kann – mit diesem Album liefert uns das Quintett die beste Studioplatte seit der glorreichen Erfolgswelle in den 80er Jahren! Schon der Opener On The Air ist ein Beleg für das wiedererstarkte Songwriting der Prog-Rocker und schon nach wenigen Sekunden taucht man als Hörer wieder in den typischen SAGA-Sonor mit seinen charakteristischen Melodiebögen und den fast schon sphärischen Keyboardklängen ein. Dazu kommt ein Gesang, der über die vielen Jahre absolut nichts von seiner Itensität verloren hat – Sadlers Stimme trällert nach wie vor in gewohnter Klarheit und der mittlerweile 50-jährige Frontmann erreicht mit spielerischer Leichtigkeit noch sämtliche Höhenlagen. Insgesamt sind die Eindrücke bei diesem Stück ausschließlich positiv – schon nach einmaligem Hören gehört On The Air zu den ganz großen Momenten im Backkatalog der Kanadier.

Auch die nächsten Songs können das hohe Niveau problemlos halten und schon beim zweiten Stück Keep It Reel sorgen SAGA durch ihre Experimentierfreudigkeit für eine kleine Überraschung: Selten hat man die Band dermaßen treibend gehört, selten war Gitarerro Ian Crichton derartig harsch im Umgang mit seinem Instrument. Trotz der enorm groovig ausgefallenen Strophe gelingt der Band beim Chorus wieder eine elegante Rückkehr in den gewohnten Sound – es entsteht wieder dieses einmalige, sphärisch schwebende SAGA-Gefühl. Letzteres kommt schließlich ganz besonders in den großen Songs von Network zum tragen, zu denen neben dem erwähnten On The Air vor allem die beiden balladesken Gänsehautsongs Outside Looking In und Believe zählen dürften. Es gibt unzählige Bands, die sich mehr oder minder erfolgreich an Balladen versuchen, doch im Falle SAGA wird gerade bei Believe noch einmal die große Überlegenheit der Truppe in diesem Sektor deutlich, die ansonsten höchstens noch alte QUEENSRYCHE von sich behaupten können: Hier wird nicht einfach nur Gänsehaut erzeugt, das ist eine eigene melancholische Klangwelt – zum Weinen schön!

Letztlich überwiegen jedoch klar die Freudentränen, denn Network gehört definitiv zu den stärkeren SAGA-Alben, ist unglaublich abwechslungsreich ausgefallen und bietet beim besten Willen keinen schlechten Song. Einziger Wermutstropfen ist vielleicht, dass dieses Album den Musikern mit Gewissheit nicht zu finanziellen Quantensprüngen verhelfen wird – die Musik ist insgesamt einfach zu fest in den 80er-Jahren verwurzelt, um in der heutigen Zeit noch großen Einfluss auf die Szene ausüben zu können. Dennoch sei gesagt: Diese Band hat hier klar unter Beweis gestellt, dass sie einfach nicht totzukriegen ist und wenn der nächste Release auch nur halb so stark wie Network werden würde, so könnten die Musiker immer noch würdevoll zu Grabe getragen werden.

Veröffentlichungstermin: 20.09.2004

Spielzeit: 49:51 Min.

Line-Up:
Michael Sadler – vocals

Ian Crichton – guitar

Jim Crichton – keyboards

Jim Gilmour – bass

Christian Simpson – drums
Label: SPV

Homepage: http://www.saga-world.com

Tracklist:
01. On The Air

02. Keep It Reel

03. I´m Back

04. If I Were You

05. Outside Looking In

06. Don´t Look Now

07. Live At Five

08. Back Were We Started

09. Believe

10. Don´t Make A Sound

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