Nach dem ersten Hördurchlauf von New Metal Leader war ich mir sicher, den Top-Favorit für meine Enttäuschung 2008 gefunden zu haben. Große Erwartungen hegte ich, die Hoffnung auf ein ungestümes, räudiges, krachendes und donnerndes Metal-Album, das Joey De Maio, Eric Adams und Scott Columbus die Sprüche im Halse stecken lässt. Pustekuchen. Das Songwriting ist zum Großteil Standard-Metal-Ware, sich ins Gehirn einbrennende Gitarrensoli vermisst man schmerzlich und die Produktion ist nicht in der Lage, den dreckigen Ross the Boss-Live-Gitarrensound auf ein Studioalbum zu übertragen.
Der zweite Hördurchlauf verlief zunächst nicht ganz so negativ, die Songs sind in Ordnung, die Gitarren braten ganz okay und man hat sich damit abgefunden, dass man nicht zu hohe Ansprüche an New Metal Leader stellen sollte. Die Wende kam dann mit God of Dying, ein Song, der im typischen Defender/Valhalla-Stil sehr ruhig mit Bass-Lead, Orgelklängen und intensivem Gesang beginnt. Als der Song dann richtig losgeht und MEN OF WAR-Sänger Patrick Fuchs mit seinem Gesang einsetzt, offenbart sich plötzlich der Vergleich, nach dem man bereits bei den Songs zuvor ständig gesucht hat. Das klingt wie eine Mischung aus mittelalten MANOWAR und neueren JAG PANZER! Kein Witz, dieses Stück konnte man sich auch gut von den Power Metal-Göttern vorstellen und Fuchs kommt hier recht nahe an den Tyrant ran. Mit -We will Kill hat man God of Dying einen Bruder im Geiste zur Seite gestellt, der den JAG PANZER/TITAN FORCE-Vergleich rund macht und dank seiner Energie diesem Vergleich auch würdig ist. Ein komplettes Album auf diesem Niveau und Rosses Überraschungsattacke hätte zum Sieg geführt. Unglücklicherweise haben sich aber genau zwischen diese beiden Stücke zwei der fragwürdigsten Songs auf New Metal Leader gedrängt. Die Happy Happy Metal-Fan-Hymne May the Gods be with you findet man je nach Stimmungslage gut oder entbehrlich, die Anbiederung an den modernen Metal namens Constantine´s Sword mit seinem erzwungen groovigen Grundriff und dem verzerrten Gesang ist aber schlichtweg nervenraubend.
Letztenendes überzeugt das ROSS THE BOSS-Debütalbum, oder wie auch immer man das nennen möchte, aber doch, wenngleich es hinter den großen Erwartungen zurück bleibt. Guter Metal, solide bis sehr gut performt, zwei bis drei echte Hammersongs und das Gitarrenspiel von Ross dem Boss – Kaufpflicht besteht nicht, aber wer New Metal Leader ein paar Durchläufe gönnt, und mit der richtigen Einstellung ran geht, wird die Investition nicht bereuen. Diskussions-/Fachsimpelstoff bietet New Metal Leader jedenfalls genug.
Veröffentlichungstermin: 22.08.08
Spielzeit: 47:40 Min.
Line-Up:
Patrick Fuchs – Gesang
Ross the Boss – Gitarre
Carsten Ketterling – Bass
Matthias Mayer – Schlagzeug
Produziert von Tarek Maghary
Label: AFM Records
Homepage: http://www.ross-the-boss.com
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/officialrtb
Tracklist:
1. Ilh
2. Blood Of Knives
3. I Got The Right
4. Death & Glory
5. Plague Of Lies
6. God Of Dying
7. May The Gods Be With You
8. Constantines Sword
9. We Will Kill
10. Matador
11. Immortal Son