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PETRELS: Haeligewielle [Re-Release]

"Haeligewielle" ist die schöne Seite des Ambient. Ein Album, in dem jede Menge Arbeit und Herzblut steckt und das nur äußerst selten in Langatmigkeiten mündet.

Es ist nicht gerade leicht mit diesem Genre namens Ambient. Was ist überhaupt Ambient? Kann nicht jedes Knarren einer ungeölten Tür, jedes Flatulenzgeräusch theoretisch auch Ambient sein? Jedes langgezogene Geräusch, das irgendwie atmosphärisch klingt? Ist jeder, der sich an sein Keyboard sitzt und eine Taste mit viel Hall zehn Minuten lang drückt, imstande ein Ambientalbum zu schreiben? Es ist also ähnlich wie beim Drone, bei dem in Zeiten des Internets und Homerecording jeder Einzeller glaubt, für das ultimative Klangerlebnis sorgen zu können. Immerhin gibt es im Ambient neben mehr oder weniger reinrassigen Künstlern wie TIM HECKER, LUSTMORD, APHEX TWIN und THOMAS KÖNER auch junge Musiker, die sich mit Erfolg an dieses schwierige Terrain trauen.

PETRELS ist ein junger Musiker namens Oliver Barrett aus London, der sich nicht darauf beschränken will, simple, schön klingende Synthesizer aneinander zu reihen und damit für gediegene Langeweile zu sorgen. Stattdessen wird experimentiert. Mit Synthesizern, Samples, Gitarren, und so weiter. Auf seinem Debütalbum Haeligewielle klingt PETRELS nicht selten so träumerisch-schön, so bittersüß, dass Erinnerungen an das wunderbar melancholische Album Riceboy Sleeps von JONSI & ALEX wach werden. PETRELS verliert sich dabei nicht so sehr in akustischen Landschaftsbetrachtungen, sondern wirkt viel abstrakter, völlig losgelöst von Raum und Zeit. Manchmal zieht sich dieses friedliche, schöne Universum dabei etwas in die Länge, gerade in der ersten Hälfte von Haeligewielle. Das relativiert sich jedoch durch den wunderbaren Chor in Concrete, durch den dieses Stück eine ganz eigene Welt in sich erschafft. Auch das kurze Wonchester Croydon Winchester, das schöne Glockenspiele und Spieluhrklänge beinhaltet, sorgt für ein leichtes Bauchkribbeln, das auch von dem beeindruckenden Aufbau von Canute erzeugt wird.

Das finale, fünfzehnminütige William Walker Strenghtens The Foundations droht den Hörer zunächst in den Schlaf zu wiegen, doch gegen Ende wird daraus ein herrlich dezenter, tanzbarer Track, der Haeligewielle schön abschließt. PETRELS ist, auch trotz ein paar langatmiger Teile in Silt und This Statue Is Unveiled With The Face Of Another, das bisweilen schön nach DO MAKE SAY THINK klingt, ein wirklich gutes Debüt gelungen. Oliver Barrett experimentiert viel, aber gibt den einzelnen Elementen den Raum, den sie brauchen. Dadurch vermeidet er extreme Songlängen ebenso wie ein hektisches Gefühl. PETRELS liefert Musik ab, die für besondere, irgendwie traurige, aber auch irgendwie glückliche Momente passend ist.

Haeligewielle ist also die schöne Seite des Ambient. Mit Liebe zum Detail, jede Menge Herzblut und einer Unmenge an Arbeit zieht PETRELS in die Schlacht, die er gegen Größen wie TIM HECKER vielleicht nicht gerade gewinnt, aber die er sehr gut schlägt. Wer also Ambient in seiner verspielten und dennoch zurückhaltenden Form mag, der ist mit dieser Neuauflage des ursprünglich im April 2011 erschienenen Albums gut beraten. Und wer verständlicherweise von PETRELS nicht genug bekommt, der sollte sich die EP All Things In Common ebenso zulegen, die Haeligewielle qualitativ in nichts nachsteht, und die es außerdem auf der Labelseite zum Gratisdownload gibt.

Veröffentlichungstermin: 10. Februar 2012

Spielzeit: 50:13 Min.

Line-Up:

Oliver Barrett

Label: Denovali Records

Homepage: http://petrels.bandcamp.com/

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Petrels

Tracklist:

1. After Francis Danby
2. Silt
3. Canute
4. The Statue Is Unveiled With The Face Of Another
5. Concrete
6. Winchester Croydon Winchester
7. William Walker Strengthens The Foundations

 

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