PETRALE: Crna Draca

„Crna Draca“ ist widerspenstig und schwer fassbar, das macht es zu einem ungewöhnlichen Black Metal-Album, das vor allem wirre Genreköpfe begeistern wird. Geiles Teil.

Nachts, wenn man von der Arbeit sowohl hirn- als auch sozialtot ist, bieten sich Streifzüge auf Bandcamp als Entspannungsalternative an. Wird man ein Black Metal-Demo finden, das einen begeistert? Gibt es eigentlich schlauen Black Metal in südlichen Gefilden, wo das Meer besonders türkis und klar ist? Irgendwie landet man so beim Einmann-Black Metal-Projekt PETRALE, das so gar nichts mit dem sonnigen Urlaubswerbeclip Kroatiens zu tun hat. Der einsame Misanthrop gibt sich wortkarg – man erfährt zumindest, dass er rechte Ideologien ablehnt –  und scheint umtriebig zu sein: „Crna Draca“ ist nach „Under the floorboards“ und „M.M.“ schon das dritte selbstproduzierte Werk PETRALEs.

„Crna Draca“ als Fest der Dissonanzen

Das Interessante an PETRALE ist der unkonventionelle Abwechslungsreichtum, der auf „Crna Draca“ zum Tragen kommt. Statt auf stumpfe Blastbeats zurückzugreifen, setzt PETRALE auf abwechslungsreiches Drumming. Die Dissonanzen, die es auf „Crna Draca“ zu hören gibt, erinnern durchaus an MAYHEM oder DEATHSPELL OMEGA, doch PETRALE verzichtet auf eine Soundwand und konzentriert sich lieber auf die kleinen Details. Hier und da denkt man dank der Harmonien auch an MGLA, aber PETRALE sind bezüglich der Schlagzeugarbeit um Längen variantenreicher als die Polen. So wähnt man sich in „Jahman“ in der Gegenwart eines 70er-Jahre-Progdrummers und hält deswegen einfach nur erstaunt inne. Black Metal mit 70s-Schlagseite – wahrlich keine alltägliche Kombination. Bizarr ist der Beginn von „Amo iscupat cemprese“ – erstens, weil der Drumsound so natürlich klingt, zweitens, weil man sich danach plötzlich mit der Hypothese anfreunden muss, dass Black Metal so klingen würde, wenn sich THE DOORS oder PRIMUS mal diesem Musikgenre gewidmet hätten. Letztere Parallele zieht auch aufgrund der Bass-Arbeit vor dem geistigen Gehör auf und PETRALE kombinieren solche ungewohnten Einflüsse mit einem Schuss neuerer DARKTHRONE-Atmosphäre.

PETRALE geben sich mit „Crna Draca“ schwer fassbar

PETRALEs „Crna Draca“ ist definitiv schwer verdaulich – es ist ganz klar Black Metal, setzt aber den Fokus stark auf die Drum und Bass-Fraktion, die in diesem Genre oft marginal (und relativ langweilig) abgehandelt wird. „Crna Draca“ ist widerspenstig und schwer fassbar, das macht es zu einem ungewöhnlichen Black Metal-Album, das vor allem wirre Genreköpfe begeistern wird. Geiles Teil.

Veröffentlichungstermin: 04.04.2019

Spieldauer: 56:29

Label: Eigenproduktion

https://petrale.bandcamp.com/

Line Up

Petrale – alles

Trackliste

  1. Bura
  2. Ne izlazi bez sterike
  3. Jahman (FURNEY AND TAYLA-Cover)
  4. Eno ide belaj
  5. Amo iscupat cemprese
  6. Enforced Void
  7. Dosla mora uzet soli (Bend the Needle Pt. 2)
  8. Crna draca
  9. Nebo (ELEKTRICNI ORGAZAM-Cover)
  10. Dissolve Yourself into Fog (Rastopi se u maglu)
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