NOTHING: Tired Of Tomorrow

Dreiviertelstunde Melodrama für die Dauerenttäuschten

Als Relapse Records NOTHING vor drei Jahren unter Vertrag nahm, wusste kaum einer, welch ein Hype nur ein Jahr später um die Jungs ausbrechen würde, als das bis heute noch gefeierte Debüt Guilty Of Everything das Licht des Tages erblickte. Das Album klang für Relapse-Verhältnisse zwar ausgesprochen poppig, wusste jedoch vor allem durch einen interessanten, fast schon eigenwilligen Mix zwischen dem mittlerweile stark in Verwesung begriffenen Shoegaze, Hardcore Punk und Noise Rock letztlich zu überzeugen – so verbargen sich hinter der bittersüßen, melodischen Fassade ausgesprochen energische und spannungsgeladene Songs, allesamt mit Hitpotential. Aus diesem Grund dürfte der kometenhafte Aufstieg der Band kaum wundern, auch wenn sich manch einer darüber ärgern dürfte. Diese Band polarisiert, und das ist auch gut so.

Nun nach zwei Jahren ausgiebigen Tourens mit Höhen und Tiefen steht mit Tired Of Tomorrow der von der Musik-Community sehnlichst erwartete Nachfolger in den Startlöchern. Gut, was soll man eigentlich zum Album an dieser Stelle sagen? Erstens, der Name ist Programm, denn mit jedem der zehn Tracks versinken NOTHING immer tiefer in Melancholie und liefern im Endeffekt eine Dreiviertelstunde Melodrama ab – dafür stehen auch ins Gesamtbild passende Songtitel à la Eaten By Worms, Curse Of The Sun, der Titelsong sowie der offensichtlich sarkastisch gemeinte Everyone Is Happy. Allein aus diesem Grund sollte Tired Of Tomorrow in jedem gut sortierten Plattenregal direkt neben den LANA DEL REY Scheiben stehen. Gut, das war ein wenig übertrieben (Lana ist ja ein ganzes Stück lebensbejahender) – mit dieser vagen Aussage sollte lediglich die Grundstimmung der Platte grob skizziert werden.

Nun aber das Wichtigste: die Musik selbst. Ich fasse mich kurz – wer zwei Jahre lang auf das Guilty Of Everything Pt. 2 gewartet hat, der wird mit Sicherheit zunächst ungläubig mit dem Kopf schütteln, denn mit dem fast schon klassischen Vorgänger hat das Tired Of Tomorrow bis auf ein Paar wenige Ausnahmen (wie etwa das vorab veröffentlichte Vertigo Flowers, sowie allgemein die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse des Gitarristen und Sängers Domenic Palermo in den Songlyrics) praktisch nichts am Hut. Die neuen Songs sind luftiger, schlichter arrangiert (so kommt der Titelsong lediglich mit Streichern und Klavier aus), weniger verzerrt, vokalorientierter und ja, melodramatischer.

Ein Paar Worte zu der Verpackung dürfen hier natürlich auch nicht fehlen: das Albumcover sieht schick aus und passt gut zum Inhalt, wobei das Cover von Guilty… einfach nur genial war (Orion, ich will ein Kind von dir!), und soundtechnisch ist das neue Album ebenfalls einwandfrei.

Dementsprechend fällt mein Urteil wie folgt aus: die Fans der Band werden die Scheibe auf jeden Fall holen, die Hasser werden die Band noch mehr hassen und alle dazwischen sollten auf das baldige Albumstream warten. Ich gebe mir währenddessen noch ´ne Runde Guilty Of Everything und wünsche allen Lesern für morgen einen schönen, warmen und sonnigen Tag.

Veröffentlichungstermin: 13.05.2016

Spielzeit: 45:00 Min.

Line-Up:

Domenic Palermo : vocals, guitar

Brandon Setta: vocals, guitar

Kyle Kimball: drums

Nick Bassett: bass guitar, piano

Produziert von Will Yip, Domenic Palermo und Brandon Setta
Label: Relapse Records

Homepage: https://wearenothing.bandcamp.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/BANDOFNOTHING/

Tracklist:
1. Fever Queen
2. The Dead Are Dumb
3. Vertigo Flowers
4. ACD (Abcessive Compulsive Disorder)
5. Nineteen Ninety Heaven
6. Curse Of The Sun
7. Eaten By Worms
8. Everyone Is Happy
9. Our Plague
10.Tired Of Tomorrow

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