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NIGHTMARE: Insurrection

Eine famose Power Metal-Scheibe, die ich den Franzosen so nicht mehr zugetraut hätte.

Frankreich und Metal, das war ja nie die ganz große Liebe. Zumindest von außerhalb betrachtet. Wie es in der französischen Underground-Szene aussieht, kann ich nämlich nicht beurteilen, allerdings ist es seit jeher so, dass sich nur vereinzelt Combos aus unserem westlichen Nachbarland auch außerhalb der Landesgrenzen etablieren können. NIGHTMARE ist so eine Band, der dies gelang, allerdings nicht nur irgendeine, sondern eine ganz besondere, denn bereits 1979 gegründet, zählt sie zu den französischen Metalformationen der ersten Stunde. Aber wie so oft in Bandhistorien nachlesbar, ist es auch im Falle NIGHTMARE so, dass man die letzten 30 Jahre nicht durchgehend aktiv war. Nach zwei Alben brach die Band 1987 auseinander, ehe nach einer 12-jährigen Pause im Jahre 1999 das Comeback verkündet wurde. Nach vier weiteren Studioalben, einer EP und einem Livealbum steht nun mit Insurrection das mittlerweile 7. Studioalbum vor der Tür und das soll es – und soviel sei versprochen – in sich haben…

Schon der stampfende Opener Eternal winter offenbart eine gelungene Melange aus Power und Spielfreude. Und dies soll keine Eintagsfliege auf Insurrection bleiben. Mit ICED EARTH und EIDOLON-Querverweisen sowie einer schlagkräftigen Doublebass garniert, bahnt sich das epische The gospel of Judas seinen Weg durch die Gehörgänge. Weiter geht es mit dem Titeltrack, einem Brecher durch und durch. Jo Amore, der stimmliche Doppelgänger von JORN, singt sich die Kehle aus dem Hals und die Instrumentalfraktion überzeugt mit einer Dynamik, die sich gewaschen hat. Verschnaufpausen? Keine! Durchhänger? Keine! Der Stampfer mit sphärischem Refrain Legions of the rising sun knüpft nahtlos an dieses Level an. Und dann folgt wohl das Meisterstück von Insurrection. Das annähernd 9-minütige Three man island knüppelt zunächst alles nieder, was im Weg steht, ehe es in episch-bedrohliche Gefilde vordringt. Was für eine Intensität! Diese Hymne kann man fast nicht mehr toppen und doch geben NIGHTMARE nicht klein bei. Nach dem aggressiven Mirrors of damnation folgt das Riffgewitter Decameron, ein Stampfer erster Güte! Und mein Schwärmen nimmt kein Ende. Auch das langsame, mit epischen Chören und feinfühligen Vocals versehene Target for revenge kann überzeugen, ebenso wie die Abrissbirne Cosa nostra (part I-the light) und die Doublebass-Walze Angels of glass. Nach ca. 54 Minuten Spielzeit drängt sich nur ein Gedanke in meinen Kopf: Mein lieber Scholli, was ein Album!

Früher waren NIGHTMARE auch bei mir eher eine Randerscheinung, aber was die Franzosen mit Insurrection an ihrem 30. Geburtstag abliefern, ist einfach hammergeil! Diesen Sprung hätte ich den Urgesteinen aus Grenoble nicht mehr zugetraut. Leider sind mir die beiden Vorgängeralben The Dominion Gate (2005) und Genetic Disorder (2007) noch nicht zu Ohren gekommen (da besteht hinsichtlich meines Plattenschranks definitiv Handlunsgbedarf), aber im Vergleich zum Comebackscheibchen Cosmovision (2001) sowie zum Konzeptwerk Silent Room (2003) ist Insurrection mehr als nur ein Schritt nach vorne. Hier stimmt einfach alles. Die vielen Tempowechsel passen wie die Faust aufs Auge und verleihen den Kompositionen eine Power, die einfach nur genial ist. Das allgemein unheimlich präzise Songwriting, die ebenso perfekte Umsetzung in die Tat sowie die monstermäßige Produktion machen Insurrection zu einem Power Metal-Must Have des Jahres 2009. Und das will ich hier nochmal ausdrücklich betonen, denn wenn ich mir so manch anderes Review (nicht alle) über diese wahre Gigantenscheibe durchlese, dann muss ich mich fragen, ob diese Herrschaften vielleicht in Anwesenheit von Freundin oder Mutti die Anlage nur minimal aufdrehen dürfen, oder aber ob sie eigentlich lieber Volksmusik hören… Da bin ich jetzt einfach so frech, denn wer bei der Power von Insurrection nicht aus sich herausgehen kann, der sollte sich mal bei Dr. Rock einen Termin geben lassen bzw. eine hochdosierte Power Metal-Spritze. Power Metal-Anhänger, vor allem die der amerikanischen Gattung, müssen hier zugreifen! Defintiv!

Veröffentlichungstermin: 11.09.2009

Spielzeit: 54:16 Min.

Line-Up:
Gesang: Jo Amore
Gitarre: Franck Milleliri
Jean-Christophe Lefevre
Bass: Yves Campion
Schlagzeug: David Amore

Gastmusiker:
Gesang: Fabrice Emmanuelsson

Produziert von Patrick Liotard und Achim Köhler
Label: AFM records
MySpace: http://www.myspace.com/nightmareofficial

Tracklist:
1.Eternal winter
2.The gospel of Judas
3.Insurrection
4.Legions of the rising sun
5.Three miles island
6.Mirrors of damnation
7.Decameron
8.Target for revenge
9.Cosa nostra (part I-the light)
10.Angels of glass
11.Where dragons rule* (Bonus Track)

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