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MOST PRECIOUS BLOOD: Merciless

Starkes neues Album einer Ausnahmeband in Sachen Hardcore.

Bereits mit ihrem letzten Scheibchen Our Of Lady Annihilation konnten MOST PRECIOS BLOOD sowohl mit einem delikaten Cover-Artwork, als auch mit unverbrauchter Musik dienen. Zierte zuletzt noch die schöne Jungfrau Maria im Sprengstoffgürtel das Cover, so ist nun die halbverweste Leiche eines Menschen zu sehen – beziehungsweise nicht zu sehen: denn sowohl in Deutschland, als auch in Amerika darf die CD nur verhüllt verkauft werden.

Musikalisch haben sich MOST PRECIOUS BLOOD verfeinert. Mit Our Lady Of Annihilation wurde ich wesentlich schwerer warm, als mit Merciless und Letzteres sorgte bei mir für längere Freude an den rauen Tönen. In ihren harten und schnellen NYHC lassen die Amis alle erdenklichen Ideen Einzug finden. Flottes Old-School-Gehacke findet ebenso Verwendung, wie brachiale Moshparts und treibende Rocksongs. Aber damit nicht genug. MOST PRECIOUS BLOOD scheißen auf alle Konventionen. Traditionen wie Song-Strukturen oder besser deren Vorhersehbarkeit werfen sie dabei als Ballast über Bord. Nach dem Opener Shark Ethic, der hauptsächlich im Midtempo-Old-School mit deftigen Stampf-Einlagen wühlt, bricht Two Men Enter, One Man Leaves schließlich schnell und hart auf den Hörer herein. Viele Breaks und Überraschungen machen den Song zu etwas Besonderem. Das folgende Driving Angry wartet eingangs mit sehr unkonventionellem und ebenso gewöhnungsbedürftigem, zweistimmigem Gesang auf, der dann in eine metallisch beeinflusste Strophe mündet und wiederum in einen hämmernden Stakkato-Part übergeht. Die Songs auf Merciless sind für Hardcore-Verhältnisse manchmal fast schon progressiv zu nennen. Keine Gelegenheit lassen MOST PRECIOUS BLOOD aus, um Abwechslung in ihren Sound zu bringen, ohne dabei musikalisch vom Titel Merciless abzuweichen, versteht sich, denn die Scheibe kommt zu jeder Zeit viehisch aggressiv und bestialisch angepisst daher.

MOST PRECIOUS BLOOD sind wütend. Das merkt man auch den Lyrics an, die einem mit der Stahlzange die Augen zu öffnen versuchen und dabei den Blick auf ein graues Bild der Trostlosigkeit dieser Welt freimachen. Irgendwie haben es die fünf Jungs und das Mädel aber geschafft ihre positive Attitüde in das endzeitliche Szenario einzubinden, so dass Merciless eher wie gerechter und wichtiger Zorn erscheint, denn als blinde und hilflose Verzweiflung. Mit Diet For A New America machen MOST PRECIOUS BLOOD zudem ihrem Selbstverständnis für Vegetarismus Luft, mit einem Song, der musikalisch alles andere als einfach zu konsumieren ist. Dafür ist lyrisch alles im satt-grünen Bereich. 100% klischeefrei, etwas rätselhaft und ungeheuer düster sind die Texte. Und – Achtung Seltenheitswert -, sogar verschachtelte Verse und Mehrfachreime sind zu finden, auch wenn sie der raue Gesangsstil von Shouter Rob nicht immer eindeutig betont.

Der Titel Merciless trifft die Sache sozusagen auf den Punkt. MOST PRECIOUS BLOOD liefern anno 2005 ein Album ab, das alles andere als Easy-Listening ist und trotzdem voll auf die Glocke geht. Von Old-School-Geschrammel über moderne Moshparts bis hin zu fast noisigen Elementen ist alles vertreten, was sich in der Vergangenheit zum Arschtreten als geeignet gezeigt hat. MOST PRECIOUS BLOOD machen mit diesem guten, mutigen Album klar, dass sie eine absolute Ausnahmeband in Sachen Hardcore sind. Auf der Homepage von Roadrunner Records findet ihr schließlich den Song Shark Ethic als kostenlose mp3-Datei.

Veröffentlichungstermin: 21. 10. 2005

Spielzeit: 41:06 Min.

Line-Up:
Rob Fusco – Vocals

Justin Brannan – Guitars

Rachel Rosen – Guitars

Colin – Drums

Matty Miller – Bass

Produziert von Dean Baltulonis und MOST PRECIOUS BLOOD
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.mostpreciousblood.com

Tracklist:
01. Shark Ethic

02. Two Men Enter, One Man Leaves

03. Driving Angry

04. Damage Control Freak

05. Mad As the March Hare

06. Type A Personality

07. Oxygen Debt

08. Diet for a New America

09. Curse of the Immortal

10. World War You

11. Narcoleptic Sleepwalker

12. A World Without Music

13. Temporary Solution to a Permanent Problem

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