MOLLLUST: Mother Universe

MOLLLUST sind nun auch bereits 11 Jahre unterwegs mit ihrem Mix aus Klassik und Metal. Die Gemeinschaft aus Leipzig präsentiert nun nach der EP „Bach Con Fuoco“ und den zwei Longplayern „Schuld“ und „In Deep Waters“ ihr neues Werk. Mit seinem Opera/Symphonic Metal widmet das Ensemble auf “Mother Universe” den Planeten unseres Sonnensystems je ein Lied, vertont die damit verbundenen Götter. Natürlich bekommen auch die Sonne und der Mond ihren Platz.

MOLLLUST widmen auf „Mother Universe“ der Sonne, dem Mond und den Planeten ein Lied

Eine kraftvolle Ouvertüre bereitet uns auf den intergalaktischen Ausflug vor. Die Sonne als große Chefin dort oben begrüßt uns und macht deutlich, worauf man sich hier einstellen muss. In höchsten Sphären erklingender Gesang von Janika Groß, fette Streicher, ein aufwändiges, durchdachtes Arrangement. Nichts, um nebenher Mails zu schreiben, hier ist Zuhören angesagt. Hat man sich dafür entschieden, dann kann man eintauchen in das Aufeinandertreffen zweier Welten. Jeder Song bekommt seine kurze „Cosmic Promenade“ als Einleitung. Saturn bekommt einen kraftvollen Auftritt, das Gegenspiel von hartem Metal-Riff und zarten Streichern lädt zum Schmunzeln ein. Gesanglich duellieren sich Soprane opernhafte Gesänge mit roboterhaftem männlichen Sprechgesang. Wenn der Gesang in höchsten Höhen trällert, dürften Metaller mit Klassik-Allergie raus sein. So anstrengend die Gesangsarrangements teils auch sind, so durchdacht und stimmig sind sie auch.

Operngesang trifft bei MOLLLUST auf harte Gitarrenriffs

Die Venus kommt natürlich zart und verletzlich mit lieblich gezupftem Cello und catchy Gesangsmelodie zum Mitsummen und Mitschunkeln. Unser aller Erde, die wir so bedenkenlos kaputt machen, kommt nachdenklich daher. Die Lyrics der Songs dienen nicht dem Zeichnen bunter Planeten, sie greifen die ihnen zugeordneten Götter und Symbolik auf. Und erheben durchaus passend den Zeigefinger, was bei uns schief läuft und dass wir was ändern müssen. Gar böse kommt natürlich Kriegsgott Mars daher, die Streicher sägen garstig, die Stimmung der Songs passt immer perfekt zum entsprechenden Planeten. Beim Merkur denkt man durchaus mal kurz an TARJA, die ja gerade mit “Living The Dream” eine schöne „Best Of“ herausgebracht hat.

Wenn der Mond besungen wird, zarte Flöten ertönen, die Streicher sich ausbreiten und der Gesang wieder in höchsten Höhen unterwegs ist, das Cello traurig singt, dann hat man das Gefühl, eigentlich alles schon gehört zu haben. MOLLLUST verhindern dies geschickt, Jupiter kommt lautstark und metallisch, mit Osteuropäisch anmutendem Gesang. Uranus kommt mit poppigen Melodien, Neptun beginnt schunkelnd wie eine lustige Seefahrt, taucht dann in tiefste Meerestiefen ab, könnte mit seinem Sirenengesang auch der Soundtrack zu einem Zeichentrickfilm sein. Pluto lässt schmunzeln, wenn er zum Ende hin fast zu manchen symphonischen Blackies passen würde. Wie es sich gehört wird die Reise mit „Cosmic Epilogue“ beendet.

MOLLLUST passen auf, dass genug Abwechslung bleibt auf „Mother Universe“

Deutlich wird sehr schnell mit „Mother Universe“, dass hier nicht eine Metalband ihren Sound mit klassischen Instrumenten aufbrezelt. MOLLLUST gehen das von der anderen Seite an, wissen wie klassische Musik geht, und drücken dieser einen Metalstempel auf. Das funktioniert fantastisch, die Lieder malen Bilder, man fühlt sich unterhalten und zum Zuhören eingeladen. Wenn man denn offen ist für klassische Musik und opernhaftem Gesang. So mancher Metalhead wird damit nicht klar kommen, aber seien wir doch mal ehrlich: wie soll man sich auch als Metaller als Musiker bezeichnen, wenn man nicht auch die Großmeister der Klassik schätzt und zu verstehen versucht? Für MOLLLUST scheint das selbstverständlich zu sein, und das hört man hier durchgehend. Alles ist meisterlich durch arrangiert von Sängerin Janika Groß und Gitarrist Julian Jönck. Jedes Instrument hat seinen stimmigen Platz und wird toll gespielt, sowohl von der Kernband als auch von den zusätzlichen Musikern. Dies entfaltet sich natürlich noch besser, wenn man sich mit “Mother Universe” unter den Kopfhörer zurückzieht.

Auch das Aufgreifen der Themen passt, die Sinnlosigkeit der Kriege, Einsamkeit, fehlende Menschlichkeit, die Vernichtung der Umwelt, die Achtung der Vielfalt an Kulturen hier auf unserer Erde. Wie wichtig und nötig es ist, so was auch musikalisch umzusetzen, hatten ja zuletzt LONG DISTANCE CALLING auf „Eraser“ eindrucksvoll gezeigt. MOLLLUST begleiten ihr neues Werk ebenfalls mit einem gelungenen Booklet und einer schönen Aufmachung des Digipak. Das runden auch die passenden Videos zu dem Lieder stimmig ab.

MOLLLUST zeigen auf „Mother Universe“, wie gut Klassik und Metal zusammenpassen können

Es bleibt interessant, ob MOLLLUST mit „Mother Universe“ ein großes Publikum erreichen werden. Musikalisch und thematisch ist das Album großartig. Kommen Metalheads mit so viel Klassik zurecht? Ist es teilweise den Klassikfans zu heftig? Wünschenswert wäre es, wenn beide Gruppen neugierig auf das stimmige Gesamtwerk zugehen und erkennen, wie gut beides zusammen passt, wenn man es richtig macht. So wie eben MOLLLUST auf „Mother Universe“.

Veröffentlicht am 25.11.2022

Spielzeit: 74:10 Min.

Lineup:
Janika Groß – Vocals, Keys (Piano, Organ, Celesta), Orchestration
Frank Schumacher – Rhythm Guitar, Vocals
Lisa Hellmich – First Violin
Julian Jönck – Lead Guitar, Orchestration
Simon Johanning – Bass Guitar
Andrea Zannin – Drums
Manuel Toc – Live Viola, Studio Second Violin

Additional Studio Musicians:
Anne Eberlein – Viola
Alejandro Barria – Cello
Imki Niemeier – Doublebass
Frank Schumacher – E-Bass, Acoustic Guitar
Janika Groß – Tenor recorder
Janika Groß, Cosima Heinz, Süntje Kozlowski, Eva Morlang, Amelie Rex, Frank Schumacher, Simon Johanning, Julius Sattler, Mario Hartwig, Albian Shoshi, Leonard Kutzera, Tobias Klenke, Ferdinand Jurczok – Choir Vocals

Label: Eigenproduktion

Homepage: https://molllust.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/molllust

Die Tracklist von “Mother Universe”:

1. Cosmic Ouverture
2. Sun – Journey Of Icarus
3. Cosmic Promenade
4. Saturn – Human Clockwork (Lyrics-Video bei YouTube)
5. Cosmic Promenade
6. Venus – Poems Of Love (Video bei YouTube)
7. Cosmic Promenade
8. Earth – Beauty Of Diversity
9. Cosmic Promenade
10. Mars – The Game Is Over (Video bei YouTube)
11. Cosmic Promenade
12. Mercury – The Desert Inside
13. Cosmic Promenade
14. Moon – Ostracised Companions
15. Cosmic Promenade
16. Jupiter – When Divine Winds Rage
17. Cosmic Promenade
18. Uranus – The Butterfly And The Spider
19. Cosmic Promenade
20. Neptune – Wrath Of The Sea
21. Cosmic Promenade
22. Pluto – The Raven’s Lullaby (Video bei YouTube)
23. Cosmic Epilogue

Hier gibt es weitere MOLLLUST-Bilder aus dem Werk 2, Leipzig im September 2019

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