MÖRSER: Pure Scum

Kurzweilige, schön gestaltete Ballerscheibe, die Freunde des Genres in Ekstase versetzen kann.

Helge Schneider war es, der die passendste Frage zum neuen Silberling von MÖRSER am besten formuliert hat – man muss nur einen kleinen Artikel vertauschen. Wo ist denn nur die MÖRSER? lautete die Frage aller Fragen, denn Pure Scum war lange angekündigt und wurde permanent verschoben. Nun ist das vollmundig angekündigte Werk erschienen und wartet mit einigen Überraschungen auf – mehr in optischer als in musikalischer Hinsicht.

Denn obwohl MÖRSER ziemlich derb in die Fresse treten, fällt zunächst mal das Hauptaugenmerk auf das Comic, das in der Multimedia-Sektion der CD enthalten ist. Schöne Sache, hier gibt es also auch was zu schauen und das ist alles andere als von schlechten Eltern. Für mich als Laien ist das hier wirklich ausgezeichnet gestaltet, eine kurze, zynische Killer-Geschichte, die Fans von Underground-Comics Tränen in die Augen treiben könnte. Nun gibt es zwei Möglichkeiten – entweder passt sich die Musik in qualitativer Hinsicht an oder sie wird stiefmütterlich behandelt und wirkt, als wäre sie nur Beiwerk. Die Befürchtungen können glücklicherweise schon mal in die Tonne getreten werden. Denn MÖRSER funktionieren auch als eigenständige Band.

Die sieben Musiker liefern eine derbe Wand zwischen groovigem Death Metal und der Attitüde des Grindcore ab. Wild und ungebremst beginnt die Scheibe mit 20 Seconds und verursacht bei manchen Hörern ein Schleudertrauma per excellance. Danach hält sich die Band eher in groovigen Gefilden auf, drückt da aber ganz schön und dank der offenen Herangehensweise der stilvoll in Anzügen gekleideten Musiker gibt es immer wieder dissonante, noisige Einschübe zu hören. Die ersten vier Songs stammen von der ausverkauften EP Scum, welche die erste Zusammenarbeit mit Sascha Thau markierte, und sind schon recht wohlschmeckend, das Material ist aber schon gute vier Jahre alt, die Produktion etwas veraltet.

Dagegen gibt es auf der Side Pure die geballte Ladung zu hören. Hier hört man, was MÖRSER dazugelernt haben, wie sie ihre Musik verfeinert haben. Langatmige Passagen sind passé, dafür regiert König Killerriff und Kaiser Mördergroove. Die beiden Sänger ergänzen sich perfekt und die Musik ist wie eine Wand. Statt der zwei Bassisten hätte auch nur einer gereicht, aber den Sound macht das nicht dünner, der ist schon mächtig. Auch der Sound ist um einiges druckvoller, fetter, lauter, aber immer noch schön räudig. MÖRSER zeigen sich hier bei Songs wie The Indirect Threat (to the World´s Freedom) und His Life, His Death als absolute Könner ihres Fachs und versohlen dem Hörer ordentlich den Hintern.

Je öfter man Pure Scum anhört, desto kurzweiliger wird die Scheibe. Originell ist sie sowieso, Grindfans, die gerne grooven und Death Metaller, die auch an Dissonanz Gefallen finden, werden das vierzigminütige Werk mit Freuden verschlingen. Das Comic rundet die CD perfekt ab, hier wird definitiv was fürs Geld geboten. Und wer davon nicht genug kriegen kann, sollte Der Kosmopolit beim Zwerchfell Verlag kaufen. Da freut man sich doch gleich noch mehr auf das, im nächsten Sommer erscheinende Album. Daumen hoch und mehr davon!

Veröffentlichungstermin: Oktober 2006

Spielzeit: 39:40 Min.

Line-Up:
Grabowski – Vocals
Schmidt – Vocals
Rademacher – Guitar
Nienaber – Guitar
Seelkopf – Bass
Trenne – Bass
Wendelken – Drums

Label: Garden of Exile Records

Homepage: http://www.morser.de

Tracklist:
Side Scum
1. 20 Seconds
2. My Life, My World (I Need it Back)
3. Scum / Interlude
4. The Gift

Side Pure
5. The Indirect Threat (to the World´s Freedom)
6. Desperate Attempt
7. Game Over
8. The Way for Constant Flashbacks
9. His Life, His Death

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