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MODERN RITES: Monuments

Eine spannende Zusammenkunft: Solokünstler Jonny Warren alias KUYASHII und Berg von AARA begründen das transatlantische postmoderne Extreme Metal-Projekt MODERN RITES.

Es sind spannende Zeiten: Obwohl sich viele immer noch recht eingesperrt fühlen, verbinden sich Menschen auf der ganzen Welt mit müheloser Leichtigkeit miteinander, modernen Riten sei es gedankt. Und ja, selbst wenn man gewohnt ist, mit mehreren Menschen einen richtigen, physischen Raum zu haben, mit der richtigen Attitüde lässt sich dieser Raum auch virtuell nahezu ebenbürtig erschaffen. Das gilt für soziale Zusammenkünfte aller Arten und für die Zusammenarbeit von Musikern im Speziellen. Aktuellstes Beispiel: Jonny Warren alias Geheimtipp-Drone-Ambient-Künstler KUYASHII aus Atlanta, Georgia und Berg der Schweizer Black Metal-Überflieger AARA formen die Extreme Metal-Band MODERN RITES – und haben wenige Monate nach der Gründung bereits ihr Debütalbum parat.

MODERN RITES: Zwei umtriebige Musiker, die sich stilistisch in der Mitte treffen und an eine eigenwillige Mischung aus Black-Death Metal und Industrial wagen.

„Monuments“ ist dabei weder besonders experimentell noch altbewährt. Viel mehr gehen die beiden Musiker einen zeitlosen und recht ungemütlichen Weg. Trotz der vielen Melodien sind MODERN RITES kratzig und nur vordergründig eingängig. Denn gleichermaßen legt das Duo Wert auf Riffs, die das Gesamtbild dominieren, und ein ungemütliches Soundbild, das kalt und fremdartig wirkt. Und trotzdem erschafft das Duo starke, charismatische Songs. Zum Beispiel ist da „Black Wolf“, das mit seinem MORBID ANGEL-Riffing („Gateways To Annihilation“-Ära) unwahrscheinlich heavy klingt. Auch wenn über die charakteristischen Riffs relativ simple Leadgitarren gelegt werden, entsteht eine ganz eigenwillige Atmosphäre, wie „Self Synthesis“ mit seinem surrealen Finale beweist. Die Stakkatoriffs in „Vigilance Eternal“ und „Nothing Left To Give“ wirken wie aus den Neunzigern und werden durch die wuchtige Produktion ins Hier und Jetzt geholt.

Somit erscheint die Musik auf „Monuments“ gleichermaßen vertraut, als auch andersartig. Es ist kein Album, das leicht verdaulich ist, aber es tritt auch nicht wirklich in die Magengrube, und es hat eine seltsame Symmetrie, die perfekt durch das klaustrophobische Artwork verdeutlicht wird. Multiinstrumentalist Jonny Warren und Gitarrist Berg wollen sich nicht festnageln lassen, weder stilistisch, noch mit ihren Kompositionen. Das macht die sechs Songs plus Intro immer wieder aufs Neue spannend. MODERN RITES ist somit ein Debütalbum gelungen, das hauptsächlich wegen seiner Kontraste fasziniert. Die stampfenden Rhythmen und Blast Beats mit dem Mix am Anschlag wirken abschreckend, die Riffs und Melodien ziehen die Rezipienten hingegen an, ein wenig wie bei einem Jo-Jo. Lediglich der Growlgesang ist trotz der Energie, die Warren hineingibt, etwas bemüht – vielleicht wären MODERN RITES besser bedient gewesen, hätten sie auf einen Vollblutsänger zurückgegriffen.

„Monuments“ ist Musik mit Jo-Jo-Effekt: MODERN RITES erzeugen eine unwirtlich-kalte und widerborstige Atmosphäre, ziehen aber mit eingängigen Riffs und Melodien an.

Unterm Strich entsteht so ein Album, das stark komponiert und recht widerborstig ist, das aber noch so wirkt, als müssten sich die umtriebigen Protagonisten erst gegenseitig beschnuppern und kennenlernen. Klar, die beiden passen sehr gut zusammen, aber um ihre Stärken wirklich zu bündeln, braucht es vielleicht noch ein, zwei intensive Sessions. Das Potenzial von MODERN RITES ist aber zu jeder Sekunde spürbar. Viel wichtiger ist jedoch, dass ein Album wie „Monuments“ die seltene Qualität besitzt, anziehend und monolithisch zugleich zu sein und nicht wie die übliche Mischung aus Black-Death ist und mit ein wenig Industrial gespielt kontrovers wirkt. Unbedingt reinhören!

Wertung: 5 von 7 Borg-Würfel

VÖ: 27. August 2021

Spielzeit: 36:36

Line-Up:
Jonny Warren – Bass, Rhythms & Synths, Vocals
Berg – Guitars

Label: Debemur Morti Productions

MODERN RITES „Monuments“ Tracklist:

1. Intro
2. Vigilance Eternal
3. Black Wolf (Official Audio bei Youtube)
4. Unburdened
5. Self Synthesis (Official Audio bei Youtube)
6. Nothing Left To Give
7. Machine Paradox

Mehr im Netz:

https://modernrites.bandcamp.com/

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