MODERN RITES: Endless

Futter für Geist und Eingeweide: MODERN RITES erzeugen auf „Endless“ eine tiefe Atmosphäre und bleiben dank hervorragender Gitarrenarbeit aggressiv und eingängig

vonChristoph

30. August 2024

MODERN RITES

Kaum zu glauben, dass „Monuments“, das Debütalbum von MODERN RITES bereits vor drei Jahren erschien. So präsent und frisch wirkt es bis heute – und so rast die Zeit. Was sind schon drei Jahre im Angesicht der Ewigkeit, der Endlosigkeit? Und in dieser Tradition denken auch MODERN RITES, denn das Artwork von „Endless“ soll Einkehr, Selbstreflexion und eine endlose Suche nach Antworten visualisieren. Ein schöner Gedanke, den auch die Musik trägt. Im Raum zwischen zeitgemäßem, beinahe postmodernem Black und Death Metal und Industrial ist genügend Raum, den es zu erforschen gilt.

Nachdem MODERN RITES auf ihrem Debüt als Individuen noch hörbar auf zwei Seiten des Atlantiks standen, wirkt „Endless“ schon deutlich verwobener. Es gibt nicht mehr nur die „Gitarrenseite“ von AARA-Gitarrist Berg aka Katalyst und das rhythmische und atmosphärische Gegenstück von Jonny Warren alias Archytekt. Viel mehr greifen beide Pole besser ineinander und ergänzen sich. Vermutlich hat die Arbeit an „Endless“ deshalb drei Jahre und nicht mehr nur ein paar Monate gedauert. Das Ergebnis kann sich aber hören lassen: „Endless“ ist ein monolithisches, pulsierendes Album, dessen düstere Atmosphäre mit Heaviness, Aggression und Kohärenz angereichert wird.

Aggression und Introspektion: MODERN RITES verweben beide Säulen der Musik auf „Endless“ besser als auf dem Debütalbum

„Endless“ scheint auf den ersten Eindruck getrieben von catchy und wuchtigen Riffs, ummantelt von dunkler, kalter Atmosphäre. Unter der Oberfläche bewegt sich in einigen Songs aber deutlich mehr. Die Details verstecken sich hinter der schroffen Soundwand. Somit funktionieren MODERN RITES für diejenigen, die Eingängigkeit lieben ebenso wie für die, die sich gern an Musik festbeißen. Und gerade die Gitarren lassen aufhorchen. Sei es der wuchtige Sound, die wirklich fetten Riffs in „Lost Lineage“ und „For Nothing“ oder die subtil eingewobenen Leadgitarren, wie sie eben auch bei AARA stehen könnten.

Und doch ist Jonny Warren hörbar der Kopf hinter MODERN RITES. Sein Songwriting, die Atmosphäre und seine giftigen, verbesserten Vocals mögen nicht so im Vordergrund stehen wie die Gitarrenarbeit. Aber vor allem der in Richtung Ewigkeit rasende Titelsong und das abschließende, repetitive, aller Brutalität zum Trotz auf eine Art Erlösung abzielende „Philosophenweg“ verorten die Musik in Sphären, die fern vom Metal liegen. Gerade hier ist seine kompositorische Handschrift sichtbar. An dieses eigenwillige Sounddesign muss man sich erst ein wenig gewöhnen, dies funktioniert aber verdammt gut, auch durch den Mix von Simón Da Silva.

Ein kohärentes und vielschichtiges Werk: Mit „Endless“ spannen MODERN RITES einen weiten musikalischen Bogen

Insofern liefern MODERN RITES Futter für Geist und Eingeweide. „Endless“ zielt auf beides ab und überzeugt konsequent mit einigen sehr starken Songs. Wenn auf Album Nummer drei noch das Herz berührt wird, erreicht das Duo vielleicht schon die Ganzheitlichkeit. Gleichbleibend ist das Niveau auf „Endless“ außerdem nicht. Mit „Veil Of Opulence“ und „Becoming“ finden sich zwei Songs mit etwas Leerlauf auf dem Album und der Verfasser hätte gerne noch mehr Fokus auf Atmosphäre und elektronische Elemente gehabt. Dennoch: „Endless“ ist eine klare Steigerung zum Debütalbum und setzt sich mutig zwischen die Stühle von Genres, die oftmals zu eng gedacht werden. Wer auf eine catchy, etwas weniger wahnsinnige und doch energiegeladene Variante ihrer Labelkollegen THE AMENTA Lust hat, der findet hier das passende Album.

Wertung: 6 von 8 Denkschleifen

VÖ: 30. August 2024

Spielzeit: 41:02

Line-Up:
Archytekt – Bass, Rhythm & Synths, Vocals, Lyrics
Katalyst – Guitars

Label: Debemur Morti Productions