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MASSGRAV: Slowly We Rock

Ja, ja, „Slowly We Rock“: MASSGRAV treten wieder aufs Gaspedal und liefern die richtige Mischung aus guter Laune und hochprozentig angepisster Energie.

Fünf Jahre nach ihrem letzten Album „Stockholm Rockers“ drücken MASSGRAV wieder auf die Tube: ganze 21 Mal. Wobei, weniger als 20 Songs sind es auch kein Album für die Schweden. Ihr fünftes Album „Slowly We Rock“ zeigt die Formation also back in business, als hätten ihnen die vergangenen fünf Jahre nichts ausgemacht. Und überhaupt,  die Wahl des ironischen Titels ist ausgezeichnet, vor allem für ein Powerviolence, bzw. Fastcore-Album, wie MASSGRAV es parat haben. Wobei, seit „Stockholm Rockers“ fahren MASSGRAV das Chaos tatsächlich etwas zurück, und dieser Trend setzt sich nun fort – geht sogar ein bisschen weiter. Punkig und Rock and Rollig ist die Basis von MASSGRAV und nun, mit zweitem Gitarristen Jesper Liveröd (ex-NASUM, BURST), zeigen sich die Stockholmer in Sachen Songwriting transparenter.

Zumindest so lange, bis Drummer Fenok sein Überschall-Thrashing und gefühlt unkontrollierte Blast Beats über die Riffs legt. ZEKE auf 45 abgespielt? Ach, was sage ich, zweimal 45! So ähnlich klingt „Slowly We Rock“. Für MASSGRAV-Verhältnisse mag das tatsächlich ein wenig gebremst wirken, tighter war die Ich-Scheiß-Auf-Alles-Formation nie – eingängiger auch nicht. Für hartgesottene Freunde von Powerviolence könnte dieses Zugeständnis an Kick-Ass-Rock und Punk ein Sell-Out sein, vielleicht sind MASSGRAV aber nur mittlerweile für ihren Bereich echt gute Songwriter. Da gibt es Nummern wie „Gasen I Botten“, die einfach als starker Skandi-Crust-Punk durchgehen, dann Songs wie „När Antikrudan Kommer Till Stan“ und „Hetsjakt På Sverigedemokrater“, deren simpel-effektive Riffs durch hektisches Drumming dem Chaos weichen – aber immer wieder die Kurve kriegen. Dagegen wirken die Grind-Momente wie in „Man E Väl Ingen Jävla Ekonom“ und „Buhuhu“ schon fast konservativ-strukturiert.

Nur schnell keine Zeit verlieren: MASSGRAV prügeln sich auf „Slowly We Rock“ äußerst abwechslungsreich durch weniger als 25 Minuten

Und natürlich dürfen auch ein paar Hits nicht fehlen: „Hög På Livet“ macht es unvermeidlich, ab dem ersten Hören bereits mitzugröhlen , „Källa Felling“ und „Det Finna Ingen Rättvisa“ sind ein Crustnummern zum Vorzeigen. Die Energie, die MASSGRAV ausstrahlen, auch wenn „Slowly We Rock“ für Ihre Verhältnisse gezügelt erscheint, geht sofort auf ihr Publikum über. Stillsitzen ist keine Option bei MASSGRAV, Langeweile ebensowenig. Denn in den äußerst kompakten 23 Minuten ist stilistisch eine Menge geboten, Kurzweil garantiert.

MASSGRAV sind pissed af (als Video nach „Bränn Östermalm“ empfiehlt mir Youtube übrigens ein Klaus Kinski-Interview), heben die Laune aber umgehend – sofern man diesem Kram etwas abgewinnen kann. Somit bringt „Slowly We Rock“ mehr Spaß als alles, was MASSGRAV zuvor fabriziert haben. Kompakt, wild und maximal grantig, zutiefst skandinavisch und hinter all der Assi-Attitüde ziemlich clever.  Durch den überraschend transparenten Mix von Robert Pehrsson und das voluminöse Mastering von Dan Randall bekommen MASSGRAV auch das passende Soundgewand. Somit zieht sich nach den Grindern ANTIGAMA und WORMROT und den Crustpunks WOLFBRIGADE mit ihrer exzellenten „Anti-Tank Dogs“-EP die hohe Qualität beim beherzten Krach in diesem Sommer weiter fort und bildet nebenbei daraus so etwas wie die Schnittmenge. „Slowly We Rock“ könnte in ein paar Jahren als Klassiker gelten – und wenn nicht, ist es zumindest ein verdammt guter Genrebeitrag – für diejenigen, die in dieser Gangart auch catchyness vertragen. Geile Sache.

Wertung: 110 von erlaubten 130 km/h

VÖ: 2. September 2022

Spielzeit: 23:15

Line-Up:
Fenok – Drums
Jesper – Guitar And Backing Vocals
Norse – Guitars And Vocals
Ola – Bass And Vocals

Label: Lixiviat (Vinyl) / Selfmadegod (CD)

MASSGRAV „Slowly We Rock“ Tracklist

1. Bränn Östermalm (Official Video bei Youtube)
2. Gasen I Botten
3. Inglet Jävla Tingeltangel
4. När Antikrundan Kommer Till Stan
5. Krössa Högerkukarna
6. Hetsjakt På Sverigedemokrater
7. Höj Skatten
8. Ebba Braun Thor – She-Wolf of The SD
9. Snut en Skujt
10. Källa Feeling
11. Ditt Alldeles Egna Livegna Liv
12. Enad Front Mot Idioter
13. Nu Är Svinen Vid Makten igen
14. Hårda Jävla Snutkukar
15. Man E Väl Ingen Jävla Ekonom
16. Hög På Livet
17. Sista Dan På Jobbet
18. Det Finns Ingen Rättvisa
19. Lagen Är Till Salu
20. Buhuhu
21. Är Det Konstigt

Mehr im Netz:

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