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LUMSK: Troll

Zwei Drittel Folklore und ein Drittel Metal: LUMSK scheinen sich zu Gunsten einer standesgemäßen Verankerung in der heimatlichen Chartlandschaft Norwegens von der internationalen Metal-Szene verabschieden zu wollen. Für den deutschsprachigen LUMSK-Fan bleibt unverständlich, jedoch musikalisch berührende nordische Folklore über, die leider zu selten die E-Gitarren-Schwerter kreuzt.

Mit Åsmund Frægdegjevar machte sich die norwegische Folk Metal Band LUMSK nicht nur in ihrer Heimat einen Namen, sondern konnten sich auch hierzulande – trotz skandinavischer Mythologie und norwegischer Sprache – eine beachtliche Fangemeinde aufbauen. Mich als Teil dieser Gemeinde sehend, war ich umso gespannter, was sich die Norweger für ihr zweites Album vorgenommen hatten. Dass mit Bjørnar Selsbak einer der federführenden Songwriter die Segeln des Wikinger-Schiffs strich, um somit anderen Bandmitgliedern das songwriterische Ruder zu überlassen, ließ zwar meine Vorfreude nicht abebben, machte mich jedoch vorsichtig.

Und mit ebendieser Vorsicht ist auch an Troll heran zu gehen. Denn aus dem folkloristischen Heavy Metal des Debütalbums ist mehr ein Folk-Album mit Einsprengseln aus dem Heavy Metal geworden. Doch wäre ein Maulen ob der eingebüßten Härte verfrüht, immerhin versprühen die acht Tracks trotz allem einen ganz besonderen Reiz, wenngleich die Åsmund Frægdegjevar-typische Dramatik eher einer romantischen Fantasy-Atmosphäre wich. Die Ursachen dafür liegen zwar nicht auf der Hand, könnten aber an machen Dingen nachvollzogen werden. Da keimt zum einen der Verdacht auf, dass sich die Band zu Gunsten einer standesgemäßen Verankerung in der heimatlichen Chartlandschaft Norwegens von der internationalen Metal-Szene verabschieden zu wollen scheint, wovon Erfolge auf nationaler Ebene und die Einbindung ebenso lokaler wie nur dort prominenter Gastmusiker zeugen. Des Weiteren beteiligte sich auch die Violistin Siv Lena Waterloo Laugtug vermehrt am Schreiben der Songs, was standesgemäß eine Trendwende im Songmaterial nach sich zieht.

Und trotzdem: das Album hat Klasse, selbst für den Metaller, der keine Norweger-Pullis durch die Gegend spazieren trägt, nicht dem ganzen Fantasy-Wahn erlegen ist und noch nie Jagd auf Trolle gemacht hat. Der Folklore-Reigen wird von Nøkken adäquat mit Violin-Klängen und unterirdisch tief gestimmten Gitarren eröffnet, die quasi den Kontrast zur glockenhelle Stimme der neuen Sängerin, Stine Mari Langstrand, darstellen. Die maßgebliche Melodie wird von der Violine beigetragen, während sich die Gitarren mit getragenen Riffs und kleineren Interludes zufrieden geben. Ein gesanglich schönes und Stimmbänder-verspieltes Zwischenstück lockert den Song abschließend noch auf. Mit Dunker folgt ein von Synthies-Klängen beherrschter Song, der die Stimme Stines in den Vordergrund rückt und erst nach einer Minute von anderen Instrumenten Gebrauch macht, ohne jedoch wirklich die E-Gitarren-Schwerter zu kreuzen.

Die konservativen LUSMK-Anhänger müssen sich schließlich bis Åsgårdsreia gedulden, um mit der gewohnten Dramatik und Härte die Fjord-Kost serviert zu bekommen. Vor allem die Frickel-Violine sorgt für einen guten Spannungsaufbau, während hier auch die männlichen Vocals – zwar nicht unbedingt melodiös, aber songdienlich – eingesetzt werden. Bei Trolltind geht es dann wieder ruhiger zu und man wähnt sich in einem schattigen Wald voll obskurer Gestalten: als Orks verkleidete Bläser, ein bombastischer Trollenchor eine Waldelfe, die zuckersüß die Gesangslinien trällert, und ein Oger am Dirigentenpult. Auch der Folklore-Schlager Allvis, der mit einem schönen Duett-Gesang aufwartet, gibt nur wenige Hinweise darauf, dass LUMSK eine Metal Band ist, sondern vielmehr eine Musikgruppe, die vielschichtige Musikstücke vom Reißbrett löst, um sie einem breiten Publikum schmackhaft zu machen.

Perpålsa und Blæster sind hingegen wieder rauer und flotter, wobei vor allem letzterer Track die LUMSKsche Wertschätzung rechtfertigt. Das achteinhalb Minuten lange Epos beginnt romantisch mit einem Duett (im übrigen diesmal mit opernhaftem Männergesang) und baut sich Schritt für Schritt auf, um mit verschiedenen vorrangig folkloristischen Elementen zu glänzen. Geschlossen wird das nur 40 Minuten dicke Buch der Trolle schließlich mit dem sehr, sehr ruhigen Byttingen.

Veröffentlichungstermin: 06.06.2005

Spielzeit: 40:40 Min.

Line-Up:
Stine Mari Langstrand – Vocals

Alf Helge Lund – Drums

Ketil Sæther – Guitars

Espen Warankov Godø – Keyboards, Hammond & Backing Vocals

Eystein Garberg – Guitars

Siv Lena Waterloo Laugtug – Violin

Espen Hammer – Bass
Label: Tuba Records

Homepage: http://www.lumsk.com

Email: bandmail@lumsk.com

Tracklist:
1. Nøkken

2. Dunker

3. Åsgårdsreia

4. Trolltind

5. Allvis

6. Perpålsa

7. Blæster

8. Byttingen

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