LOTUS FEED: A Different Place

Hätte große Lust, mein "Boys Don´t Cry"-Shirt aus dem Schrank zu kramen und zu schwofen

LOTUS FEED sind Glückskinder – auch, wenn ihre Musik etwas anderes ausstrahlt.
Sie haben das Glück, so unfassbar Old-School-mäßig nach Melancholie, wolkenverhangenen Tagen und staubigen Rockschuppen zu klingen, dass es eine wahre Freude ist.
Pardon, ein wahres Betrübnis, meinte ich natürlich.

Nix fehlt auf A Different Place, beginnend beim grau verschleierten Cover. Die Kölner punk(t)en mit derartig THE CURE-zeitgenössischem Sound, dass ich mich fühle (auch wenn ich zu Disintegration´s Zeiten natürlich noch Quark im Schaufenster war), als würde ich gerade einen dunklen Gothic-Schuppen der 80er betreten, sehr zum Vorteil dessen wird auch die rauchige Stimme Alexander Landsbergs, die leicht an Frank Vollmann der amerikanischen Genrekollegen FRANK THE BAPTIST erinnert – alles natürlich oberklasse.
Wie schon erwähnt ist als Genre hier mehr als eindeutig Post Punk und Dark Wave anzuführen, dem wird auch von vorne bis hinten gefrönt, angefangen bei Uptemporockern (She Runs), balladesken Schmachtfetzen (Drawn Too oder dem achtminütigen Rausschmeißer End Of Time) bis hin zu Titeln, die auf Szenepartys für schwingende, in kunstvolle Fetzen geschnittene Röcke und toupierte Haarfusseln sorgen könnte (höre Room With A View oder Manner Of Painting) bis hin zu meinem absoluten Highlight King For Two Days, welches die perfekte Mischung aus Melancholie, Schmiss und Ohrwurm enthält – bin fast in Versuchung geraten, mein Boys Don´t Cry-Shirt aus dem Schrank zu kramen und durch die Wohnung zu schwofen. Ehrlich.

Aber die Peinlichkeit wollte ich mir und den Menschen, die sich dieses Spektakel hätten ansehen müssen, ersparen, deshalb höre ich mir A Different Place noch ungefähr drölf Mal an, beglückwünsche LOTUS FEED für das authentischste, mitreißendste Album seit Ewigkeiten und wünsche mir, falls ich jemals wieder das WGT besuchen sollte, eben jene erstklassigen Kölner, die den Kohlrabizirkus in Grund und Boden stampfen.

Veröffentlichungstermin: 18.03.2011

Spielzeit: 49:31 Min.

Line-Up:
Alexander Landsberg – vocals
Marten Bijkerk – guitar
Lars Tellmann – bass
David Sielaff – drums

Label: af-music

MySpace: http://www.myspace.com/lotusfeed

Tracklist:
01. Trouble
02. King For Two Days
03. She Runs
04. Drawn Too
05. Cut 6. Silence
07. Get Me Out
08. Room With A View
09. Manner Of Painting
10. End Of Time

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