Ziemlich pünktlich zum aktuellen Album A Different Place machen sich die Kölner LOTUS FEED ihre (nicht immer ernst gemeinten) Gedanken über Familienfeste, ihre musikalische und persönliche Zukunft und brennbare Stylingprodukte.
1. Dark Wave
David: Love Me, Love Me, To The End, Oooooh Love Me, Love Me Love Meeeeh, Love Me, Love Me, Love Meeeeh! Oh sorry, ich schwof wohl ab.
Marten: Da denke ich manchmal sehnsüchtig an meine Jugendtage zurück – noch halbwegs frisierfähiges Haar auf dem Kopf und voller Erwartung, was diese Musikszene noch alles hervorbringen würde…
Lars: Drumcomputer, Chorus, Flanger, 1/8tel…
2. Klischees
David: Ich muss mal wieder auf den Friedhof. Rotwein trinken. Gedichte lesen.
Marten: Jede Musikrichtung, jedes Genre und jedes Subgenre hat seine Eigenen. Wichtig für die Identifikation und oftmals auch sehr amüsant!
Lars: 2 vor, 3 zurück.
Alex: Wirf mal einen Blick auf den Wormser Judenfriedhof, beeindruckend!
3. 15 Jahre
David: 15 Jahre LOTUS FEED. Das Beste, oder Zweitbeste, sagen wir mal das 1½beste, das mir je passiert ist, und jedes Jahr wird besser.
Marten: …minus 13 Jahre macht 2 Jahre, in der man mit der idealen Besetzung in der Band eine Selbstfindung und ein großartiges Album erreichen kann.
Lars: Sagen wir einfach 2 Jahre.
Alex: Was werden wohl die kommenden 15 Jahre bringen?
4. A Different Place
David: Jeden Samstag 15:00 Uhr und jeden Mittwoch 19:00 Uhr. Jede Probe ist weit weg von der ganzen Alltagsmatsche.
Marten: Sehr viel Arbeit und Herzblut. Ausgangspunkt zu einer späten, aber hoffentlich noch erfolgreichen Bandkarriere!
Lars: Frag´ besser mal den Alex!
Alex: No Comment – künstlerische Freiheit.
5. WGT
David: Ein weiter Weg von meiner geliebten Domplatte (Das ist da in Köln, wo sich der letzte Rest trifft).
Marten: Traditionelle Familienfeier. Ist allerdings stilistisch mitunter ziemlich ausgeufert.
Lars: Punkt 2 – erledigt!
Alex: Eine großartige Gelegenheit für uns.
6. Die 80er
David: …begannen für einen 76er-Jahrgang leider 10 Jahre zu früh.
Marten: Musikalisch prägende Zeit für mich und vor allem mit Punkt 7 untrennbar verbunden. Das Düstere konnte sich in dieser Zeit gerade in Berlin durch den Teilungsstatus und der damit verbundenen Isolationslage besonders herausbilden. Nirgendwo war wohl der Nährboden für depressive Musik geeigneter.
Lars: Zu spät geboren – dafür werde ich alle Bandmitglieder überleben und alleine die Tantiemen kassieren!
Alex: Ich hab einige meiner besten Zeiten darin gehabt
7. Berlin
David: …ist doch da bei Potsdam, oder? Bisher haben wir 2 Gigs da gespielt. Und beide waren großartig. Wir kommen gerne wieder!!!!
Marten: Eine schöne Stadt, die aber (siehe Punkt 6) nach dem Mauerfall auch etwas verloren hat. Nämlich ihre inspirierende, beklemmende Atmosphäre!
Lars: Wa?!
Alex: Ich hätte Berlin gerne zum Zeitpunkt der Mauer erlebt!
8. Love Will Tear Us Apart
David: Jede Band darf auch mal einen Scheiß-Song machen.
Marten: … again. when routine bites hard and ambitions are low… jaja – der alte Gassenhauer…
Lars: … something must break.
Alex: Sehr prägend für das Genre!
9. Haarspray
Marten: Zu dem Thema befragen wir am besten unseren Spezialisten an den Drums. Ein seriöser Anwender dieses gefährlichen Stoffes.
David: Überlebenswichtig, leider auch extrem brennbar. Aber wenn man damit dem Bassmann seine Frau erheitern kann, immer gerne!
Lars: Brennbar!
Alex: Uwe Ochsenknecht.
10. Post Punk
David: Waren das nicht auch FRANZ FERDINAND??? Ich sehe da eher so Bands wie die CHAMELEONS, THE CURE, SIOUXSIE oder BAUHAUS, genau meine Baustelle.
Marten: Ein ungeheuer weit zu fassender Begriff, der inzwischen absolut überstrapaziert ist und viel zu oft bei Musikrichtungen Anwendung findet, die nicht mal ansatzweise etwas mit der musikalischen Ausgangssituation des Post Punk zu tun haben.
Lars: Der Terminus Post-Punk (tritt oft zusammen in Erscheinung mit Bättkaif und Deffrock) wird inflationär gebraucht und völlig überbewertet.
11. FRANK THE BAPTIST
David: Karl der Käfer.
Marten: Die hab ich erst vor 2 bis 3 Jahren kennengelernt, ist aber nicht so meins. Das sehen meine Kollegen wahrscheinlich teilweise anders.
Lars: Großartige Liveband!
12. Lotus
David: Lotusblume hab ich dich genannt – So viel Zärtlichkeit – Die ich nur bei dir fand (Zitat: Die Flippers – nicht dass ich nachher nicht mehr Verteidigungsminister werden kann)
Marten: Lässt sich mit nur wenigen Dingen assoziieren. Ungünstig für die Verschlagwortung bei der Google-Suche.
Lars: Fabales.
Alex: Ist das nicht der Name der Firma mit den Keksen zum Milchkaffee?
13. Ihr in 30 Jahren:
David: Rente kriege ich wohl keine mehr! Mittwoch 19:00 Uhr: Lars und ich holen Marten und Alex aus dem Altenheim ab. Proben für den Gig auf dem WGT! Kölsch aus Schnabeltassen
Marten: Meine durchschnittliche Lebenserwartung fast erreicht.
Lars: …an der Nordsee-Küste (klatsch klatsch klatsch klatsch)…
Alex: Auf dem Rücken liegend, zu den Sternen schauend.
14. Horrorpunk
David: Nicht ganz meine Welt
Marten: Einbahnstraße, maximale künstlerische Selbstlimitierung!
Lars: Köln, Home of…
15. Wild Mood Swings
David: 20 Mark vergeudetes Geld.
Marten: Eines der schwächsten THE CURE-Alben.
Lars: Gone! ist momentan einer der besten THE CURE-Songs ever.
Alex: Wenn Robert sich so ein Album leisten kann, nimmt das doch ein wenig den Druck aus dem Songwriting.
16. EBM
David: Eins – zwo – drei – vorbei! Sitata Tirulala! Einer geht noch rein!
Marten: Hatte am Anfang einige lichte Momente. Schlimm, wohin das inzwischen geführt hat – vielleicht aber auch gut, da ja offensichtlich der Bedarf an handgemachter Musik inzwischen wieder enorm gewachsen zu sein scheint
Lars: Wirkt auf mich, ähnlich wie 100% der aktuellen elektronischen Tanzflächenfüller, als sehr effizientes Narkotikum.
Alex: Ist nicht meine Welt.
17. End Of Time
David: End Of Time ist die beste LOTUS FEED Komposition unserer ersten Jahre, vielleicht auch für immer. Wenn Alex das singt, kriege ich immer Pipi in den Augen. And my special tribute to Mr. Fleischer…
Lars: Ist irgendein geheimes Band zwischen Alex und David.
Marten: 15 Jahre minus 2 Jahre macht 13 Jahre. Da hege ich einen ähnlichen Verdacht wie Lars.
18. bester Songtext
David: Da gibt es ca. 150, und mindestens 100 davon sind von Justin Sullivan (NEW MODEL ARMY – Anm. d. Red.). Dem größten Songwriter ever!
Marten: I´ve been waiting for a guide to come and take me by the hand – could these sensations make me feel the pleasures of a normal man? (JOY DIVISION/Disorder) – für mich quasi ein Textmonument aus der Entstehungsphase dessen, was man heute als Post Punk definiert.
Lars: As tomorrow´s man and a topless bee jump over your head, remember me don´t get confused by a dieing sky and sea the panda club has an odds on bet mr. music man needs a string quartet on the planet where the alphabet starts with Z (TONES ON TAIL – Twist, Anm. d. Red.)
Alex: Auch da gibt es einige, zum Beispiel den Opener von der Second Toughest In The Infants von UNDERWORLD, keiner weiß worum es geht aber alle wissen was gemeint ist, großartig!
19. Robert Smith
David: Ich hab auch gebaute Haare und weiße Turnschuhe und kämpfe bald in seiner Gewichtsklasse. Nach Justin Sullivan der zweitgrößte Songwriter.
Marten: Unverkennbar. Konnte eigentlich nie richtig singen, hat dafür aber einen für das Genre prägenden Gitarrensound erfunden – göttlich! … außerdem: Haarspray!
Lars: Hello. this is shake dog shake!
Alex: Wir lieben Dich!
Letzte Worte…
David: hat immer der Bassist. Ach doch! Das waren mal richtig geile Fragen!!!!
Marten: Ich bin sehr glücklich darüber, nach so vielen Jahren musikalisch endlich nach Hause gekommen zu sein. LOTUS FEED geben mir genau das, was ich als Musiker immer gesucht habe. Danke dafür!
Lars: Danke an alle, die bis uns bis heute unterstützt haben! Unterstützt und gestaltet eure Szene. Wir sehen uns auf dem WGT!
Alex: Lieber Marten, mir wird’s ganz warm ums Herz!
(c) Promobild – LOTUS FEED