LOCH VOSTOK: Dystopium

Wem EVERGREY zu vorhersehbar klingen, der sollte LOCH VOSTOK mal ein Öhrchen leihen.

LOCH VOSTOK gehören zu den wenigen Bands, die sich mit jeder Veröffentlichung ein klein wenig neu erfinden – wahrscheinlich mit ein Grund dafür, warum die Schweden nach wie vor gerne übersehen werden. Vom düsteren, modernen Metal mit thrashig-deathigen Vocals zum immer noch eher dunklen, aber wesentlich melodischeren, proggigen Power Metal mit enormer Grundhärte und einprägsamen Refrains. An Szene-Urgestein Teddy Möller, der neben seiner Gitarre nach wie vor für die Vocals verantwortlich zeichnet, erkennt man die Weiterentwicklung am ehesten, hat er sich doch vom sehr guten Schreihals mittlerweile auch zu einem richtigen Sänger entwickelt.

Die derben Vocals kommen nach wie vor zum Zuge, die cleanen Parts überwiegen aber, und da könnte Teddy fast der Zwillingsbruder von Tom Englund (EVERGREY) sein. Apropos EVERGREY: LOCH VOSTOK klingen auf Dystopium immer mal wieder wie eine härtere, experimentierfreudigere Version ihrer Landsmänner. Vor allem – und das darf man ruhig mal sagen – kopieren sie sich nicht ununterbrochen selbst, sondern glänzen durch Abwechslung und scheuen sich nicht davor, immer mal wieder unerwartete Passagen einzubauen, z.B. die coolen Blastparts zwischen den ansonsten super-melodischen Strophen von Sacred Structure. Die Produktion ist glasklar und sehr modern, für manch einen vielleicht einen Tick zu steril, hier aber für meinen Geschmack absolut passend. Was LOCH VOSTOK den meisten Bands voraus haben ist, dass man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hat, es mit Kalkül zu tun zu haben. Wenn ein Part passt, wird er auch verwurstelt, egal ob der manch einem Prog Metal-Wächter nun sauer aufstoßen dürfte oder nicht. Ebenfalls positiv anzumerken ist die atmosphärische Dichte von Dystopium und das allgemein hohe Niveau. Ein typisches Beispiel, bei welchem jeder Hörer andere persönliche Höhepunkte ausmachen wird. Mir persönlich ist das nach endlosen Weiten klingende Navigator ziemlich ans Herz gewachsen, aber auch der brachiale Opener A Mission Undivine und das spacige, moderne Viral Strain.
Warum Dystopium wie alle Alben der Band bisher mal wieder ziemlich untergegangen ist? Naja, ist halt ein wenig Mut mit im Spiel, klingt nicht für jeden beim ersten Durchlauf eingängig und erschien bei einer ziemlich kleinen Plattenfirma – da hört die große Fachpresse dann halt oft und gerne mal dran vorbei.

Veröffentlichungstermin: 27.09.2011

Spielzeit: 52:11 Min.

Line-Up:
Teddy Möller – vocals, guitar
Mano Lewys – guitar
Jimmy Mattson – bass
Fredrik Klingwall – keyboards
Lawrence Dinamarca – drums

Produziert von Teddy Möller
Label: Vicisolum Productions

Homepage: http://www.lochvostok.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/lochvostok

Tracklist:
01. A Mission Undivine
02. Repeat Defender
03. World Trade Dissenter
04. Sacred Structure
05. Navigator
06. In The Wake Of Humanity
07. Viral Strain
08. Disconnection
09. Taste The Flame
10. Absence
11. Dystopium

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner