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LIVING COLOUR: The Chair In The Doorway

LIVING COLOUR stehen endlich wieder für echten Crossover, sind bunt, schräg, interessant.

Kultband hin oder her, das Comeback-Album Collidoscope ging mir doch sehr am Allerwertesten vorbei. Auch wenn es später noch etwas Boden gutmachen konnte, blieb es von den LIVING COLOUR-Meilensteinen Vivid und Times Up Kilometerweit entfernt. Nun gibt es nach sechs Jahren das neue Album The Chair In The Doorway, diesmal auf dem legendären Megaforce-Label. Und siehe da: sie ist wieder da, die Crossover-Band, die noch mal anders ist als die anderen Crossover-Bands.

Gleich wieder vorweg genommen meinen es LIVING COLOUR wohl ernst mit dem mumpfigen Sound, der schon Collidoscope einen unerwarteten Proberaumsound verpasst hatte. Diesmal extra ins schöne Prag gereist, kommt das neue Album mit einem ähnlichen Sound, den so die meisten jungen Bands daheim auf dem PC auch hinkriegen würden. Den Herren gefällt es anscheinend genau so, dann soll es eben sein. Was sich aber ganz klar geändert hat, das sind die Songs. Anders als auf dem letzten Album sind hier die Songs zwar weiterhin nicht sofort zugänglich. Hier aber macht es Spaß, sich in die Songs hineinzuhören und ihre Stimmung und Ausdrucksstärke über Umwege zu entdecken. LIVING COLOUR standen immer für schräge Klänge, die – vielleicht auch durch ihren afro-amerikanischen Background – nochmals anders klangen als bei den anderen Crossover-Bands. Eben dieses leben die Amis hier wieder komplett aus. Es wird wieder überraschend hart und wütend gerockt, der knackig harte DecaDance oder der melodisch-poppige Dancefloor-Rocker Taught Me hätten auch auf dem Debüt Vivid stehen können. Es wird funkig und zappelig, wie es am Besten nun mal farbige Musiker hinkriegen, cool auch das bluesige Bless Those. Immer wieder gibt es sperrige Parts oder komplett schräge Songs, die einige Durchgänge brauchen, damit man sie versteht. Dann tobt sich auch Gitarrist Vernon Reid wieder hemmungslos aus, der sich auf The Chair In The Doorway aber doch etwas zurückhält und es nicht kaputt spielt wie das Vorgängeralbum. Auf die Rhythmsection ist weiterhin Verlass, sie überrascht im Hintergrund mit tollen Ideen, ohne es zu übertreiben. Neben Reids Rückbesinnung auf die Songs überrascht auch Corey Glover, der sich nicht wieder hinter zahllosen Effekten versteckt und schlichtweg mit seiner charismatischen Stimme überzeugt. Hier merkt man wohl, dass es ihm gut tut, wieder als Musiker aktiv zu sein. Übung macht den Meister, auch wenn man selber schon mal einer war. Zumal es auch wieder viel mehr Spaß macht, seinen tiefgründigen Texten zu lauschen. Gruselige Coversongs bleiben uns diesmal erspart, auch wenn man zahllose Kollegen mit an Bord geholt hat, um die Songs zu schreiben und die Mitproduzenten das halbe Booklet einnehmen. Den erdig rock`n´rollenden Hiddentrack – gääähn – hätte man nun nicht verstecken müssen, er rundet das abwechslungsreiche Album passend gradlinig ab. 

LIVING COLOUR stehen endlich wieder für echten Crossover, sind bunt, schräg, interessant. Hier kann man als alter Fan bedenkenlos zugreifen oder die Band kennen lernen.

Veröffentlichungstermin: 18.09.2009

Spielzeit: 46:39 Min.

Line-Up:
Corey Glover – Vocals
Vernon Reid – Guitar
Doug Wimbish – Bass
Will Calhoun – Drums

Becca De Beauport – Keybords (9), Vocals (11)

Produziert von Doug Wimbish
Label: Megaforce Records

Homepage: http://www.livingcolourmusic.com

MySpace: http://www.myspace.com/livingcolourmusic

Tracklist:
1. Burned Bridges
2. The Chair
3. DecaDance
4. Young Man
5. Method
6. Behind The Sun
7. Bless Those
8. Hard Times
9. Taught Me
10. Out Of Mind
11. Not Tomorrow

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