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LAMB OF GOD: Lamb Of God

Jetzt haben wir den Salat. Wie oft wurden wir als Menschheit schon gewarnt, dass es kurz vor Zwölf sei? Dass wir die Warnsignale endlich ernst nehmen müssen, um die Kurve zu bekommen. Jetzt ist es jedenfalls zu spät – das lassen uns LAMB OF GOD zumindest ohne Umschweife wissen. Das Glas der Uhr ist gesplittert, der Zeiger auf dem Artwork hat die volle Stunde passiert. Und doch ist keine Zeit für Resignation, wie uns die US-Amerikaner kurz darauf eine Dreiviertelstunde lang mit Wut im Bauch demonstrieren werden.

Federführend ist natürlich einmal mehr Frontmann Randy Blythe, dessen politisch und sozialkritisch aufgeladenen Texte das Rückgrat von „Lamb Of God“ bilden. Der Sänger liefert auch stimmlich wieder eine starke und vor allem variable Leistung ab, die das Album über weite Strecken trägt – und dies auch muss. Er singt vom allumfassenden Einfluss der sozialen Medien („Memento Mori“), den individuellen Kosten der postmodernen Konsumgesellschaft („Gears“) und beklagt unter Verweis auf das Symbol der Freiheitsstatue die Aushöhlung einst integraler amerikanischer Werte („New Colossal Hate“).

LAMB OF GOD sind zu oft im Autopilot unterwegs

Blythe hat tatsächlich einiges zu erzählen und das zudem alles andere als plump. Wie wichtig der Frontmann für LAMB OF GOD mittlerweile ist, zeigt die instrumentale Seite des selbstbetitelten Albums. Zu offensichtlich ist, dass sich das Quintett musikalisch auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht. Rifftechnisch lassen die zehn Tracks einerseits nichts anbrennen, reißen aber auch keine Bäume aus. Das neue Material ist stets solide bis gut, selten außergewöhnlich.

Da wiegt es natürlich doppelt schwer, dass Drummer Art Cruz dem markanten Spiel des geschassten Chris Adler wenig Eigenes entgegenzusetzen hat, zumal das Schlagzeug im Mix recht steril und unscheinbar abgemischt ist. Eine routinierte und kompetente Performance allein reicht eben nicht, wenn Mark Morton und Willie Adler an den Gitarren nur im Autopilot unterwegs sind. „Lamb Of God“ ist selten zwingend, auch wenn der Groove von „New Colossal Hate“ oder „Memento Mori“ Spaß machen kann.

“Lamb Of God” fehlt es nicht an Durchschlagskraft, aber an Experimenten

Drehen LAMB OF GOD in “Gears” oder “Reality Bath” das Tempo nach oben, kommen hingegen die Thrash-Einflüsse stärker zum Tragen, denen man später im coolen „Routes“ in Form von Gastsänger Chuck Billy (TESTAMENT) sogar einen kleinen Altar errichtet. Das zweite Feature auf der Platte übernimmt schließlich Jamey Jasta (HATEBREED), indem er dem Break in „Poison Dream“ ordentlich Punch verleiht.

Gerade an Durchschlagskraft mangelt es LAMB OF GOD nicht, das belegt auch die abschließende Abrissbirne „On The Hook“. Problematisch ist eher, dass die Band Experimente auf der Strecke lässt und sich in der Konsequenz auf einen zwar soliden bis guten, aber zugleich ein wenig abgegriffenen Fahrplan stützt. Das Resultat ist aufgrund der langjährigen Banderfahrung trotz allem grundsolide, auch wenn wir uns das Ablaufen des Countdowns im Endeffekt etwas explosiver vorgestellt hatten.

Veröffentlichungstermin: 19.6.2020

Spielzeit: 44:42

Line-Up

Randy Blythe – Vocals
Mark Morton – Gitarre
Willie Adler – Gitarre
John Campbell – Bass
Art Cruz – Drums

Produziert von Josh Wilbur

Label: Nuclear Blast

Homepage: https://www.lamb-of-god.com/
Facebook: https://www.facebook.com/lambofgod/

LAMB OF GOD “Lamb Of God” Tracklist

  1. Memento Mori (Video bei YouTube)
  2. Checkmate (Video bei YouTube)
  3. Gears (Video bei YouTube)
  4. Reality Bath
  5. New Colossal Hate (Lyric-Video bei YouTube)
  6. Resurrection Man
  7. Poison Dream
  8. Routes (Visualizer-Video bei YouTube)
  9. Bloodshot Eyes
  10. On The Hook
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