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KEYS OF ORTHANC: Of The Lineage Of Kings

Es erstaunt mich ehrlich gesagt ein wenig, dass es im Jahre 2021, 25 Jahre nach “Dol Guldur”, immer noch so etwas wie “Tolkien Black Metal” gibt. Ist dazu nicht eigentlich alles gesagt? Offenbar nicht: KEYS OF ORTHANC z.B. möchten gerne mitreden. Sie tun das, anfangs, durch ein Intro, das gerne SUMMONING wäre, es aber leider so gar nicht ist: Es fehlen Präzision und Klangfülle, und die Melodie kann dem Original auch nicht das Wasser reichen, obwohl die Synths immerhin den angemessenen Old-School-Videospielklang bieten.

Dann aber setzt das Metal-Instrumentarium ein – und damit ein viel zu langer Unfall. Ich weiß nicht, was genau da schief gegangen ist, aber wie schwer kann es denn sein, Gesang, Gitarren und Schlagzeug sinnvoll übereinander zu legen? Auf dem vierten (!) Album? Für KEYS OF ORTHANC ist mit dieser Herausforderung offenbar eine Grenze erreicht; was die Band auf “Of The Lineage Of Kings” so vom Stapel lässt, kann mit einem Wort gut zusammengefasst werden: überambitioniert.

“Of The Lineage Of Kings” ist wie ein chaotischer Ausflug in die Minen von Moria

Black Metal soll es sein, episch ebenfalls, Power Metal findet man auch ganz gut, also klatschen wir mal alles zusammen, und zwar nicht etwa so einfach wie möglich, sondern richtig schön vertrackt und wild. Das Ergebnis klingt wie ein chaotischer Ausflug in die Minen von Moria, ohne Wiederkehr. Klar blitzen hier und da gute Ansätze auf, will die eine oder andere Melodie hängenbleiben, aber wie soll sie denn, wenn die eine Hand nicht weiß, was die andere macht? Sogar der Klargesang findet sich selbst so toll, dass er länger auf einer Note bleibt als es dem Rhythmus dienlich wäre. Da kann der Sänger noch so nett krächzen, diese Passagen sind ein Ärgernis und sonst nichts.

In diese Kategorie fällt dann auch das Cover von “Book Of The Fallen”, der Wahnsinnshymne von CALADAN BROOD aus dem Jahre 2012. Ich liebe diese Band, ihr Album, dieses Lied – und KEYS OF ORTHANC tun das zwar wohl auch, aber wieso tun sie ihm dann nicht den Gefallen, es in Ruhe zu lassen? Erstens ist die stilistische Ähnlichkeit viel zu groß, zweitens gibt es die Originalband noch, drittens können sie es einfach nicht, und viertens – das gilt für das gesamte Album – ist der Klang viel zu dünn für den Bombast, der da transportiert werden will.

Schade, das war nichts – beim nächsten Mal vielleicht nochmal realistisch einschätzen, was man kann und was man will und sich etwas weniger vornehmen? Es wäre einen Versuch wert.

Spielzeit: 53:26 Min.

Veröffentlichung am 5.2.2021 auf Naturmacht

KEYS OF ORTHANC “Of the Lineage of Kings” Tracklist

1. Of the Lineage of Kings
2. Shards of Narcil
3. Her Mighty Heart (Audio bei YouTube)
4. To the Paths of the Dead
5. The Last Alliance
6. King of the Reunited Kingdom
7. I’ve Seen the Dragons Fly
8. Book of the Fallen (CALADAN BROOD Cover) (Audio bei YouTube)

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