JUDAS PRIEST: Nostradamus

Sehr ruhig, sehr brav und sehr untypisch. Kein wirklich schlechtes Album, aber etwas mehr Biss hätte ruhig sein dürfen.

Bereits im Vorfeld wurde viel über “Nostradamus” spekuliert, eigentlich bereits ab dem Zeitpunkt als bekannt wurde, dass sich JUDAS PRIEST an einem Konzeptalbum versuchen würden. Jetzt ist “Nostradamus” da und die Die Hard-Fans reagieren doch ziemlich verhalten, die Euphorie scheint sich jedenfalls in Grenzen zu halten. Dass ein Doppelalbum mit vielen orchestralen Parts kein typischer PRIEST-Stoff werden würde war klar und für mich ist das auch nicht wirklich ein Grund, ein Album nicht gut zu finden. Die Qualität zählt und sonst nichts, leider muss man aber auch da Abstriche machen.
Zunächst sei angemerkt, dass die Produktion tatsächlich einiges an Saft missen lässt. Die Gitarren klingen ziemlich dünn und zurückhaltend, das Schlagzeug könnte um Einiges mehr Punch vertragen und der Gesamteindruck wirkt für PRIEST-Verhältnisse einfach zu zahm.
Die Songs an sich sind durchaus gehaltvoll und klingen ganz und gar nicht nach einem Schnellschuss, allerdings müssen sich die Herrschaften tatsächlich den Vorwurf gefallen lassen, dass nur wenige Stücke voll auf den Punkt kommen und einige Passagen einfach zu sehr in die Länge gezogen wirken. Die vielen Zwischenspiele, obwohl teilweise sehr gelungen und atmosphärisch umgesetzt, tragen natürlich auch nicht unbedingt dazu bei, “Nostradamus” zusätzliche Dynamik zu verleihen.
Herausragende Hits fehlen bis auf den mit einem “Painkiller”- Strophenriff ausgestatteten Titelsong eigentlich komplett und wer klassisches Headbangfutter sucht, liegt beim neuen JUDAS PRIEST-Werk völlig falsch, trotzdem ist das Songwriting an sich nicht wirklich schwach, lediglich nicht so mitreißend wie sich das manch einer vielleicht gewünscht hätte. Über die komplette Spielzeit von über 100 Minuten wirkt “Nostradamus” einfach nicht bissig genug und ein Song wie z.B. “New Beginnings” stellt mit seinen ermüdend wirkenden Musical-Einflüssen sicherlich kein Highlight im Schaffen der Briten dar. Dennoch haben Stücke wie “Revelations”, obwohl sie teilweise PRIEST-untypisch sind, schon das gewisse Etwas, das kann und will ich nicht leugnen. Rob Halford klingt routiniert wie immer, singt jedoch ausschließlich in mittleren Lagen und verzichtet komplett auf hohes und aggressives Geschreie. Das stört mich persönlich nicht, zumal die schnellen und screamigen Doublebass-Hämmer ja eh komplett fehlen, es lässt die Gesangslinien aber vielleicht hin und wieder etwas eintönig klingen.
Mein abschließendes Urteil ist zwiespältig. Ich möchte keineswegs behaupten, dass JUDAS PRIEST an ihrem eigenen Anspruch gescheitert sind, “Nostradamus” klingt aber für den Großteil der Fans zu denen ich mich auch zähle sicherlich zu brav, zu schwülstig und oft etwas zäh.
Die schmucke, mir vorliegende Limited Edition mit einer wertigen Aufmachung und dickem Booklet lädt Fans natürlich trotzdem zum Kauf ein, letzten Endes muss das aber jeder für sich selbst entscheiden und ein vorheriges Reinhören sei dringend empfohlen!
Im Vergleich zum letztjährigen MANOWAR-Debakel haben die alten Herren natürlich immer noch ganz dick die Nase vorne, betrachtet man die PRIEST Diskografie in ihrer Gesamtheit, ist “Nostradamus” jedoch sicherlich qualitativ im hinteren Drittel anzusiedeln und ist somit auch kein Album, von welchem man in einigen Jahren als Klassiker reden wird.

Veröffentlichungstermin: 13.06.2008

Spielzeit: 102:35 Min.

Line-Up:
Rob Halford – vocals
Glenn Tipton – guitar
K.K. Downing – guitar
Ian Hill – bass
Scott Travis – drums

Produziert von Band
Label: Epic

Homepage: http://www.judaspriest.com

Tracklist:
Disc 1
01. Dawn of Creation
02. Prophecy
03. Awakening
04. Revelations
05. The Four Horsemen
06. War
07. Sands Of Time
08. Pestilence And Plague
09. Death
10. Peace
11. Conquest
12. Lost Love
13. Persecution

Disc 2
01. Solitude
02. Exiled
03. Alone
04. Shadows In The Flame
05. Visions
06. Hope
07. New Beginnings
08. Calm Before The Storm
09. Nostradamus
10. Future Of Mankind

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