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JESTER’S FUNERAL: QuickSilverLight

Mit dem netten, aber keinesfalls aufregendem Debüt “Labyrinth” hat “Quicksilverlight” nicht mehr viel zu tun: Der leicht verspielte, aber weitgehend harmlose Melodic Metal ist einer kraftvollen, rauhen, aber nicht minder melodischen und vor allem mitreißenden Melange aus Heavy und Thrash Metal gewichen, die in puncto Hymnen-Dichte gar gewaltige Proportionen annimmt.

Es soll Hörer geben, die keine Gelegenheit auslassen, den guten alten Tagen der Band X nachzutrauern. Ein Name, der in den letzten Jahren besonders häufig aus der Definitionsmenge zur Besetzung der X-Variable herhalten musste, ist METALLICA. Jene Institution der Musikgeschichte also, die Thrash Metal einst salonfähig machte und der ihr Superstar-Status zum Verhängnis wurde, als sie es wagte, sich musikalisch weiter zu entwickeln.

Was nun, wenn Band Y – wesentlich jünger und um ein Vielfaches unbekannter als Band X respektive METALLICA – auftaucht und ihrerseits just jene Elemente in ihre Songs einbaut, denen besagte nostalgische Seelen bei jedem neuen Lebenszeichen von Band X nachtrauern? So paradox es erscheinen mag: Sie wird genau DAFÜR an den Pranger gestellt. So auch die Deutschen JESTER’S FUNERAL, unsere Band Y des Tages.

JESTER’S FUNERAL beweisen im Songwriting durchaus Eigenständigkeit

Um es kurz zu machen: Verdient haben sie’s nicht, als METALLICA-Plagiat abgefertigt zu werden. Sicher, die hetfieldsche Riff- und Vocal-Schule ist an den jungen Bingenern nicht spurlos vorüber gegangen: Die trockene, tiefenlastige präzis-druckvolle Rhythmusarbeit spricht Bände, und die raue Tonlage Stefan Schmidts erinnert mehr als nur ein wenig an einen gewissen Herrn aus den US of A, der anno 2000 so gerne Johnny Cash wäre. ABER, und man beachte bitte die Schreibweise in Großbuchtaben, die dieser Einschränkung Betonung und Gewicht verleihen soll: JESTER’S FUNERAL sind weit davon entfernt, einfach nur ein zweites schwarzes Album oder gar die Fortsetzung eines “Master Of Puppets” schreiben zu wollen.

Zu eigenständig und kompakt ist das Songwriting an sich, zu melodisch die hymnischen Refrains, zu ausgefeilt die mehrstimmigen Passagen, die sich keinesfalls auf die bloße Anhäufung an Variationen ein und der gleichen Gesangslinie beschränken. Ja, da schimmert sie durch, die hohe Schule polyphonen Vokal-Bombastes, die BLIND GUARDIAN zur Ausnahmeerscheinung inmitten der Heerscharen orchestral umherpompösender Möchtegern-HELLOWEENS macht, die die vermeintliche “True” Metal-Szene heimsuchen. Und ebenso wie bei BLIND GUARDIAN und im Gegensatz zur besagten Schwertschwing-Drachenflieger-Fraktion sind bei JESTER’S FUNERAL platte Happy-Singalong-Refrains tabu: In aller mitreißenden Eingängigkeit schwingt stets ein Hauch Schwere und Melancholie mit, die nicht nur an Bauch und Nacken, sondern auch an Geist und Seele appelliert.

Die musikalische Entwicklung auf “QuickSilverLight” verdient Respekt

Bevor jetzt ein falscher Eindruck entsteht: Nein, JESTER’S FUNERAL sind auch keine BLIND GUARDIAN-Kopisten. Sie sind eine junge Band, die ihre Einflüsse und Vorbilder (zu denen neben den Krefelder Fantasy-Metallern und METALLICA in Sachen Atmosphäre wohl auch Bands wie SENTENCED und AMORPHIS zählen dürften) verarbeitet, Punkt und Schluss. DAS allerdings machen sie ganz hervorragend, doch es gelingt ihnen darüber hinaus schon in diesem frühen Stadium ihrer Karriere, all dem genug Eigenständigkeit einzuhauchen, um locker zur Spitze der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchsacts aufzuschließen.

Und eine Band, der es gelingt, sich innerhalb der kurzen Zeitspanne von nicht einmal zwei Jahren zu solch hervorragenden Songwritern zu entwickeln wie JESTER’S FUNERAL, verdient allemal Respekt. Denn mit dem netten, aber keinesfalls aufregenden Debüt “Labyrinth” hat “QuickSilverLight” nicht mehr viel zu tun: Der leicht verspielte, aber weitgehend harmlose Melodic Metal ist einer kraftvollen, rauen, aber nicht minder melodischen und vor allem mitreißenden Melange aus Heavy und Thrash Metal gewichen, die in puncto Hymnen-Dichte gar gewaltige Proportionen annimmt. Anspieltips: “Time Bomb”, “Traveler”, “Hieronymous” und vor allem “Brontosaurus 666” (KEINE Black Metal-Parodie!).

Spielzeit: 54:31 Min.

Line-Up:

Stefan Schmidt – vocals, guitar
Bastian Emig – drums
Gerrit Wolf – guitars
Nic Kobold – keys, guitars
Holger Wies – bass

Label: Black Arrow / Point Music

Homepage: http://www.jestersfuneral.de

JESTER’S FUNERAL “QuickSilverLight” Tracklist

  1. Jester’s Empire
  2. Traveller
  3. Time Bomb
  4. Brontosaurus 666
  5. Quick Silver Light
  6. Eternal Is The End
  7. To Fall Asleep
  8. Private Demon
  9. Hieronymus
  10. Where Dark Deep Waters Flow
  11. Astrocry
  12. Dorian
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