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HATHORS: Brainwash

Mal Seattle, mal Brooklyn: HATHORS wilder Grunge-Noiserock-Punk-Mix reißt mit, zehrt aber auch an den Nerven.

Ein Cover, das aussieht, als wäre es ein MUDHONEY-Bootleg, ein Album, das klingt, als wäre es ein Bastard aus HELMET und HARMFUL, aus den MELVINS, ULME und natürlich aus NIRVANA. HATHORS sind so sehr Neunziger, dass es an ein Wunder grenzt, wie zeitgemäß – oder doch eher zeitlos – sie klingen. Und jedes Stück ist eine Überraschung: HATHORS wechseln in jedem der Songs die Form, sind mal rockig und eingängig, dann wieder wild, irre und anarchistisch und schließlich sogar mal nachdenklich, düster und bedrückend. Mal klingt Brainwash nach Seattle, dann wieder nach Brooklyn, immer aber nach direktem, unprätentiösem Rock. Die Gitarren werden aufgedreht, die Verzerrer sind auf Anschlag gedreht, dazu drischt der Drummer in die Felle und der Bass pumpt wie wild. Gitarrist Marc Bouffé schreit sich gerne die Lungenflügel blutig, wenn es melodischer wird, klingt er wie ein nihilistisches Grunge-Kid Anfang der Neunziger in einem trostlosen US-Vorort, in dem es normal ist, dass die Priester und Baseball-Coaches sich an den Kindern vergehen. Kurz gesagt: Der Gesang ist äußerst gewöhnungsbedürftig, wirkt aber durchaus anziehend in seiner Authentizität.

Light In Life, Venus In Trouble, Give It Up und Kids Are Leaving zeigen eine Band mit dem Fuß auf dem Gaspedal auf Amokfahrt, Hit Me ist im Gegensatz dazu stellenweise zuckersüß, New York und Holding Hands sind so schwermütig und schmerzerfüllt, dass man es kaum aushält, und als Antithese dazu ist Deep Blue Ocean auf seine Art und Weise wunderschön. Die Schweizer langweilen keine Sekunde lang, ihr zweites Album kommt völlig aus dem Bauch und Herzen und ist so direkt und ungefiltert, dass es zwangsweise – die richtige Lautstärke vorausgesetzt – sehr intensiv wirkt, auch dadurch dass es live eingespielt und von John Agnello gemischt wurde. Brainwash ist keine Platte, die leicht verdaulich ist, es ist ein schwerer Brocken zwischen Grunge, Noiserock und Punk. HATHORS sind unberechenbar, eigenwillig, schwer zu kategorisieren. Erzwungen ist nichts an Brainwash, das Power-Trio aus Winterthur führt seinen eigenen Kreuzzug gegen die Belanglosigkeit und die Massentauglichkeit der Rockmusik. Dabei schießen sie manchmal über das Ziel hinaus, sind hier und da an der Grenze zum Erträglichen, als versierte Songwriter, als wilde, energische Performer und Musiker, die sich einen feuchten Dreck dafür interessieren, was andere von ihnen halten, holen HATHORS die Hörerschaft aber immer wieder zurück und reißen ihr Publikum ein ums andere Mal mit. Freunde von punkigem Grunge, Noiserock und allen krachenden Sub Pop-Alben sollten hier unbedingt ein Ohr riskieren.

Veröffentlichungstermin: 8. Mai 2015

Spielzeit: 44:52 Min.

Line-Up:
Marc Bouffé – Vocals, Guitar
Terry Palmer – Bass
Marcel Munz – Drums

Label: Noisolution

Homepage: http://www.hathors.info

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/HATHORSOFFICIAL

Tracklist:
1. Angry Vampire
2. Every Night
3. Venus In Trouble
4. You Are Cute
5. Light In Life
6. New York
7. Hit Me
8. Manifestation
9. Give It Up
10. Holding Hands
11. Deep Blue Ocean
12. Kids Are Leaving
13. Brainwashing

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