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HÄXANU: Totenpass

Sind HÄXANU nur ein weiteres Black Metal-Projekt? Ihr zweites Album „Totenpass“ gibt eine eindeutige Antwort.

Lichtmess ist vorbei, nun dauert es noch knapp zwölf Wochen bis zur nächsten großen Party auf dem Blocksberg, doch für HÄXANU ist jede Nacht im Jahr eine Walpurgisnacht. Schon das starke Artwork zu „Totenpass“, dem zweiten Album des US-Duos zeigt, dass sich die Naturgeister vor den Scheiterhaufen der Witchfinder Generals allerorten unbeeindruckt zeigen. Und diese Energie nehmen HÄXANU musikalisch auf. Immerhin, mit Multiinstrumentalist A.P. alias Tausendsassa Alex Poole, der unter anderem mit SKAPHÉ, CHAOS MOON, KRIEG, MARTRÖÐ, GARDSGHASTR und GUÐVEIKI einige sehr starke Eisen im Feuer hat, kann ja praktisch nichts schiefgehen.

„Totenpass“ ist ein ausgewogenes Album: HÄXANUs Variante des Black Metal ist sowohl aggressiv als auch atmosphärisch und melodiös.

Dass HÄXANU auch dem Black Metal frönen, ist somit nicht verwunderlich, doch die Ausrichtung lässt dann doch aufhorchen. „Totenpass“ ist ein eher klassisches Album, das sich von den teils enorm verstörenden Projekten Pooles abhebt. Relevant sind die fünfundvierzig Minuten dennoch: HÄXANU finden genau die richtige Mischung aus Atmosphäre, Harmonie und Aggression und bilden ein vollmundiges Black Metal-Album. Die Songs sind durch das schnörkellose Drumming sehr tight und gehen der prägnanten Riffs und Melodien wegen auch gut ins Ohr. Dass dazu Keyboards der alten Schule die teils überlangen Kompositionen auflockern, ist unaufdringlich und klingt nicht nach verkrampfter Verneigung vor der zweiten Black Metal-Welle.

Nach dem Akustikintro „Θάρσει“ beginnt der Hexentanz, der sich durch abwechslungsreiches Songmaterial in Bezug auf Länge auszeichnet. Mit „Death Euphoria“ und „Ephòdion“ gibt es kompakte, brutale Stücke, während das 14-minütige Doppel „Thriambus“ und „Threnoidia“ ausladend und episch, aber nicht weniger furios ist. Ein wenig ermüdend wird es nur bei „Sparagmnos“, denn hier drücken HÄXANU das Gaspedal ein wenig zu lange durch. Ganz am Ende steht mit dem Titeltrack dann ein beinahe cineastisches Stück, das die Geschwindigkeit etwas reduziert, aber ebenso mitreißt und das Zweitwerk des Duos versöhnlich enden lässt.

HÄXANUs Stücke funktionieren vor allem durch das Songwriting: „Totenpass“ ist eine kurzweilige Dreiviertelstunde zeitlosen Black Metals.

Dass HÄXANUs Variante des Black Metal funktioniert, ist vor allem dem sorgfältigen, aber doch impulsiven Songwriting geschuldet, somit ergeben sich kaum Längen. Auch L.C.s Geschrei ist über die Länge von „Totenpass“ nicht eintönig und bringt etwas mehr Variation mit, als zu vermuten war. „Totenpass“ hätte vielleicht drei statt zwei Interludes zum Durchschnaufen vertragen, ansonsten ist das Album recht ausgewogen, auch in Bezug auf den Klang: Das Soundbild ist ebenso wuchtig wie zeitlos mit einem starken Gitarrensound. „Totenpass“ ist also nicht eindimensional, nicht platt und kitschig und schon gar nicht langweilig, sondern ein sehr solider, zeitloser Genrebeitrag. Und bis zur kommenden Walpurgisnacht hat sich „Totenpass“ vermutlich noch nicht abgenutzt.

Wertung: 6 von 8 Teufelsbuhlschaften

VÖ: 7. Februar 2023

Spielzeit: 45:21

Line-Up:
A.P. – Instruments
L.C. – Vocals

Label: Amor Fati

HÄXANU „Totenpass“ Tracklist:

1. Θάρσει
2. Death Euphoria (Official Audio bei Youtube)
3. Thriambus
4. Threnoidia
5. Sparagmos
6. Ephòdion (Official Audio bei Youtube)
7. οὐδεὶς ἀθάνατος
8. Totenpass

Mehr im Netz:

https://amorfatiproductions.bandcamp.com/album/h-xanu-totenpass

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