GOD FORBID: Earthsblood

"Earthsblood" pendelt irgendwo zwischen überraschend, verwirrend und milder Enttäuschung, da die NWoAHM-Recken auf Komplexität setzen, statt uns derbe Thrashkracher moderner Machart um die Ohren zu hauen.

Nach der äußerst sympathischen Eigendarstellung der Band aus New Jersey auf ihrer DVD Beneath The Scars Of Glory And Progression würde man GOD FORBID von Herzen wünschen, dass ihnen mit Earthsblood nun endlich der Durchbruch gelänge. Dazu müsste die Platte einfach nur alle Stärken der Band, also derbe Thrashkracher moderner Machart auf technisch hohem Niveau und gelegentlichen Hooklines auszuteilen, auf sich vereinen, während die melodische Seite der Jungs auf Pathosdiät gesetzt werden müsste.

So weit, so Konjunktiv. Earthsblood pendelt irgendwo zwischen überraschend, verwirrend und milder Enttäuschung. Denn der erwartete Hammer ist die Platte nicht geworden, dafür jedoch toben sich die Coyle-Brüder an den Gitarren und Corey Pierce an den Drums derart ambitioniert aus, dass man für so manchen Song einen Universitätsabschluss benötigt, um den Arrangements und Gitarrenläufen zu folgen. Schon das Intro The Discovery lebt von seinem symphonischen Ansatz mit vielen Melodie-Details und einem langgezogenen Spannungsaufbau. In der Folge holt die Band alles aus sich heraus, was an Kreativität in ihr steckt. Straighte, eingängige Songs können bei einem solchen entfesselten Songwriting selbstredend nur schwer entstehen, dafür serviert das Quintett Hirnfuttervorrat für gleich mehrere Monate. Hin und wieder kommen dabei fiese Metalmonster wie War Of Attrition mit genügend Raum für wilde Shouts von Sänger Byron Davis heraus, doch immer wieder suchen die Jungs ihr Heil in progressiv anmutenden Strukturen oder traditionelleren Metal-Parts, die immer wieder auch die Coyle-Brüder mit hochmelodischen Gesangslinien an die Mikros locken. Dabei bleiben bei aller Bewunderung für die Hirnwindungsverrenkungen der Herren leider die Intensität und der Groove auf der Strecke. In The New Clear beispielsweise beharken sich TOOL-light-Sphären mit Power-Metal-Riffing und einer irritierenden, fast schon blackmetallenen Überleitung, ohne dass daraus ein griffiger, sinnvoller Song entsteht. Viele andere Songs auf Earthsblood wiederum schreien nach mehr Zeit, um mit ihnen warmzuwerden und die vielen versteckten Details zu entdecken. Ob man sich jedoch auf diese lange Reise mit ungewissem Ausgang einlässt, wird wieder einmal Geschmackssache sein, was die Band zu einer weiteren Runde im Underground verdammen dürfte, während weiterhin ehemalige Vorbands an ihr auf der Erfolgsspur vorbeiziehen.

Veröffentlichungstermin: 13.02.2009

Spielzeit: 55:20 Min.

Line-Up:
Byron Davis – Gesang
Doc Coyle – Gitarre, Gesang
Dallas Coyle – Gitarre, Gesang
John Outcalt – Bass
Corey Pierce – Schlagzeug
Label: Century Media

Homepage: http://www.godforbid1.com

Tracklist:
The Discovery
The Rain
Empire Of The Gun
War Of Attrition
The New Clear
Shallow
Walk Alone
Bat The Angels
Earthsblood
Gaia (The Vultures)

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