Seit einigen Jahren sind GOD DETHRONED für ihren leicht konsumierbaren Death Metal bekannt, der sich durch effektives und direktes Riffing, treibende Songstrukturen und so gut wie keine Ausschweifungen kennzeichnet und vor knapp zwei Jahren durch das genau so erfolgreiche wie umstrittene Album Into The Lungs Of Hell auf die Spitze getrieben wurde. Auch auf ihrem neuen Output The Lair Of The White Worm hat das Quartett nicht allzu viel an diesem Rezept geändert: In knapp 40 Minuten feuern die Holländer einen Bolzer nach dem anderen ab, lassen insgesamt nur sehr wenig Raum für irgendwelche Experimente und überzeugen durch ein druckvolles und transparentes Soundgewand – dennoch scheint das neue Album doch ein wenig anders als seine Vorgänger, man hat das Gefühl, die Band sei spielfreudiger denn je geworden und die Stücke kämen noch ein wenig besser auf den Punkt. Besonders die Gitarrenharmonien spielen jedenfalls eine noch größere Rolle als zuvor und die Schlagzeug-Furien von Drummer Ariën Van Weesenbeek haben auch ein wenig abgenommen, dennoch hat der grundlegende Sonor der Combo nichts an seinem Reiz verloren und wird Fans der ersten Stunde nicht vor den Kopf stoßen.
Schon der Opener Nihilism ist ein gutes Beispiel für die oben erwähnten Klangelemente, so eint das Stück brachiales Riffing und sofort sich ins Ohr heftende Melodiebögen – hier ist alles wunderbar aufeinander abgestimmt und man merkt der Truppe eindeutig die Erfahrung an, welche die Musiker auf dem nunmehr sechsten Studioalbum inne haben. Sänger Henri Sattler schreit und keift sich die Seele aus dem Leib, vermittelt die Texte aber mit einer solchen akustischen Klarheit, dass man die an Ereignisse wie die Kreuzigung Jesu (Rusty Nails) oder den holländisch-spanischen Krieg (Arch Enemy Spain) anglehnten Lyrics eigentlich synchron mitschreiben könnte. Besonders rühmlich wird dies bei Stücken wie dem erwähnten Rusty Nails, dem Überhit Sigma Enigma und dem unbändig groovenden Rausschmeißer Salt In Your Wounds, denn diese Songs warten mit eingängen Refrains auf, die durch die wunderbar eingepassten Lyrics schon beim ersten Durchlauf zu großartigen Mitgröhlern mutieren. Im Ernst, einen so enormen Hit-Faktor gab es bei dieser Band in der Vergangenheit eigentlich noch nicht zu verzeichnen und Anhänger von Alben wie Ravenous könnten an dieser Stelle des Reviews schon in Verzweiflung ausbrechen, dennoch kann letzterer Fangruppe schnell Entwarnung gegeben werden, denn neben den melodischen und schnell nachvollziehbaren Stücken gibt es ebenso die gewohnten Holzer, namentlich der Titeltrack (großes Kino!), Loyal To The Crown Of God Dethroned (Kinopolis!) oder auch Last Zip Of Spit, das wohl zu den großen Live-Knallern der nächsten Tour zählen wird, zu verzeichnen.
Im Endeffekt haben GOD DETHRONED also auf The Lair Of The White Worm wie schon beim Vorgänger die melodischen Einsprengsel erweitert, ihre offensichtlichen Wurzeln aber unweigerlich beibehalten. Die logische Konsequenz daraus ist, dass sich das Spektrum auf dem neuesten Output noch einmal ein wenig erweitern konnte, die Songs insgesamt abwechslungsreicher erscheinen und die Halbwertszeit trotz der Eingängigkeit der Stücke ziemlich hoch bleibt. Im Prinzip liefern die Holländer mit The Lair Of The White Worm also ein Best Of-Album ihres eigenen Backkatalogs ab, ohne sich jedoch einfach nur selbst zu kopieren. Wer die Entwicklung der Band auf Into The Lungs Of Hell mochte oder bisher noch gar nichts von dieser Combo gehört hat, sollte sich auf alle Fälle mal auf dieses Album einlassen, Death Metal-Puristen werden aber nach wie vor ihre Schwierigkeiten mit der Entwicklung der Band haben.
Veröffentlichungstermin: 15.11.2004
Spielzeit: 40:10 Min.
Line-Up:
Henri T.S.K. Sattler – vocals & guitars
Isaac Delahaye – guitars
Henk Henke Zinger – bass
Ariën Van Weesenbeek – drums
Label: Metal Blade Records
Homepage: http://www.goddethroned.com
Tracklist:
01.Nihilism
02.Arch Enemy Spain
03.Sigma Enigma
04.The Lair Of The White Worm
05.Rusty Nails
06.Loyal To The Crown Of God Dethroned
07.Last Zip Of Spit
08.The Grey Race
09.Salt In Your Wounds