Selbstbewusst wie zielstrebig – im dritten Anlauf zeigen sich FUTURE PALACE erstmals durch und durch gefestigt: Als habe man sich und seinen Sound endlich zu nicht weniger als Einhundertprozent gefunden, bewegt sich das Trio auf „Distortion“ in einer Schnittmenge aus Modern und Alternative Metal, die stets eine gewisse Reife ausstrahlt. Die ausgefallenen Experimente hat die Band zurückgefahren, ohne sich allerdings Scheuklappen aufzuziehen.
Regelmäßig wagen die Musiker:innen etwa kurze Ausreißer in härtere Gefilde, wo furiose Screams die bisweilen trügerische Harmonie zerschneiden und die Gitarren in „Malphas“ sogar eine Spur Industrial mit Djent-Vibes vermischen. Das ist genug Kante, um „Distortion“ vor Mainstream-Playlisten zu bewahren und am Ufer des Metalcore-Teichs zu fischen, und ist doch dosiert genug, um nicht die anderen Facetten der Band zu überwältigen.
Variabel, kraftvoll und emotional – den FUTURE PALACE-Sound prägt Sängerin Maria Lessing in entscheidender Weise
Ganz ohne harsche Vocals kommt zwar selbst der schwermütige Alternative Rocker „Panic Paralysis“ nicht aus, heimlicher Star neben Frontfrau Maria Lessing sind hier jedoch die subtil eingewobenen Synthesizer in der zweiten Reihe. Dass FUTURE PALACE das Rampenlicht in aller Regel aber ihrer Sängerin überlassen, hat einen guten Grund: Variabel, kraftvoll sowie emotional prägt Lessing den Sound der Band in unverkennbarer Weise.
Wobei nicht nur die leisen Töne Eindruck hinterlassen. An der Seite von Gastsängerin Charlie Rolfe (AS EVERYTHING UNFOLDS) offenbart sich eine durch und durch garstige Seite der Fronterin, die aber an dieser Stelle ausgezeichnet platziert ist, hat der Song doch die gesellschaftliche Ungleichbehandlung von Mann und Frau zum Thema. Dass die teils persönlichen Texte meist unverblümt und dafür direkt sowie zielgerichtet formuliert sind, verleiht „Distortion“ darüber hinaus Authentizität.
Mit “Distortion” reifen FUTURE PALACE zum ernstzunehmenden Vertreter im Alternative Metal heran
Deshalb können FUTURE PALACE auch mit einfachen Mitteln unsere Aufmerksamkeit fesseln: Die Synthesizer-Untermalung von „Dreamstate“ verleiht dem Stück zusammen mit den aggressiven Ausbrüchen ein Gefühl der Zerrissenheit; das zeitweise an ANNISOKAY erinnernde „Rays Of Light“ überrascht mit dem vielleicht härtesten Break der Bandgeschichte und „They Take What They Want“ schließlich bedient sich munter an Nu-Metal-Vokabular, bevor bombastische Orchestersamples dem Finale zusätzliche Dramatik schenken.
Dass „Decarabia“ mit seinem arg simplen Drumming und dem tanzbaren Disco-Synthesizer im Vergleich zu flach ausfällt, ist glücklicherweise die Ausnahme auf einem sonst durchweg soliden Album. Ihren Zenit erreicht haben FUTURE PALACE mit „Distortion“ zwar noch nicht, doch baut das Drittwerk auf den Lehren des Vorgängers „Run“ (2022) in sinnvoller Weise auf, wodurch die Gruppe spätestens jetzt zu einer ernstzunehmenden Vertreterin im modernen Alternative Metal herangereift ist.
Veröffentlichungstermin: 06.09.2024
Spielzeit: 39:06
Line-Up
Maria Lessing – Vocals
Manuel Kohlert – Guitar
Johannes Frenzel – Drums
Produziert von Julian Breucker und Christoph Wieczorek
Label: Arising Empire
Homepage: https://future-palace.com
Facebook: https://www.facebook.com/futurepalace/
Instagram: https://www.instagram.com/futurepalaceofficial/
Bandcamp: https://futurepalace.bandcamp.com
FUTURE PALACE “Distortion” Tracklist
01. Uncontrolled (Video bei YouTube)
02. Malphas (Video bei YouTube)
03. Panic Paralysis
04. The Echoes of Disparity (Video bei YouTube)
05. Dreamstate (Video bei YouTube)
06. Decarabia (Video bei YouTube)
07. in Too Deep
08. Rays of Light
09. A Fool on a Devil’s Reins
10. They Take What They Want
11. Amethyst