FRACTAL UNIVERSE: The Impassable Horizon

Die Franzosen FRACTAL UNIVERSE setzen auf ihrem vierten Album “The Impassable Horizon” verstärkt auf Dynamik, um ihren progressiven Death Metal atmen zu lassen. Das Konzept geht auch deshalb auf, weil die Band bis zum Schluss auf Wendungen und frische Ideen setzt.

FRACTAL UNIVERSE stehen vor einem Dilemma: Wie soll man einem neuen Publikum den Ideenreichtum von „The Impassable Horizon“ näherbringen, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen? Ein flüchtiger Blick übersieht oft die zahlreichen Details und doch muss dieser Tage oft der erste Eindruck passen, um nicht sofort wieder aus der Playlist zu fliegen. Die Antwort lautet im Fall der Franzosen diesmal „Autopoiesis“, auch wenn sie nur die halbe Wahrheit liefert.

Der Progressive Death Metal-Auftakt bewegt sich gitarrentechnisch deutlich im Fahrwasser von OBSCURA, was ja grundsätzlich nicht die schlechteste Ausgangsposition ist. Der Kniff kommt ein wenig später, wo FRACTAL UNIVERSE ihre Komposition plötzlich atmen lassen und mit sphärischem Klargesang dem technischen Fundament einen passenden Kontrast entgegensetzen. Dieses Spannungsfeld beackert „The Impassable Horizon“ auch im weiteren Verlauf, wo immer wieder vergleichbare Passagen die progressiven Strukturen ergänzen.

FRACTAL UNIVERSE setzen stark auf Dynamik, um ihren progressiven Death Metal atmen zu lassen

In „A Clockwork Expansion“ erinnert das zwischenzeitlich gesanglich gar an THE CONTORTIONIST, wobei auch CYNIC im Verlauf der Platte ihre Spuren hinterlassen haben. Immer wieder sind es aber die Details im Hintergrund, die den Songs den letzten Schliff verpassen: Seien es die Percussions im erwähnten „A Clockwork Expansion“ oder das akzentuierte Schlagzeugspiel von Clément Denys, das uns in „Interfering Spherical Scenes“ rhythmisch auch mal an TOOL erinnert. Das ist vor allem deshalb so spannend, weil die mächtigen Riffs sowie die markigen Shouts von Vince Wilquin im Gegensatz eher THE OCEAN auf den Plan rufen.

Dass das alles zusammen wiederum etwas Eigenes – wenn auch im vertrauten Rahmen – ergibt, spricht für FRACTAL UNIVERSE. Daher wären die sporadischen Saxofon-Einsprengsel wie das Solo in „Withering Snowdrops“ als Alleinstellungsmerkmal nicht einmal nötig, sind aber so etwas wie die Kirsche auf der Torte. Insgesamt setzen die Franzosen also stark auf Dynamik und lassen uns zwischen den härteren Ausbrüchen immer genug Raum zum Luftholen, was nicht zuletzt auch den langsameren Stücken à la „Black Sails Of Melancholia“ zugutekommt.

“The Impassable Horizon” bleibt bis zum Schluss wendungsreich

Vielleicht ist „The Impassable Horizon“ dahingehend sogar zu gutmütig, denn gerade in der zweiten Albumhälfte wünschen wir uns doch den einen oder anderen Uptempo-Song mehr, müssen aber weitgehend mit den härteren Ausbrüchen von „A Cosmological Arch“ und „Epitaph“ auskommen. Schlimm ist das keineswegs, schließlich bleiben FRACTAL UNIVERSE ihrem wendungsreichen Ansatz bis zum Schluss treu, wo sie mit „Godless Machinists“ über acht Minuten noch einmal fast alle Trademarks in einem einzigen Song vereinen. Spätestens hier drängt sich dann in der Gitarrenarbeit auch eine Nähre zu früheren OPETH auf, die auch auf den vorherigen Tracks immer wieder dezent durchgekommen ist.

Wie man das alles in kompakter Weise dem unbedarften Metalhead näherbringt, ist also ein Dilemma, das wir nur zu gut nachvollziehen können. Gleichzeitig scheint die Lösung jedoch geradezu banal: Eigentlich sollte ein beliebiger Song ausreichen, um aufgeschlossene Hörer anzufixen – der Rest folgt dann von alleine.

Veröffentlichungstermin: 25.06.2021

Spielzeit: 52:55

Line-Up

Vince Wilquin – Guitar, Vocals, Saxophone
Hugo Florimond – Guitar
Valentin Pelletier – Bass
Clément Denys – Drums

Produziert von FRACTAL UNIVERSE und Flavien Morel (Mix und Mastering)

Label: Metal Blade

Homepage: https://www.fractaluniverseband.com/
Facebook: https://www.facebook.com/fractaluniverseband/

FRACTAL UNIVERSE “The Impassable Horizon” Tracklist

1. Autopoiesis
2. A Clockwork Expectation (Video bei YouTube)
3. Interfering Spherical Scenes (Video bei YouTube)
4. Symmetrical Masquerade (Video bei YouTube)
5. Falls of the Earth
6. Withering Snowdrops
7. Black Sails of Melancholia
8. A Cosmological Arch
9. Epitaph
10. Godless Machinists
11. Flashes of Potentialities (Unplugged) [Bonus Track]

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