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FALLUJAH: Undying Light

Blickt man zu lange in die Sonne, verschwimmen die Konturen der Umgebung und der grelle Schein verschlingt mitunter essentielle Details. „Undying Light“ das erste Mal zu hören, ist ein bisschen wie in gleißendes Licht zu starren.

Obwohl das Fundament FALLUJAHs mit progressivem Death Metal weitgehend unangetastet bleibt, hinterlassen die Veränderungen im Line-Up anno 2019 deutliche Spuren: Insbesondere der Ausstieg des einstigen Frontmannes Alex Hofmann, der mittels Synthesizern FALLUJAH zu ihrem markanten schwerelosen Sound verhalf, scheint die Amerikaner auf Identitätssuche geschickt zu haben. Wohin bewegt sich eine Band, die plötzlich ihr wichtigstes Charaktermerkmal verloren hat?

“Undying Light” entfaltet sich beim Genuss mit Kopfhörern

Die Antwort darauf sucht das Quartett auf „Undying Light“ und entledigt sich dabei direkt einiger Trademarks. Die ätherische Leichtigkeit des Vorgängers „Dreamless“ ist Geschichte, weiblicher Gastgesang war einmal und die tiefen Death-Growls, die den beizeiten verträumten Gitarren einen harschen Kontrast entgegenzusetzen wussten, wichen den hysterischen Screams von Neuzugang Antonio Palermo.

Was nach wie vor bleibt, sind die im Detail komplexen Arrangements mitsamt des abwechslungsreichen Schlagzeugspiels von Drummer Andrew Baird. Dank der transparenten Produktion, die im jazzigen „The Ocean Above“ oder dem verspielten „Hollow“ auch Bassist Robert Morey zur Geltung kommen lässt, entfaltet sich „Undying Light“ vor allem beim Genuss mit Kopfhörern. Dann erst lassen sich die unzähligen Feinheiten im dichten Klangteppich entdecken: Die zuvor unscheinbaren Gitarrenmuster in „Dopamine“ bohren sich plötzlich aus dem Hintergrund ins Gehirn, während dezenter Klargesang unsere Seele streichelt.

Mit Sänger Antonio Palermo entfernen sich FALLUJAH vom Death Metal

Das vereinnahmende „Last Light“ sowie das technisch fordernde „Eyes Like The Sun“ erinnern mit ihrer ‚Wall of Sound‘ in den heftigen Momenten an BURIED INSIDE, während das atmosphärisch dichte „Distant And Cold“ mit seinen zaghaften Clean-Vocals und dem gemächlichen Aufbau vielleicht einen Hauch von NEUROSIS und CULT OF LUNA in sich trägt. Das eingängige Riffing in „Sanctuary“ lehnt sich wiederum an OBSCURA an, bevor der Track nach der Hälfte das Tempo drosselt und einen verträumten Abschluss findet.

Die Referenzen legen es nahe: „Undying Light“ klingt über weite Strecken mehr nach Post Metal / Hardcore als nach Death Metal. Das liegt sicherlich an den wenig konservativen Songstrukturen FALLUJAHs, aber auch an Sänger Antonio Palermo, dessen durchdringende, aber zuweilen etwas eintönigen Screams wenig mit dem Growling seines Vorgängers gemein hat.

“Undying Light” wächst mit jedem Durchlauf

„Undying Light“ braucht daher Zeit – um sich von Erwartungen zu lösen, um sich zu entfalten und um zu wachsen. Gestehen wir FALLUJAH dies nicht zu, verlieren wir uns womöglich schnell in den Kompositionen: Dann verschwimmen die Konturen zwischen den einzelnen Songs; wir driften ab und verpassen die unzähligen charaktergebenden Details. Als hätten wir zu lange in die Sonne gestarrt.

Veröffentlichungstermin: 15.03.2019

Spielzeit: 44:54

Line-Up:
Antonio Palermo – Vocals
Scott Carstairs – Guitars, Vocals
Robert Morey – Bass
Andrew Baird – Drums

Produziert von Scott Carstairs und Mark Lewis

Label: Nuclear Blast Records

Facebook: https://www.facebook.com/fallujahofficial/

FALLUJAH “Undying Light” Tracklist

1. Glass House
2. Last Light
3. Ultraviolet (Video bei YouTube)
4. Dopamine (Video bei YouTube)
5. The Ocean Above
6. Hollow
7. Sanctuary
8. Eyes Like The Sun
9. Distant And Cold
10. Departure

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