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EPHEMERAL / DOMHAIN: Of Pine And Oak [Split-EP]

Das passt mit den beiden! DOMHAIN und EPHEMERAL zeigen auf ihrer Split-EP „Of Pine And Oak“, wie unterschiedlich die Ausrichtungen von (Neo-)Folk sein können – und wie gut das harmoniert.

Welch Zufall! Schon der Titel „Of Pine And Oak“ trifft genau ins Schwarze, sind doch sowohl Kiefern als auch Eichen die Lieblingsbäume des Verfassers. Einmal das eigenwillig wachsende, widerstandsfähige Nadelgehölz, einmal die majestätischsten Bäume, die sich durch Zähheit und Langlebigkeit auszeichnen. Wenn DOMHAIN und EPHEMERAL nun gemeinsam eine Split-EP bestreiten, drängt sich die Frage auf, welche Formation für welchen Baum stehen mag. Nun, es bleibt nicht beantwortet, aber vielleicht steht es für das Spektrum der Bäume an sich: vom Nadelholz zum Laubbaum. Und verglichen mit glatten Buchen und in Reih und Glied stehenden Fichten, haben Kiefern und Eichen eben Charakter.

Mühelos setzen sich DOMHAIN auf „Of Pine And Oak“ zwischen prosaischen Folk und cineastischen Post Rock.

Und so wie man sich freut, diese Bäume zu entdecken, wenn sie am Waldrand als ausnehmend große Exemplare stehen, ist es auch mit dieser Split. DOMHAIN überraschen dabei mit dem zehnminütigen Stück „Footsteps“. Anders als auf dem Debüt „Nimue“ hat das nordirische Quartett auf ihrer Split-Seite nichts mit Metal zu tun. Obwohl „Nimue“ schon eine melancholische Seite hatte, ist das von einer subtilen Gitarrenlinie angeführte „Footsteps“ eine andere Nummer. Das liegt vor allem an dem exzellenten Gesang von Andy Ennis, der leidenschaftlich und sanft zusammen mit Anaïs Chareyre-Méjan im Duett singt. Letztere ergänzt die Songs mit Cello, Nathan Irvines Violine setzt dann den Kompass endgültig auf den angelsächsischen Kulturraum. Irgendwo zwischen prosaischem Folk und cineastischen Post Rock finden sich DOMHAIN wieder, die verschiedenen Elemente des Stücks schweben durch den Raum und finden auf organischen Weg ihre Ordnung, gehen miteinander in Einklang.

EPHEMERAL entfernen sich hingegen wenig von dem auf „Into Being“ eingeschlagenen Weg. Der Neofolk des Würzburger Trios ist dabei leichter und leuchtender als zuletzt, voll von der sanften Melancholie eines betörend schönen Frühsommerabends, wenn die Luft zu stehen scheint und eine willkommene Abendkühle einsetzt. „Skylarks“ kreist um seine Themen und variiert diese, es scheint, als würden zwei Stücke ineinanderfließen und sich umgarnen. Abgebildet wird das, da der Gesang von Nikolaus Jira und Ella Zlotos und die Erzählstimme von Patrick Maiwald abwechselnd im Zentrum stehen. Viele Nuancen sind in diesen sieben Minuten zu hören, das volle Instrumentarium aus Gitarren, Flöten und Percussions wird aufgefahren und zusätzlich mit Cello und Violine erweitert, was „Skylarks“ eine weitere Tiefe gibt. EPHEMERAL schaffen so ein subtiles, aber doch vielschichtiges Stück, das sich langsam ins Herz einnistet – vor allem im Zusammenspiel mit dem atemberaubend choreographierten Videoclip.

EPHEMERAL klingen auf „Of Pine And Oak“ wie die flirrende Luft eines Frühsommerabends.

„Of Pine And Oak“ ist eine etwas andere Split – zwei Songs und doch mehr als fünfzehn Minuten Spielzeit, rein akustisch, von Künstler*innen, die auf ganz zarte und doch präsente Weise für Gegensätze stehen und in diesem Kontext sehr gut zusammenpassen. Sowohl DOMHAIN als auch EPHEMERAL zeigen eine Seite melancholischer, akustischer Musik, ohne einen Anspruch darauf zu legen, ganze Genres zu definieren und erweitern, wie es HEXVESSEL in ihrer Frühphase taten. Stattdessen ist „Of Pine And Oak“ so etwas wie eine Momentaufnahme, ein Portrait von einem Tag, der in der Zukunft als „die gute alte Zeit“ gelten wird. Das wunderschöne Artwork von Anaïs Chareyre-Méjan sorgt hoffentlich dafür, dass „Of Pine And Oak“ in der Masse an Veröffentlichungen sein Publikum findet. Diese unverhoffte Zusammenkunft ist eine Split, die absolut Sinn macht: Zwei unterbewertete Bands werden in einem neuen Rahmen präsentiert und nähern sich aneinander an. Wer mit Melancholie abseits von Kitsch im akustischen Kontext etwas anfangen kann, wird hiervon nicht enttäuscht sein. Im Gegenteil: Es könnte sein, dass mit diesen Songs im Ohr diesen Frühling der Himmel noch in intensiverem blau und die Blätter noch tiefgrüner leuchten, als in den Jahren zuvor. Die Lust auf ein Waldbad ist mit dieser Split jedenfalls geweckt.

VÖ: 16. Mai 2025

Spielzeit: 17:05

Line-Up:

EPHEMERAL:
Nikolaus Jira – Vocals, guitars, bass, kantele, alto flute
Ella Zlotos – Vocals, low whistle, tin whistle
Patrick Maiwald – Percussion, narration, backing vocals
Caroline Salmona – Session violin
Nectaria Delgadillo – Session Cello

DOMHAIN:
Andy Ennis – Vocals & bass guitar
Anaïs Chareyre-Méjan – Vocals & cello
Nathan Irvine – Violin
Ashely Irwin – Guitars and percussion
John Wilson – Session piano

Label: These Hands Melt

EPHEMERAL / DOMHAIN „Of Pine And Oak“ Tracklist:

DOMHAIN – Footsteps (Offical Video bei Youtube)
EPHEMERAL – Skylarks (Offical Video bei Youtube)

Mehr im Netz:

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