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ENCHANT: Live At Last

Ein etwas anderes Live-Album: "Live At Last" besticht durch Frische, Natürlichkeit und eine ureigene Atmosphäre!

Es ist ja immer eine ziemlich strittige Geschichte, wenn eine Band eine Live-CD veröffentlicht: Auf der einen Seite ist es sicherlich kurzfristig interessant, seine Lieblingssongs noch einmal in einer alternativen Version hören zu können und gleichzeitig ein quasi Best-Of Album seiner Lieblinge in den Händen halten zu dürfen. Auf der anderen Seite können viele Bands ihre aufwendigen Arrangements live gar nicht hundertprozentig umsetzen, müssen also in Bezug auf das Soundgefüge gehörig abspecken, was meistens dadurch kompensiert wird, dass Spielfehler, Pickel und Mitesser sogenannter Live-CDs immer öfter im Studio mit einer fetten Portion Make-Up versehen werden – daher gibt es neben den Verfechtern eben auch viele Feinde solcher Produktionen, welche diese Releases auch gerne mal im Plattenladen stehen lassen.

Ob es dem Metalhead nun gefällt oder nicht, Live-CDs finden nach wie vor zahllose Abnehmer und es gibt mittlerweile immer mehr Bands, darunter auch verstärkt kleinere Acts, die eben solche ins Rennen schicken. Unter anderem haben auch die amerikanischen Prog-Rocker von ENCHANT in diesen Tagen mit Live At Last sowohl eine DVD als auch das erste Live-Album eingetütet und bannen damit Songmaterial von mittlerweile sieben Veröffentlichungen auf einen Daten- bzw. Tonträger. Auch wenn ich mir absolut nicht sicher bin, ob die oben beschriebene Problematik der Nachvertonung auch hier wieder um sich gegriffen hat – im Vergleich zu den Originalaufnahmen gibt es hier tatsächlich vereinzelt kleine Spielfehler zu verzeichnen – kann die im schlimmsten Falle minimale Nachbearbeitung nicht über einen wirklich hervorragenden Auftritt der Musiker hinwegtäuschen. Hier stimmt einfach alles und die charakteristische Stimme von Sänger Ted Leonard, die großartigen Gitarrenläufe von Doug Ott und die Keyboardlinien von Bill Jenkins verkörpern eine durchweg tighte, technisch anspruchsvolle und durchaus sympathische Live-Band – auch zwischen den Songs kann man die Fannähe des Fronters nur durch bloßes Hinhören förmlich spüren!

Auch die Songauswahl auf Live At Last ist prächtig ausgefallen, so finden sich fast alle Perlen der Bandhistory sowie Akustik-Versionen von Black Eyes & Broken Glass und Colors Fade in der Tracklist wieder. Die 23 Songs werden jedenfalls jeden Fan der Band zufrieden stimmen, zumal jedem Release der Band gebührend gehuldigt wird, ob es nun das Debütalbum A Blueprint Of The World mit At Death´s Door, das geniale Juggling 9 Or Dropping 10-Werk mit Paint The Picture oder auch die beiden neuen Longplayer Blink Of An Eye und Tug Of War sind – es fällt in jedem Falle auf, wie viele Hits ENCHANT in der zehnjährigen Bandkarriere bereits ins Leben gerufen haben und wie aus einem Guss an einem Abend aus dem Ärmel schütteln. Ganz besonders hervorzuheben ist hierbei, dass die Band gänzlich auf Overdubs verzichtet und den Songs auf diese Weise tatsächlich Live-Atmosphäre verschafft. Wer glaubt, dass durch das Fehlen einer solchen Nachbearbeitung die Aussagekraft der vielschichtigen Stücke angegriffen würde, der wird durch die Frische und Natürlichkeit von Hymnen wie Monday und Broken Wave, dem Instrumental Progtology oder der Superballade Acquaintance Lügen gestraft, auch wenn man sich als Hörer bei My Enemy durch die fragwürdige Umsetzung zeitweise ein wenig befremdet fühlt.

Insgesamt betrachtet ist Live At Last also wider Erwarten eines der seltenen Live-Alben geworden, die durch authentisches Konzert-Feeling bestechen: Hier werden weder Spielfehler verschwiegen noch mangelndes Instrumentarium auf der Bühne nachträglich im Studio ergänzt und so entsteht eine wunderbare Atmosphäre, die ihren Reiz auch auf längere Sicht nicht verlieren will und daher auch im Gegensatz zu vielen anderen Live-Scheiben auch öfter in die heimische Anlage gewuchtet wird. Wer mal eine etwas andere Live-CD hören möchte, sollte sich das Doppelalbum, das übrigens die Spielzeit zweier CDs fast vollkommen ausreizt, unbedingt zulegen!

Veröffentlichungstermin: 25.10.2004

Spielzeit: 72:39 + 78:59 Min.

Line-Up:
Ted Leonard: vocals & guitar

Doug Ott: guitar & backing vocals

Ed Platt: bass

Bill Jenkins: keyboards

Sean Flanegan: drums
Label: InsideOut

Homepage: http://www.theoasis.cc

Tracklist:
CD 1

01. Mae Dae

02. At Death´s Door

03. Sinking Sand

04. Under Fire

05. Broken Wave

06. Blindsided

07. Acquaintance

08. Monday

09. Progtology

10. The Thirst

11. Paint The Picture

CD 2

01. Under The Sun

02. What To Say

03. My Enemy

04. Follow The Sun

05. Break

06. Seeds Of Hate

07. Comatose

08. Black Eyes & Broken Glass (Acoustic)

09. Colors Fade (Acoustic)

10. Pure

11. Below Zero

12. Oasis

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