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DRAGONLORD: Dominion

TESTAMENT-Gitarrist Eric Peterson reist auf “Dominion” zurück in die 90er, tobt sich dort an zahlreichen Gitarren aus und vergisst, ein paar richtig gute Songs mitzubringen.

Es ist schon spannend, wie die Wahrnehmung eines Albums vor uns nach dem Lesen des Promo-Zettels aussieht. DRAGONLORD z.B. war mir völlig unbekannt, und beim ersten Hören hätte ich gedacht, dass es sich um eine vielversprechende Newcomer-Band mit geilem Old-School-Feeling handelt, die richtig was drauf hat und ordentlich Bock macht. Pustekuchen! DRAGONLORD ist ein Nebenprojekt von TESTAMENT und mittlerweile der Solo-Spielplatz von Gitarrist Eric Peterson, und die Fertigstellung von “Dominion” hat insgesamt 13 Jahre gebraucht, was nicht nur daran liegt, dass Mr Peterson halt diesen zeitraubenden Hauptlohnerwerb hat, sondern auch daran, dass er sich als Gitarrist so richtig ausgetobt hat. Da hört man dann natürlich nochmal genauer hin, woll.

DRAGONLORDs “Dominion” lebt vom Old-School-Vibe

Herausgekommen ist ein Album, das tatsächlich erstmal vom Old-School-Vibe lebt, und zwar dem der 90er. CHILDREN OF BODOM z.B. fallen mir sofort ein, aber auch sämtliche Symphonic-Metal-Kapellen, die damals “orchestrale” Keyboards verwendet haben und es bis heute tun. Der Mix stellt die meist in angenehmer Black-Metal-Tonlage krächzenden Vocals in den Vordergrund, vergisst aber natürlich auch die herrlich altmodisch bratenden Gitarren nicht – und darunter ballert das hervorragende Schlagzeug des erst 20 Jahre alten TRIVIUM-Schlagzeugers Alex Bent. Dazu das ständige “Ooooh” und “Aaaaaah” des Keyboard-Chores, und mein Haarwachstum steigert sich exponential, der Bierbauch verschwindet, Pickel sprießen… ach, Moment, Pickel hab ich ja sowieso immer noch. Egal. Die 90er sind zurück!

DRAGONLORD verlieren sich doch zu sehr im Gefrickel

Nur den Bass hat man irgendwie vergessen. Und das ist schade, denn dadurch fühlt sich die Bass-Drum unangenehm allein gelassen. Bass ist zwar da, aber hat zu wenig, äh, Wumms, wenn ihr versteht, was ich meine. Kann man sich drüber ärgern, man kann aber auch einfach das nächste geile Gitarrensolo oder gar ein herzerfrischend nach “Enthrone Darkness Triumphant” klingendes Keyboard-Gedudel abwarten und sich des Lebens bzw. des Todes freuen. Problem: Irgendwie kriege ich jetzt mehr Lust auf alte CHILDREN OF BODOM, HOLLENTHON oder DIMMU BORGIR und weniger auf einen weiteren Durchlauf von “Dominion”. Denn das Album ist zwar hervorragend gemacht (und kommt mit einem aufwändig gestalteten Graphic-Novel-mäßigen Booklet), aber das Songwriting hätte ebenfalls mehr Wumms verdient gehabt, sprich: Wo bitte sind die knackigen Refrains, die süchtig machenden Hooks? Der Titeltrack hat’s noch, aber danach verliert sich der DRAGONLORD (oh je, jetzt fällt mir erst auf, welch unglückliche Konnotation dieser Name im deutschsprachigen Raum hat…) doch ein wenig zu sehr im Gefrickel. Liegt in der Natur der Sache, klar, aber mir ist das zuviel. Deshalb eine klare Empfehlung nur für Gitarren- und TESTAMENT-Nerds, alle anderen greifen vielleicht doch lieber zu den alten Schätzen im CD-Regal.

Spielzeit: 44:33 Min.
Veröffentlicht am 21.9.2018 auf Spinefarm Records

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Tracklist DRAGONLORD “Dominion”:

1. Entrance
2. Dominion (Video bei YouTube)
3. Ominous Premonition
4. Lamia
5. Love of the Damned
6. Northlanders (Video bei YouTube)
7. The Discord of Melkor
8. Serpents of Fire

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