DESIRE: Locus Horrendus (The Night Cries Of A Sullen Soul)

Ihr habt Liebeskummer? Eure Freundin/euer Freund hat euch verlassen? Der Himmel ist grau verhangen, es nieselt leicht, und ihr wollt auch, daß es so bleibt? Der Strick hängt schon an der Decke, es fehlt nur noch der passende Soundtrack, und ihr habt sämtliche MY DYING BRIDE-Platten schon hundertmal rauf und runter gehört, wollt also mal was Neues?

Ihr habt Liebeskummer? Eure Freundin/euer Freund hat euch verlassen? Der Himmel ist grau verhangen, es nieselt leicht, und ihr wollt auch, daß es so bleibt? Der Strick hängt schon an der Decke, es fehlt nur noch der passende Soundtrack, und ihr habt sämtliche MY DYING BRIDE-Platten schon hundertmal rauf und runter gehört, wollt also mal was Neues?

Dann kommen DESIRE aus Portugal gerade richtig. Ihr zweites vollständiges Album „Locus Horrendus“ bietet 70 Minuten Zeit, während der ihr ersticken, verbluten oder an Vergiftungserscheinungen sterben könnt, wenn ihr wollt. Oder auch, zwischendurch, an Langeweile, denn ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich ziemlich enttäuscht bin von dieser Scheibe. DESIRE waren mir jahrelang ein Begriff, weil mir weiland von einem gewissen Herrn H. so dermaßen euphorisch über sie berichtet worden ist, dass ich nur noch aus Geifern und Lechzen bestand, als ich von diesem neuen Album erfuhr, hatte ich doch das erste (mittlerweile vergriffene) niemals gehört. Besser als EMPYRIUM sollten sie sein, besser als alles, intensiver und tiefer als das Rauschen des Ozeans, melancholischer als… ach, lassen wir das. Es stimmt nicht. Die Wahrheit ist: „Locus Horrendus“ bietet 70 Minuten lang ausschließlich langsamen, sehr langsamen Doom/Death/Gothic Metal mit ausschließlich vorhersehbaren Akkordfolgen und plakativen Keyboards. Die Texte handeln ebenfalls ausschließlich von verlorener Liebe, Liebeskummer und dem Gefühl, das man hat, wenn man verlassen wurde. Es ist quasi ein Monument der Trauer, des Verlusts, des Herzschmerzes… und doch leider über lange Strecken ungemein langweilig. Wo MY DYING BRIDE und EMPYRIUM mit abwechslungsreichem Gesang und ebensolchen Songstrukturen für Spannung und Gefühl sorgen, bieten DESIRE über die volle Distanz (mit einer zehnsekündigen Ausnahme in „Dark Angel Bird“, wo plötzlich aus dem Nichts Blastbeats auftauchen und genauso schnell verschwinden wie sie gekommen sind) pure schleppende Langsamkeit, monotones Gegrunze/Gekreische, und, das stört mich am meisten, eine schädliche Überdosis an harmonischen Moll-Akkorden. Wirklich jeder, absolut jeder Ton ist harmonisch genau passend zu dem vorhergehenden und kann somit im Voraus erraten werden. Das sorgt zweifelsohne für einige romantisch-melancholische Gefühle und Gedanken beim Hören, aber: im immer gleichen Tempo und auf einer Distanz von 70 Minuten ist es unmöglich, sich nicht zu langweilen.

Versteht mich nicht falsch – ich liebe Harmonien; bei einem Song wie „Sear Me III“ von MY DYING BRIDE bekomme ich regelrecht multiple Orgasmen, aber was DESIRE hier abziehen, ist übertrieben in jeder Hinsicht und nur auszuhalten für jene, die in der Tat den Strick schon an der Decke hängen oder das Rasiermesser bereits geschärft haben. Wer sich zu dieser Gruppe nicht zählt und das Album trotzdem liebt, möge dies tun, denn handwerklich ist es erste Sahne, das Artwork ist stimmungsvoll und die Produktion (Finnvox-Studios) erstklassig. Ich für meinen Teil brauche dennoch nicht eine Note dieser CD noch einmal hören – eine Riesenenttäuschung, leider.

VÖ: Herbst 2002

Spielzeit: 69:30 Min.

Line-Up:
Tear – vocals

Mist – guitar

Tempest – bass

Ashes – grand piano & keyboards

Flame – drums & percussion

Produziert von DESIRE

Homepage: http://thecrowshelter-desire.planetaclix.pt

Email: thecrowshelter.desire@clix.pt

Tracklist:
1. Preludium

2. Frozen Heart… Lonely Soul…

3. Cries Of Despair

4. The Weep Of A Mournful Dusk

5. An Autumnal Night Passion – Movement I

6. An Autumnal Night Passion – Movement II

7. Drama

8. Dark Angel Bird (A Poet Of Tragedies)

9. Torn Apart

10. (Love Is) Suicide

11. Postludium

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