blank

DEATH BEFORE DISCO: Barricades

Geschmacksache sagte der Affe und biss in die Seife. Immerhin ist "Barricades" professionell und abgeklärt.

Bei DEATH BEFORE DISCO ist der Titel mitnichten Programm. Barrikaden gibt es auf dieser Scheibe keine. Hier kommt alles zum Zug, was gerade so im schrägen Emo-Hirn herumspukt. Gefühlvolle balladeske Songs, melodische Rocker, komplexe ausufernde Songs und jede Menge songwriterische Experimente. So klimpern sich die Belgier durch zehn Stücke. Stücke voller Tempo- und Stimmungswechsel. Man weiß wirklich zu keiner Sekunde, wie die nächste Minute auf Barricades wohl klingen mag. Sänger Ioan Kaes singt mit seiner sehr emotionalen, getragenen Stimme sehr vielseitig und variabel. Von ruhigen Gesängen, heulenden Sirenenparts bis zu eher seltenen Shouts und Screams hat der Herr die komplette Tonleiter drauf. Musikalisch ziehen DEATH BEFORE DISCO alles herbei, was geeignet scheint. Wenn es sein muss auch an den Haaren. Das macht eine Beschreibung des Werks fast unmöglich. Denn hinter dem nächsten Emo-Rock-Riff kann sich genauso gut ein Stoner-beeinflusster Prog-Part befinden, wie ein Hardcore-Moshpart, eine softe Akustik-Strophe oder ein schräger, leicht noisiger Ausbruch. Letztere fallen bei dem Benelux-Quintett aber immer sehr gemäßigt aus. Man ist weder aufdringlich hart, noch ungebührlich chaotisch oder noisig. DEATH BEFORE DISCO sind nicht extrem. Doch, extrem vielseitig vielleicht. Und noch was: extrem Geschmacksache. Genau, da sind wir nämlich beim Haken von Barricades angekommen. Der Mix, den uns die Jungs vorsetzen, ist zwar insgesamt homogen und eine runde Sache, trifft aber meinen Nerv viel zu selten, zum Beispiel beim ruhigen bis energischen Goodbye. Insgesamt aber fehlt mir der Biss, mir fehlen Elemente, an die man sich länger als drei Sekunde erinnert. Vielleicht auch die ein oder andere große Melodie, statt langgezogenem Heulbojen-Pathos. Etwas weniger progressiv und etwas mehr auf den Punkt hätte dem Album vielleicht gut getan. Geschmacksache sagte der Affe und biss in die Seife. Immerhin ist Barricades professionell und abgeklärt. Post-Emo-Progressive-Soft-Core ergab das Brainstorming gerade. Schon wieder eine neue Nische geöffnet, obwohl DEATH BEFORE DISCO selbstredend in keine passen wollen. Pech gehabt, jetzt dürfen die Belgier eben nicht mit coolen Jungs abhängen, sondern hocken allein in ihrer Schublade. Schwamm drüber. Barricades polarisiert. Blind zuschlagen tun hier nur Narren oder Fans. Mutige hören aber mal rein.

Veröffentlichungstermin: 28. 06. 2006

Spielzeit: 47:01 Min.

Line-Up:
Ioan Kaes – Vocals
Ace Zec – Drums, Backing Vocals, Percussion
Frederik De Moor – Guitars, Bouzouki
Birger Finaut – Guitars
Yannick Dumarey – Bass

Produziert von Ace Zec und DEATH BEFORE DISCO
Label: Lifeforce Records

Homepage: http://www.deathbeforedisco.net

Tracklist:
01. Etireno
02. Barricades Of Rumble
03. Full Metal Jacket
04. Jaguar
05. Goodbye
06. Pyramids On Mars
07. Matchstick Girl
08. Kill The Dancer
09. Modern Times
10. Set The Minutes

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner